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Millionenschaden im Buchholzer Freibad

Sauberer Po - verstopftes Klo: Verwendung von Feuchttüchern bereitet den Abwasser-Entsorgern zunehmend Probleme

Immer mehr Deutsche greifen zu Feuchtpapier | Foto: jd
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(jd). Mit seinem Job bei der Buxtehuder Stadtentwässerung ist Stefan Waßmann ganz zufrieden. Doch eine Sache stinkt dem Mechaniker gewaltig: Immer öfter muss er ausrücken, weil eine Pumpe verstopft ist. Vor allem aus einem Grund: achtlos ins Klo geworfenes Feuchtpapier. Waßmann steht mit seinem Ärger nicht allein da. Überall haben Klärwerksbetreiber mit Problemen zu kämpfen, die im WC weggespülte Feuchttücher verursachen.

Wenn eine Pumpe nicht mehr läuft, schlägt das Warnsystem per Fernüberwachung Alarm. Dann darf Waßmann nicht lange warten: Die Pumpen haben eine wichtige Aufgabe. Sie befördern das Schmutzwasser in Richtung Klärwerk. Kommt der Durchfluss in der Kanalisation zum Stillstand, droht Gefahr, dass sich die dreckige Brühe aufstaut und womöglich in die Hausanschlüsse zurückläuft.

Mittels Seilwinde wuppt der Mechaniker die abgeschraubte Pumpe aus dem Schacht. Stinkende, schlierige Stränge in weiß-grauer Farbe kommen zum Vorschein. Verzopfungen nennen es die Wasserwerker. Die Feucht-, Kosmetik- und Toilettentücher, die ins WC wandern, bleiben in den Pumpen stecken. Sie verdrehen und verzwirbeln sich, bilden dicke Wülste und blockieren schließlich das Gewinde. Rund eine Stunde benötigt Waßmann mit einem Kollegen, um die "verzopfte" Pumpe auszubauen, zu reinigen und wieder einzusetzen.

"Bei rund 250 solcher Einsätze sind wir im Vorjahr auf etwa 50.000 Euro an zusätzlichen Kosten gekommen", rechnet Dr. Harald Stechmann, technischer Abteilungsleiter bei der Buxtehuder Stadtentwässerung, vor. Auch den anderen Abwasser-Entsorgern in der Region bereitet der "Pumpenkiller" Feuchttuch Sorgen: "Die Fasern dieser Vliestücher sind einfach zu stabil und zersetzen sich nicht richtig im Wasser", sagt Heinrich Helms, Pressesprecher der Stadt Buchholz. Die Menschen in der Nordheide-Metropole greifen offenbar immer öfter zu den nassen Tüchlein, um sich Po oder Gesicht zu reinigen. Dabei riskieren sie auch daheim verstopfte Rohre.

Der Landkreis Harburg hat bereits technisch aufgerüstet: Seit zwei Jahren werden neue Pumpen-Modelle mit speziellen Schneidwerken eingebaut, die die Tücher besser zerkleinern. "Über mehrere Monate gab es keine Verstopfung!", frohlockte Abwassermeister Jürgen Brehm von der Kläranlage Seevetal unlängst in einem Fachblatt der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA). Doch Brehms Euphorie können andere Entsorger nicht teilen: Sie hatten weniger Erfolg mit neuen Schneidsystemen.

Auch das Gespräch mit den Herstellern hat der DWA gesucht - ohne Erfolg: Dank der Wisch-und-Weg-Mentalität der Verbraucher sind die kleinen, reißfesten Tücher ein Riesengeschäft. So haben die Entsorger den "schwarzen Peter" und müssen sich für viel Geld neue Technik zulegen. Für Wasserwerker Stechmann ist das aber nur ein teures Herumdoktern an den Symptomen: "Wir müssen bei der Ursache ansetzen und den Verbraucher dazu bringen, solchen Kram nicht mehr in der Toilette wegzuspülen oder - noch besser - gar nicht erst zu kaufen."

"Unschuldige" Hersteller

Die Hersteller der Feuchttücher sind sich keiner Schuld bewusst: Sie verweisen darauf, dass auf der Verpackung aufgedruckt ist, ob ein Tuch im WC entsorgt werden darf. Bei den Toilettentüchern findet sich in Mini-Lettern der Hinweis, wie viele auf einmal weggespült werden dürfen. Überwiegend werden zwei bis drei Tücher angegeben. Der Vlies-Industrieverband "Edana" mit Sitz in Belgien wendet eigene Testreihen an: die sogenannten "sieben Stufen der Spülbarkeit" (seven methods for assessing the flushability). Doch die Wasserentsorger halten von diesen Tests wenig.

Kritik vom Umweltbundesamt

Skeptisch gegenüber jede Art von Feuchtpapier zeigt man sich auch beim Umweltbundesamt (UBA). Laut Dessen Sprecher Felix Potschke dürfen die Vliestücher nur über den Hausmüll entsorgt werden. Sie haben wie Essensreste, Tampons, Slipeinlagen, Kondome oder Windeln nichts im WC zu suchen. Nach dem Wasserhaushaltsgesetz ist es sogar verboten, diese Dinge in die Toilette zu werfen.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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