Leiterin des Stader Frauenhaus: "Wir sind für Frauen so etwas wie eine Feuerwehr"

Andauernde Gewalt gegen Frauen ließe sich durch ein besseres 
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Neue Statistik zur häuslichen Gewalt: Gespräch mit der Stader Frauenhaus-Leiterin

tk. Stade. Jeden dritten Tag wird eine Frau in Deutschland von einem Partner oder Ex-Partner getötet. Im vergangenen Jahr waren das 147 Tötungsdelikte. Diese Zahl steht in der aktuellen Statistik des BKA (Bundeskriminalamt) zur häuslichen Gewalt, die am Dienstag vorgestellt wurde. Fast 140.000 Fälle von häuslicher Gewalt sind 2017 angezeigt geworden. Diese Zahlen überraschen Silvia Steffens nicht. "Die tatsächliche Zahl liegt weit höher", sagt die Leiterin des Frauenhauses in Stade. Zum einen würden viele Fälle nicht angezeigt, zum anderen können auch manche Suizide auf die Folgen von häuslicher Gewalt zurückgeführt werden. "Wir brauchen mehr Prävention, eine bessere Vernetzung und Aufklärung wichtiger Akteure, wie häusliche Gewalt frühzeitig zu erkennen ist", sagt Silvia Steffens.

Manche Dinge hören sich dabei eigentlich simpel an: "Es könnten viel mehr Flyer in Arztpraxen ausliegen", so Steffens. Es sei leider nicht immer leicht, Ärzte zur Zusammenarbeit zu bewegen, weil viele meinten, keine Unterstützung zu benötigen. Bei Airbus sie es sehr viel einfacher gewesen, Infoflyer auszulegen, als in vielen Arztpraxen. Dabei sei informieren und sensibilisieren eine Voraussetzung, um betroffenen Frauen kompetent Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen, so die Leiterin des Frauenhauses.

Wenn eine Frau ihr Leid offenbare, wenn sie etwa zum x-ten Mal mit einer Verletzung beim Arzt erscheine, dann sei es extrem wichtig, dass der Mediziner richtig reagiere. "Passiert das nicht, bleibt die Frau weiterhin in ihrer Notsituation", sagt Steffens. Sie berichtet über einen negativen Extremfall aus der Region: Ein Arzt, dem seine Patientin über häusliche Gewalt berichtete, rief hinterher deren Partner an, um ihm die Leviten zu lesen. Folge: Die Frau bekam zu Hause Prügel.

Ein anderes Feld, auf dem Silvia Steffens Aufklärungsbedarf sieht, um häusliche Gewalt frühzeitiger zu erkennen, sind Schulen. "Verhält sich ein Kind plötzlich anders und auffällig, kann häusliche Gewalt ein möglicher Grund sein", so Steffens. Auch hier gilt: Um das zu erkennen, ist Wissen notwendig. Auch wenn Gewalt in Beziehungen inzwischen ein Stück weit aus der Tabuzone heraus gerückt ist, "müssen wir noch viel sensibler damit umgehen".

"Wenn Frauen zu uns kommen, ist es eigentlich schon zu spät", sagt die Expertin. Viel früher hätte etwas geschehen können und müssen. "Viele Betroffene wissen aber schlichtweg nicht, an wen sie sie wenden können", sagt sie aus ihrer jahrelangen Beratungserfahrung. Ein breiteres und besser aufgestelltes Netzwerk würde dieses Defizit beheben.
"Ich freue mich über jeden Platz, der bei uns im Stader Frauenhaus nicht gebraucht wird", sagt Silvia Steffens. Insgesamt müssen Frauenhäuser in Deutschland aber ausreichend - also häufig besser - finanziert werden. Silvia Steffens vergleicht die Einrichtung mit der Feuerwehr. Über die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs werde nicht gestritten, wenn diese Investition zum Schutz der Menschen notwendig sei. "Wir im Frauenhaus sind eine Art Feuerwehr für Frauen."

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Tom Kreib aus Buxtehude

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