Der Antrag wurde abgeschmettert
Obwohl Apensens Jugendpfleger Jens Neumann Bedarf angemeldet hat, bekommt er keine Unterstützung

Sandy Rave hatte sich bei der Samtgemeinde Apensen als Duale Studentin für Soziale Arbeit beworben
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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wd. Apensen. Für Sandy Rave (19) wäre es eine tolle Möglichkeit für ihre berufliche Ausbildung gewesen, für Jugendpfleger Jens Neumann eine notwendige Unterstützung und für die Jugendarbeit in Apensen ein Gewinn: Als duale Studentin für Soziale Arbeit wollte die junge Apenserin ihren praktischen Teil des Studiums in der offenen Jugendarbeit der Samtgemeinde Apensen absolvieren. Doch der Samtgemeinderat wollte die Kosten nicht übernehmen und lehnte den Antrag ab (das WOCHENBLATT berichtete). "Ich bin sehr enttäuscht", sagt Sandy, die bereits seit 2017 im JuKuZ Apensen ehrenamtlich geholfen hatte und - nachdem sie ihren Juleika-Schein gemacht hatte - Kindernachmittage organisiert und Ausfahrten begleitet hat.
Jugendpfleger Jens Neumann ist noch viel mehr als enttäuscht. Denn die Ablehnung sei ohne Rücksprache mit ihm erfolgt, keiner der Politiker habe ihn zu Rate gezogen, sagt er auf Nachfrage gegenüber dem WOCHENBLATT. Dabei gehört es zu seinem Job als Jugendpfleger der Samtgemeinde, dass er Politik und Verwaltung in Sachen Jugendarbeit berate. "Jugendarbeit ist Pflicht und steht laut gesetzlicher Anforderungen auf gleicher Stufe wie Kita und Schule", so Neumann. Allein: Es gebe kein Gesetz, das genau festlegt, wie die Jugendarbeit aussehen soll, sodass sie Ermessensfrage bleibe und bedarfsgerecht erfolge.
"Ich habe allerdings Bedarf angemeldet", sagt Jens Neumann, immerhin der Experte der Samtgemeinde für die Jugendarbeit. Als Jugendpfleger hat er in seiner Amtszeit von Kindernachmittagen bis zum Ferienspaß ein breites Programm auf die Beine gestellt und weiß am Besten, wie viele Kinder aus welchen Gründen und zu welchen Themen ins JuKuZ in Apensen oder den Angeboten in den anderen Orten der Samtgemeinde kommen. "Da die Kinder aber freiwillig kommen und gehen, gibt es - anders als bei Verbandsarbeit, Kita und Schule - keine verlässlichen Zahlen", so Neumann. "Mal kommt nur der eine Jugendliche vorbei, der jeden Tag kommt, weil zuhause niemand auf ihn wartet, mal ist der ganze Raum mit Kindern gefüllt, weil das Angebot so attraktiv ist."
Im WOCHENBLATT-Gespräch wird deutlich: Für ihn ist jedes Kind und jeder Jugendlicher wichtig: "Wer kommt, hat Bedarf." Für Neumann gehört es auch zur Tagesordnung, dass er 25 Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Alters mit unterschiedlichsten Bedürfnissen betreut und im Griff hat - in einem Hort wäre das undenkbar.
Eine Herausforderung der offenen Jugendarbeit sei, spontan und flexibel reagieren zu können. Denn vorab weiß er nie, welche Angebote wie gut angenommen werden und vor welche Aufgaben ihn die Jugendlichen jeweils stellen. Dennoch könne er als Jugendpfleger im Gegenzug zum Jugendarbeiter seine 39 Wochenstunden nicht komplett für die pädagogische Arbeit verwenden. "50 Prozent der Stunden brauche ich für Verwaltungsaufgaben. Jedes Projekt, jedes Finanzierungskonzept, jeder Flyer, der von uns kommt, ist in Eigenarbeit entstanden", erklärt Neumann, warum er Unterstützung für die offene Jugendarbeit benötigt. "Es gehört z.B. zu meinem Job, Projekte zum Rassismusabbau und Demokratieverständnis anzubieten, Förderanträge zu stellen und abzuarbeiten, als Ansprechpartner für Vereine, die Verwaltung und eigentlich auch für die Politik da zu sein, Ferienfahrten zu organisieren und vieles mehr", so Neumann, der nebenbei auch Koordinator der Jugendkonferenz ist. "Und auch meine ehrenamtlichen Helfer benötigen Ausbildung und Anleitung, zumal es sich in der Regel um Jugendliche handelt."
Diese Aufgaben hätten übrigens auch in Corona-Zeiten stattgefunden, so Jens Neumann in Hinblick auf die Ratssitzung, in der ein Politiker sein Unverständnis geäußert hatte, dass der Jugendpfleger in der aktuellen Zeit Überstunden aufgebaut hat. "Ich bin einer misslichen Situation", sagt Jens Neumann. "Ich kann die Angebote der Jugendarbeit nicht einfach kürzen, weil der Bedarf da ist. Aber ich fühle mich, als würde ich mit angezogener Handbremse fahren."
https://www.jugendpflege-apensen.de/

Sandy Rave hatte sich bei der Samtgemeinde Apensen als Duale Studentin für Soziale Arbeit beworben
Fühlt sich, als würde er mit angezogener Handbremse fahren: Jugendpfleger Jens Neumann  Fotos: wd
Redakteur:

Nicola Dultz aus Buxtehude

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