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Cannabis: Legalisierung in Aussicht?

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Die Entkriminalisierung von Cannabis ist seit Jahren ein heikles Thema, welches neben der Politik auch die Wirtschaft bewegt. Seit der Corona-Krise werden die Forderungen nach einer Legalisierung wieder lauter. Bisher ist hierzulande lediglich der ärztlich attestierte Cannabis-Erwerb erlaubt.

Im Hinblick auf die Strafverfolgung bei illegalem Besitz variiert schon die Begrifflichkeit der Eigenbedarfsmenge von Bundesland zu Bundesland. Kleinere Vergehen bleiben vielerorts ungeahndet. Vor Hintergründen wie diesem hat sich die SPD-Bundestagsfraktion im vergangenen Februar für einen veränderten Umgang mit Cannabis ausgesprochen.

Erste Schritte auf dem Weg zur Entkriminalisierung

In einem Positionspapier schlug die SPD Modellprojekte zur kontrollierten Cannabis-Abgabe vor.

Viele Landesverbände vertreten eine Abkehr von der bisherigen Verbotspolitik und auch Institutionen wie die Friedrich-Ebert-Stiftung haben sich diesem Standpunkt inhaltlich angeschlossen. Ein erster Schritt hin zur Entkriminalisierung war die Zulassung von Cannabis zu medizinischen Zwecken im Jahr 2017. Unter bestimmten Voraussetzungen dürfen Ärzte seither Medizinalcannabis verschreiben. Bis dahin hatten etwa 1.000 Patienten eine Sondererlaubnis, die ihnen die Einnahme ermöglichte. Die meisten davon litten an neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose – eine der ersten Indikationen, für die die Verschreibung legalisiert wurde. Nach einer Gesetzesanpassung wurden aus 1.000 Patienten im Jahr 2018 etwa 40.000. Heutzutage ist Deutschland innerhalb Europas einer der Hauptmärkte für medizinisches Cannabis.

Krankenkassen übernehmen die Behandlungskosten in etwa zwei Dritteln aller Fälle. So vor allem bei Schmerzpatienten, die klassische Therapien erfolglos ausgeschöpft haben. Anders als herkömmliches Cannabis stammt die medizinische Form aus kontrolliertem Anbau und ist gut einschätzbar, was die Wirkstoffzusammensetzung betrifft. Während die Substanz als Droge vor allem geraucht wird, nimmt man das heute legale Medizinprodukt auf oralem Weg ein, so beispielsweise als Spray oder Tee. Die Verschreibungsmengen dürfen laut Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) innerhalb von 30 Tagen 100 Gramm getrocknete Cannabis-Blüten beziehungsweise zehn Gramm Cannabis-Extrakt nicht überschreiten.
Auch die vor 2017 verschreibungsfähigen Arzneimittel mit den Wirkstoffen Dronabinol und Nabilon werden in Deutschland an Patienten abgegeben. Als Voraussetzung gilt die Aussichtslosigkeit allgemein anerkannter Behandlungsleistungen. Auch wenn schulmedizinische Behandlungsoptionen unter Berücksichtigung der Nebenwirkungen nach begründeter Einschätzung des Arztes nicht zur Anwendung kommen sollten, ist medizinisches Cannabis legal.

Medizinisches Cannabis als Schmerztherapie

Volkskrankheiten wie Arthrose können Indikatoren zur Verschreibung medizinischer Hanfprodukte sein.

Um  Arthrose erfolgreich zu behandeln , kombiniert man üblicherweise Bewegungs- und Ernährungstherapie mit Kältebehandlungen, Operationen und Medikamenten, so vor allem nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR).

Hierunter fallen Entzündungshemmer wie Diclofenac oder Ibuprofen.
In manchen Fällen beklagen damit behandelte Patienten weiterhin Schmerzen oder Nebenwirkungen wie Magendarmprobleme. In diesen Fällen können sie sich medizinisches Cannabis mit den Cannabinoiden THC und CBD verschreiben lassen, um die Schmerzen ihrer  Arthrose ohne operative Eingriffe zu behandeln.

Von den über 144 Cannabinoiden der Hanfpflanze sind Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol die bekanntesten. THC entfaltet seine Wirkung an den CB1- und CB2-Rezeptoren des Endocannabinoidsystems, ist aufgrund seiner psychoaktiven Natur aber nicht immer gut verträglich. In medizinischem Cannabis beträgt die THC-Konzentration bis zu 20 Prozent. Für den legalen Umgang mit CBD-Produkten gelten wesentlich niedrigere Grenzwerte.

 
THC und CBD: Gibt es Unterschiede bei der Legalität?
Die Wirksamkeit von CBD-Produkten basiert auf dem Cannabidiol (CBD), das keine Rauscherfahrung hervorruft. Im Kontext von Erkrankungen wie Arthrose legten präklinische Studien an Ratten entzündungshemmende und schmerzlindernde Effekte nahe.

Im Vergleich zu medizinischem Cannabis mit hohem THC-Gehalt sind CBD-Produkte sanfter. Wegen der fehlenden Rauschwirkung sind sie sogar unabhängig von medizinischen Indikationen legal, solange sie von europäischen Hanfpflanzen mit höchstens 0,2 Prozent THC-Gehalt stammen.
Viele legale CBD-Produkte sind zur äußeren Anwendung gedacht und werden als Öl, Paste, Salbe oder Creme auf die Haut gegeben. Ist CBD zum Konsum bestimmt, ist es der Novel Food Verordnung unterworfen. Laut derer ist die Verwendung bestimmter Inhaltsstoffe in Lebensmitteln nur legal, wenn eine Zulassungsphase durchlaufen wurde. Da der Verzehr von CBD-haltigen Teilen der Hanfpflanze innerhalb einiger EU-Mitgliedstaaten bereits vor Inkrafttreten der Verordnung erfolgte, sind einige CBD-Lebensmittel nicht neuartig und brauchen daher keine Zulassung. Demgegenüber sind THC-haltige Produkte wegen ihrer Rauschwirkung ausschließlich dann legal, wenn ein ärztliches Rezept über die mitgeführte Menge vorliegt.

Zukunftsprognose: Wird Cannabis in Deutschland bald entkriminalisiert?

Obwohl der Besitz von medizinischem Cannabis und Erwerb CBD-haltiger Produkte in Deutschland legal ist, bleibt die Diskussion um die Entkriminalisierung zwiespältig. Zur Legalisierung fehlt es noch immer an Grundlagen. Kleinstbesitzmengen müssten aus dem Strafrecht beispielsweise ins Ordnungsrecht überführt werden, um eine ehemalige Straftat in eine Ordnungswidrigkeit zu verwandeln. Darüber hinaus müssten vor der Legalisierung Grenzwerte für den Straßenverkehr festgelegt werden. Aufgaben, an denen die Bundesregierung bislang scheitert. Die flächendeckende Freigabe von Cannabis liegt daher auch Jahre nach der Legalisierung medizinischer Cannabis-Produkte in weiter Ferne und wird erst durch Begleitforschungen und wissenschaftliche Evaluationen in den Bereich des Möglichen rücken

Redakteur:

Online Redaktion aus Buxtehude

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