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Buxtehude: Der Konflikt um den Melkerstieg

Um die Nutzung dieser stadteigenen Häuser am Melkerstieg ist ein Streit entbrannt
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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tk. Buxtehude. Der Beschluss ist gefasst und Politik und Verwaltung haben bislang nicht erkennen lassen, dass sie ihn ändern wollen: In den vier freien Wohneinheiten am Melkerstieg sollen Asylbewerber einziehen. Dagegen hatten Vertreter der Sinti-Familie Weiß protestiert. Sie wollen die Wohnungen für ihre Familien nutzen. Inzwischen hat sich der Verband Deutscher Sinti Niedersachsen eingeschaltet.

Siegfried Franz ist Sprecher und Vorstandsmitglied des Vereins mit Sitz in Hannover. "Das könnte ein Politikum werden", sagt er gegenüber dem WOCHENBLATT. Der Verband wird ein Schreiben an alle Ratsmitglieder verschicken, in dem die "Causa Mellerstieg" aus Sicht der Sinti noch einmal erklärt wird.

Der Hintergrund: Die Reihenhausanlage wurde Anfang der 80er Jahre von der Stadt für Sinti gebaut. Zur Zeit sind nur noch zwei Wohneinheiten belegt. Der Rat hat beschlossen, die freien Wohnungen zu sanieren und dort 24 Asylbewerber - wahrscheinlich Familien - unterzubringen. Weil Familie Weiß bereits vor einem Jahr den Wunsch geäußert hat, dort wieder einzuziehen, hat sich jetzt der Konflikt entwickelt (das WOCHENBLATT berichtete).

Für Siegfried Franz, der am Montag an einem Gespräch in Buxtehude mit Vertretern der Stadt und Familie Weiß teilgenommen hat, sind die Dinge eigentlich klar: Die Häuser wurden für Sinti gebaut, also sollen sie dort auch wohnen. "Alles andere wäre ein Rückschritt gegenüber dem einmal eingeschlagenen Weg", betont er. Andere Städte, die einen solchen Weg probiert hätten, seien davon abgekommen. Sinti-Siedlungen seien für Sinti wieder geöffnet worden.

Dass die Familien zusammen an einem Platz leben wollen, begründet er - wie auch Familie Weiß vor Ort - mit der Kultur und Tradition der Sinti. "Das Miteinander, unsere gemeinsame Sprache und Kultur gehen sonst verloren." Das generationsübergreifende Zusammenleben der Familien sei fester Bestandteil der Identität der Sinti. Wer das erkenne, werde verstehen, wieso die Familie dort zusammenleben wolle. "Alles andere ist ein harter Eingriff in unsere Kultur" sagt Siegfried Franz.

Er setzt darauf, dass die Mehrheit der Buxtehuder diesen Wunsch versteht - und der Ratsbeschluss gekippt wird. "Ich sehe dafür große Chancen", sagt der Sprecher der niedersächsischen Sinti. Weil Anwohner am Melkerstieg sich bereits dafür ausgesprochen hätten, dass die Familie Weiß dort alle Häuser bezieht, hat Franz die Hoffnung, dass "die Mehrheitsgesellschaft uns Sinti nicht im Stich lässt."
Der Verband Deutscher Sinti Niedersachsen will das Thema Melkerstieg in eine breite Öffentlichkeit tragen. "Wenn es sein muss", sagt Siegfried Franz, "gehen wir dafür in Buxtehude auch auf die Straße."

15.000 Sinti leben in Niedersachsen

In Deutschland leben ungefähr 70.000 Sinti, davon rund 15.000 in Niedersachsen. Sinti und Roma sind eine so genannte nationale Minderheit. Wie etwa Sorben oder Dänen. Das heißt: Der Status der nationalen Minderheit garantiert gesetzlich verankert - in ganz Europa - Rechte bei Bildung, Sprache und Bewahrung der Kultur. "Wir sind Ur-Deutsche", sagt daher auch Verbands-Sprecher Siegfried Franz - die aber ihre eigenen Traditionen leben wollen.
Die Niedersächsische Beratungsstelle für Sinti und Roma in Hannover wurde vom Land, damals unter Ministerpräsident Albrecht, eingerichtet.
• Weitere Infos: www.sinti-niedersachsen.de

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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