Wenn Antibiotika nicht helfen: Bei der Big-Challenge-Podiumsdiskussion in Buxtehude tauschten sich Landwirte und Mediziner über den MRSA-Erreger aus
Sobald flächendeckend und über längere Zeit Antibiotika eingesetzt werden, besteht die Gefahr, dass Bakterien Resistenzen gegen den Wirkstoff bilden. Ein Problem, das nicht nur Mediziner, sondern auch Landwirte beschäftigt. So tauschten sich kürzlich unter dem Motto "Resistente Keime - Tatsachen und Lösungen" bei einer Podiumsdiskussion in Buxtehude hochrangige Experten über den Erreger MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus areus) aus. Initiiert wurde die Diskussion im Rahmen der Spendenaktion "Big-Challenge", bei der Landwirte zugunsten der Krebsforschung von Flensburg bis nach Füssen radeln (das WOCHENBLATT berichtete). Diskussionsteilnehmer waren Dr. Andreas Kleinheinz, ärztlicher Direktor des Elbe Klinikums, Tierärztin Nadine Henke, Kreislandwirt Johann Knabbe und die Kreis-Landfrauenvorsitzende Dörthe Neumann, Moderator war der Landwirt Thankmar Corleis. Sie alle zählen selbst zur Risikogruppe MRSA, weil der Erreger besonders in der Landwirtschaft, in Krankenhäusern und Pflegeheimen auftritt. Weiterhin gehören u.a. Dialysepatienten, Menschen mit künstlichen Körperöffnungen oder Katheter sowie Personen, die noch vor Kurzem für längere Zeit im Ausland waren, zur Risikogruppe.
MRSA wird von Mensch zu Mensch und auch von Tier zu Mensch übertragen, befindet sich auf der Haut und macht dort keine Beschwerden. Zur Infektion kommt es, wenn er z.B. durch eine Wunde in den Körper gelangt. Folgen können z.B. Geschwüre, eine Lungenentzündung oder Blutvergiftung sein, die dann nur noch mit wenigen Antibiotika behandelt werden können.
Um Risikopatienten zu erkennen, füllen Patienten der Elbe Kliniken Fragebogen aus. Im vergangenen Jahr gab es laut Dr. Andreas Kleinheinz 218 MRSA-Fälle in Stade und 118 Fälle in Buxtehude, wobei die meisten Patienten bereits infiziert waren, bevor sie ins Krankenhaus kamen. Dann werden die Patienten unter höchsten Hygienevorkehrungen behandelt. "Einen hundertprozentigen Schutz gibt es aber nur, wenn wir von vornherein alle Patienten als Risiko-Patienten einstufen und sie in Einzelzimmern unterbringen könnten", so Dr. Kleinheinz. Das aber sei bei dem Kostendruck in Krankenhäusern nicht möglich. Um so wichtiger sei es, dass sich Personal, Patienten und Krankenhausbesucher konsequent die Hände desinfizieren.
Auch die Landwirte arbeiten daran, eine Ausbreitung des Keims zu verhindern. Laut Tierärztin Nadine Henke haben 30 Prozent der Personen, die in der Landwirtschaft tätig sind, sowie zehn Prozent ihrer Familienmitglieder den Keim auf ihrer Haut. Der Einsatz von Antibiotika in Ställen wurde jedoch, das bestätigt auch Kreislandwirt Johann Knabbe, bereits massiv zurückgefahren, u.a. durch veränderte Haltungsbedingungen, Monitoring und Antibiotika-Datenbänke. Im Krankheitsfall aber - darauf weist die Tierärztin hin - sei es für Mensch und Tier absolut erforderlich, das Antibiotikum in der richtigen Dosis und Dauer zu nehmen, damit alle Keime abgetötet werden. "Sieben Tage müssen eingehalten werden", so Nadine Henke.
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