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Osterfeuer im Landkreis Stade

Bilddatei statt Schönschrift

Britta Odenthal steht schmunzelnd am Briefkasten. Leider ist es kein Liebesbrief, den sie einwirft.
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(jd). Postkunden schmunzeln über "romantischen" Hinweis auf zwei Briefkästen in Buxtehude."Nur für Liebesbriefe" - wer auch immer diese "Anweisung" mit dickem Filzstift auf die beiden Briefkästen vor der Buxtehuder Postfiliale gekritzelt hat: Die- oder derjenige muss ein hoffnungsloser Romantiker sein. Der klassische Liebesbrief, verfasst in schnörkeliger Schönschrift auf blütenzartem Büttenpapier, ist out. Vorbei sind die Zeiten, als der Briefträger in die Rolle des "Postillon d'Amour" schlüpfte, wenn er das sehnsüchtig erwartete Kuvert mit den Liebesschwüren durch den Briefschlitz steckte. Das moderne Liebesbekenntnis kommt heute meist ganz unromantisch daher: auf digitalem Weg - per E-Mail oder SMS. Dabei müsste die Deutsche Post durchaus Interesse daran haben, dass Verliebte einen regen Briefwechsel führen: Vor ein paar Jahren machte der Briefversand noch rund die Hälfte des Konzern-Umsatzes aus. Jetzt ist es nur noch ein Viertel.

Viele, die ihre Post in den Buxtehuder Briefkasten einwerfen, schmunzeln über den Schriftzug mit dem Liebesbrief-Hinweis. Auch Britta Odenthal findet die Idee lustig. Sie hält einen Umschlag im schnöden DIN-Geschäftsformat in der Hand. "Das ist leider kein Liebesbrief, sondern ein ganz langweiliger Behörden-Schriftwechsel", erklärt die Harburgerin, die in Buxtehude arbeitet.

Sie gehört zu den wenigen, die sich dem Trend zur elektronischen Liebesmail verweigern. Ihre letzten verliebten Worte hat sie vor anderthalb Jahren verfasst: "Das war eine Liebes-Postkarte an meinen Schatz, der damals eine Autostunde von mir entfernt wohnte."

Britta Odenthals Brief an die Behörde ist eine von rund 64 Millionen Sendungen, die allein die Deutsche Post täglich befördert. Dabei nimmt die Zahl der rein persönlichen Briefe, wie das Dankesschreiben des Enkels für Omas Geburtstagsgeld oder die Einladung zur Hochzeitsfeier seit Jahren kontinuierlich ab. Der Anteil der Privatpost am bundesweiten Briefaufkommen beträgt nur noch vier Prozent. Tendenz weiter sinkend. Eine Entwicklung, die Britta Odenthal bedauerlich findet: "Ich freue mich über jeden Brief von Freunden oder Verwandten. Ab und an etwas Nettes in der Post zu haben und nicht immer nur Rechnungen oder Reklame, ist doch schön."

Doch mit dieser Meinung steht Britta Odenthal wohl auf verlorenem Posten: Anstatt zu Stift und Papier zu greifen, hauen Verliebte in die Tasten. Die oder der Angebetete muss sich nicht mehr gedulden, bis der Postbote mit der heiß ersehnten Herzensbotschaft erscheint. Ein Blick in den E-Mail-Eingang oder auf das Smartphone reicht, um festzustellen, ob eine neue amouröse Kurznachricht eingetroffen ist.

Die ehemalige Posttochter Deutsche Telekom gibt auf ihrem Internet-Portal "T-Online" sogar Tipps für die perfekte elektronische Liebes-Mail. So wird geraten, der Mail mittels Videos, Fotos und Musikdateien einen persönlichen Charakter zu verleihen. So kann die Umworbene ihren Geliebten mit ins Bett nehmen - als angehängte Bilddatei auf dem Tablet-PC.

Britta Odenthal steht schmunzelnd am Briefkasten. Leider ist es kein Liebesbrief, den sie einwirft.
Würde der Hinweis "Nur für Liebesbriefe" ernst genommen, dürften wohl nicht viele Schreiben im Briefkasten landen
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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