Krautsand: Sanierung von Altlasten oder Umwelt-Skandal?
ig. Drochtersen. Mancher Drochterser spricht von einem Umweltskandal, droht mit Strafanzeige. Anderen wiederum gefällt die „Sanierung“. Endlich werde das seit Jahrzehnten ungenutzte Gelände von Unrat befreit.
Die Gemüter erregt ein Drochterser Unternehmer, der auf seinem Grundstück auf dem Ex-Ziegeleigelände auf Krautsand am Wochenende Bäume fällte, Büsche und Sträucher entfernte. „Dabei befinden sich dort ein geschütztes Biotop und ein Wald“, so eine empörte Krautsanderin.
Das Areal gehörte einst dem Drochterser Bauunternehmer Jürgen Heinrich Oltmann. Seine Erben wollten mit Unterstützung der Gemeinde eine Ferienanlage erstellen. Das Projekt scheiterte nach Jahren. Ein Hindernisgrund war die Geruchsimmissionen eines Rindermastbetriebes in der Nachbarschaft. Der Landwirt befürchtete, dass seinem Betrieb die Möglichkeit der Erweiterung genommen werde. Die Folge: Das Ferienhausgelände („Elbidyll“) wurde im Laufe der Bauleitplanung immer kleiner. So kam es zum Verkauf an die Landwirtschaftsfamilie Wrage.
Mit der Gemeinde wurde die Aktion nicht abgesprochen. Bürgermeister Mike Eckhoff nahm das Gelände in Augenschein und war entsetzt. Von einem sogenannten „Sanierungsplan“ habe er nichts gewusst. Er habe erst kürzlich mit der zuständigen Landkreisbehörde im Zusammenhang mit der Bauleitplanung für das benachbarte ehemalige Hotel „Zur Elbaussicht“ Kontakt aufgenommen, um zu erfahren, ob es ohne Weiteres möglich sei, am Rande des betroffenen Geländes Bäume abzuholzen. Die Antwort: Es handele sich um einen Wald. Deshalb müsse eine Genehmigung eingeholt werden.
Juniorchef Markus Wrage sieht das anders. „Das ist eine Industriebrache mit Ziegel- und Betonresten. Wir recyceln die ganzen Steine und Betonfunde, um sie dann wieder zu nutzen.“ Das Land Niedersachsen fordere doch, Altlasten-Standorte zu sanieren, Flächenrecycling zu betreiben. „Das tun wir. Und dann werden uns Knüppel zwischen die Beine geworfen.“
Cornelius van Lessen, Vorsitzender FWG Drochtersen, kann dort keinen Wald erkennen. „Dies ist weder aus dem Bundeswaldgesetz noch aus dem Niedersächsischen Waldgesetz abzuleiten. Auf dem Grundstück wuchsen keine ‚Waldbäume’ sondern Pappeln, Haselnuss-Sträucher, Weiden und Brombeeren. Wir sollten froh sein, dass die Müllkippe saniert wird.“
Der Landkreis prüft jetzt die Fällung der Bäume. Es sei zwar richtig, sagt der Chef der Unteren Naturschutzbehörde, Uwe Seggermann, dass Wrage mit dem Umweltamt eine Säuberung des Bodens abgestimmt habe. „Da ging es um Beseitigung von Altlasten.“ Aber die Abstimmung mit dem Naturschutzamt habe nicht stattgefunden. Das Ziegeleigelände dürfe nach Naturschutzrecht nicht einfach anders genutzt werden. Auch unterliege die Fläche dem Niedersächsischen Waldgesetz. „Wald darf auch nicht ohne Genehmigung gerodet und etwa als Acker genutzt werden.“
Ein Abholz-Stopp am Wochenende hätte nichts mehr eingebracht. „Als wir davon erfuhren, waren die Bäume schon weg.“ Wrage liege jetzt ein Anhörungsbogen vor, der in den nächsten 14 Tagen beantwortet werden müsse. Seggermann: „Dann wägen wir ab.“
Redakteur:Dirk Ludewig aus Stade |
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