Seit 47 Jahren Dauerkarteninhaber für beide Vereine
HSV und Werder-Fan: Gerd Wetegrove leidet doppelt
tk Assel. "Beides gleich übel", kommentiert Gerd Wetegrove das vergangene Jahr aus Fußball-Fansicht. Der Mann aus Assel ist etwas Besonderes, wenn nicht sogar Einmaliges: Er ist gleichermaßen HSV- und Werder-Fan. Daher sein ehrliches Fazit der vergangenen Bundesliga-Saison: "Echt Scheiße". Werder in die 2. Liga abgestiegen und der HSV noch immer drin. Schlimmer geht's nimmer für einen, der seit 47 Jahren Dauerkarten-Inhaber beider Clubs ist. Dass es jetzt eine Spielklasse unter dem Fußballoberhaus wieder das packende Nordderby gibt, ist kein Trost. Auch die Aussicht auf die vermutlich stärkste 2. Liga aller Zeiten reißt Wetegrove nicht zu Jubelstürmen hin.
Zwei gravierende Fehler, findet der Fußball-Experte, hätten beide Vereine in der vergangenen Saison gemacht: Viel zu spät die Trainer gewechselt.
Als leiderprobter Werder-Fan habe er den Optimismus - "wir haben den Klassenerhalt geschafft" - nicht teilen können. "Das hätte ich erst geglaubt, wenn es tatsächlich so gekommen wäre." "Einfach nur hilflos", nennt er die letzten Werder-Spiele. Auch der HSV bekommt keine Supernoten, sondern eine ehrliche Ansage: "Krücken! Drei Mal auf dieselbe Art das Ziel Aufstieg verpasst."
Dass dann auch noch der Stadionbesuch wegen Corona flachfiel, hat eine verkorkste Saison nicht besser gemacht. "Nur TV ist nicht so der Hit", sagt der Dauerkarten-Besitzer beider Vereine. Mit Werder in der 2. Liga ist der einzige Vorteil weggefallen, den Wete-grove dem Klassenunterschied in einem Fall abgewinnen konnte: Erst das frühere HSV-Heimspiel und nach dem Abpfiff sofort weiter nach Bremen ins Weserstadion. "Natürlich mit Garderoben-Wechsel", sagt Gerd Wetegrove über seine jeweiligen klassischen Fankutten.
Es gibt Sportreporter, die bereits orakeln, dass Werder - anders als der HSV, der einfach nur den Aufstieg nicht packt - im freien Fall weiter abrutschen könnte. "Nach der 3. Liga wäre Schluss", meint Dauerfan Gerd Wetegrove. Die 4. Liga habe er schließlich im Dorf. Auch für Drochtersen/Assel (D/A) hat er eine Dauerkarte. Die Jungs haben in den vergangenen Monaten zuverlässiger abgeliefert und haben die Chance, sich erneut für den Pokal zu qualifizieren. Wenn der Fan aus Assel einem seiner Bundesliga-Vereine den Rücken kehren würde, wäre das schade: Nach 47 Jahren ist er bekannt wie der sprichwörtlich bunte Hund: Ordner, Shuttlebusfahrer und sogar einige Polizisten wissen in Hamburg und in Bremen: Der Mann ist eine ehrliche Fußballseele. Kein Champagner-Schickimicki in der VIP-Lounge, sondern ein Bier im Fanblock.
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