Kein Happy-End im Buxtehuder Sportverein
Liga-Fußballer verlassen den BSV

Auf dem Kunstrasenplatz im Jahnstadion wird es keinen 
Leistungsfußball mit Mannschaften des BSV geben Foto: tk
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    Leistungsfußball mit Mannschaften des BSV geben Foto: tk
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Zur neuen Saison gibt es keine 1. und 2. Herrenmannschaft mehr / Kompromisssuche führte zu nichts tk. Buxtehude. Seit Februar wurde heftig gestritten, doch vor vier Wochen sah es noch so aus, als könnten die Vereinsführung vom Buxtehuder Sportverein (BSV) und die Ligafußballer einen  Kompromiss in der Auseinandersetzung um Geld, Schulden und die finanzielle Eigenständigkeit der Kicker finden. Jetzt ist es aber amtlich: Mit dem leistungsorientierten Fußball im BSV ist es, vermutlich für lange Zeit, vorbei. Die Spieler der 1. und 2. Herren sind aus dem Verein ausgetreten. Ligamanager René Klawon hatte ohnehin schon gekündigt und Trainer Muharrem Tan hat seine Schlüssel ebenfalls abgegeben. Wie es zu dem endgültigen Zerwürfnis kam? Jede Seite hat darauf ihre eigene Antwort. René Klawon: "Der BSV will keinen Fußball mehr". BSV-Geschäftsführerin Stefanie Teske: "Die Fußballer waren zu ungeduldig." Auch im Netz hat sich der Fußball verabschiedet. Die an die Homepage des BSV angekoppelte Seite der Ligafußballer ist abgeschaltet. Laut Teske war der Grund eine Traueranzeige mit dem Text "Glückwunschkarten an die Geschäftsführerin". Und in den sozialen Medien wird kräftig gegeneinander ausgeteilt.

Es war vor allem ein Streit um Finanzen und die Verwendung von Sponsoreneinnahmen. Der Knackpunkt: Die Ligafußballer hatten 24.000 Euro Schulden angesammelt und bislang nicht zurückgezahlt. Der erweiterte Vorstand bot im Februar eine Halbierung der Verbindlichkeiten an, das lehnten die Kicker und ihr Ligamanager René Klawon jedoch ab. Damit begann die Auseinandersetzung, die jetzt zum Ende der 1. und 2. Herren führte.

In letzter Minute hatte BSV-Präsident Wolfgang Watzulik, ein Freund der Fußballer, noch eine Rettungsmission gestartet. Die Ligamannschaften sollten ausgegliedert werden und hätten dadurch mehr Selbstständigkeit - auch finanziell - bekommen. Allerdings ist das nach den Regeln des Hamburger Fußballverbands nicht möglich. "Wir haben drei Wochen mit dem Präsidium und Steuerberatern diskutiert", sagt René Klawon - und er habe letztendlich herausfinden müssen, dass das, was geplant sei, überhaupt nicht funktioniere. Klawon ist auf Zinne: "War das Unfähigkeit oder Absicht der Vereinsführung?"
BSV-Geschäftsführerin Stefanie Teske: "Weitere Lösungsansätze zeichneten sich ab. Die offensichtliche Ungeduld der verbliebenen Akteure des Liga-Fußballs in der jetzigen Entscheidungsphase führte zum Scheitern." Das wiederum lässt Klawon nicht gelten. Man könne nicht bis nach dem letzten Spiel der Saison warten, um dann die Weichen für die Zukunft zu stellen. Die meisten Spieler hätten ohnehin schon anderswo neue Verträge. Die Vereine in der Nachbarschaft würden sich "die Hände reiben".

Dass es jetzt zum großen Knall kam, hat eine Vorgeschichte, die ins Jahr 2015 zurückreicht: Damals mussten die Liga-Fußballer ihre eigene Marketing GbR auflösen. Das hatte der Vorstand angeordnet, weil sonst die Gemeinnützigkeit des Gesamtvereins auf dem Spiel gestanden hätte. Für René Klawon war das der Anfang vom Ende. Bis dahin hatte er jeden eingenommenen Sponsoren-Euro selbst verwaltet und für den Liga-Fußball ausgegeben.

Dass er seit 2015 vom neuen Konto für seine Liga-Fußballer auch Trainer und den Spielbetrieb habe finanzieren müssen, sei ihm von niemandem gesagt worden. Dadurch seien die Schulden entstanden. Für Klawon logisch: Weil der Vorstand ihn nicht über seine Zahlungsverpflichtungen informiert habe, stehe auch der Vorstand für die Verbindlichkeiten gerade.

Das wiederum sehen die Mitglieder im erweiterten Vorstand, dem alle Sparten des BSV angehören, komplett anders. Wer für Schulden verantwortlich sei, solle auch dafür geradestehen. Und Stefanie Teske weist darauf hin, dass es auch andere Sparten gibt, die einen Zusatzbeitrag bezahlen. Etwa dann, wenn sie kostenintensiv Material verbrauchen. Das hätten auch die Kicker zum Schuldenabbau tun können.
In den sozialen Netzwerken wird derweil darüber gestritten, ob Tänzer und Radfahrer etwa meinen, dass sie bessere Sportler als Fußballer sind. Und Klawon-Gegner keilen zurück: "24.000 Euro verprassen und sich dann verpissen, ist eine starke Nummer."
In einer Sache sind sich Stefanie Teske und Rene Klawon übrigens einig: Am Ende gibt es nur Verlierer. Wie unterschiedlich ihre Sicht der Dinge ist, wird aber bei der Antwort der beiden auf die Frage deutlich, wann es noch die Möglichkeit zu einer einvernehmlichen Lösung gegeben hätte. Für Teske ist das die Sitzung im Februar, als den Fußballern die Halbierung der Schulden angeboten wurde. Für Klawon wiederum ist es das Jahr 2015, als die eigenständige Marketing GbR aufgelöst wurde.

Ob die 1. Herren am Sonntag in der Landesliga Hamburg noch gegen Rahlstedt antritt, sei offen, erklärt Ex-Manager Klawon. Und Stefanie Teske setzt als Schlusspunkt den Satz: "Der Fußball im BSV ist nicht tot." Es gebe noch den Nachwuchsbereich und eine Seniorenmannschaft.

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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