Wie darf eine Kirche aussehen? Hanstedt streitet über Kirchenneubau

So stellen sich die Architekten das neue Gemeindezentrum der FeG vor | Foto: oh
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Die Freie evangelische Kirche möchte in Hanstedt ein neues Gemeindezentrum bauen. Das Design aber finden SPD und FDP „entsetzlich“.

mum. Hanstedt. „Das ist für uns eine schwierige Situation“, sagt Pastor Bernd Meyer von der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) Hanstedt. „Auf der einen Seite stehen wir hinter dem Entwurf der Architekten. Auf der anderen Seite sehen wir uns als Teil der Gemeinde und möchten daher nichts machen, was ein Großteil der Bürger verärgert.“ Darum geht es: Die FeG plant in Hanstedt den Neubau eines Gemeindezentrums an der Harburger Straße 11 bis 13. 1,3 bis 1,4 Millionen Euro soll der modern gestaltete Flachdachbau voraussichtlich kosten. In der jetzigen Planung liegt das Gebäude etwas zurückgesetzt von der Straße und drängt sich dem Betrachter nicht auf.
Das sehen die Kritiker anders! „Wenn wir das im Ortskern zulassen, zerstören wir mutwillig die dörfliche Identität und den wiedergeschaffenen Dorfcharakter“, sagt SPD/FDP-Gruppensprecher Lars Heuer (SPD). Das jahrelange Bemühen, die Bausünden der Vergangenheit auszumerzen, werde zunichte gemacht und die Gestaltungssatzung verliere ihren Sinn. Auch Gunnar Hofmeister (FDP) stuft die Pläne als „entsetzlich“ ein, während Simon Thompson, der Vorsitzende des FDP-Ortsverbands, findet, dass der Bau einfach nicht in den Ortskern passt. Die einhellige Meinung der Gruppe: Die Gestaltungssatzung gebe eindeutig vor, dass in der Ortsmitte keine Flachdächer erlaubt seien, sondern höchstens solche, die hinter mindestens drei Meter geneigten gedeckten Dach kaschiert seien, wie beim Kaufhaus Dittmer oder Edeka Dalinger.
Samtgemeinde-Bürgermeister Olaf Muus unterstützt die Pläne der Freien evangelischen Gemeinde. „Es handelt sich hier um eine Kirche. Da gelten ganz andere städtebauliche Akzente.“ Er empfiehlt, einer Befreiung von den örtlichen Bauvorschriften zuzustimmen. Aufgrund seiner zurückgesetzten Lage würde das Kirchenzentrum nicht die gesamte Straße dominieren. Muus gibt zu bedenken, dass auch eine klassische Kirche mit Kirchturm nicht in die Ortskerngestaltung passen würde. „Und die würde man auch nicht verbieten.“
Das befürchten offensichtlich auch die Kritiker, die mit folgendem Vergleich Stimmung machen. „Wir rauben uns die Chance, Einfluss auf die Gestaltung von Gebäuden anderer Religionsgemeinschaften zu nehmen“, schreibt Hofmeister in einem Offenen Brief. „Nehmen wir einmal an, eine Gemeinde islamischen Glaubens kauft den leerstehenden Dorfkrug, baut ihn zu einem Gemeindezentrum um und möchte daneben ein Minarett bauen. Dann müssen wir das nach der neuen Regelung zulassen.“
Wie geht es jetzt weiter? Die erste Hürde hat das neue Kirchenzentrums bereits genommen. Die Mitglieder des Bau-Ausschuss stimmten den Plänen zu (eine Gegenstimme). Als nächstes ist der Verwaltungsausschuss an der Reihe. Die endgültige Entscheidung trifft der Gemeinderat am 22. April.
Am Montag fand zudem ein internes Treffen der Kirche statt. „Wir wollen einen Weg finden, die Meinung der Hanstedter zu erfahren“, so Meyer. Es sei leider in der Natur solcher Angelegenheiten, dass sich die Kritiker am lautesten zu Wort melden.

Freien evangelischen Gemeinde (FeG) Hanstedt:
"Mehr Besucher als Mitglieder"

(mum). Seit den 1920er-Jahren feiert die Gemeinde in Hanstedt Gottesdienste; seit Ende der 1960er Jahre am jetzigen Standort Im Bultmoor. Dort stößt die mittlerweile 95 Mitglieder zählende Gemeinde räumlich an ihre Grenzen. „Im Schnitt kommen 90 Besucher zu den Gottesdiensten“, so Pastor Bernd Meyer. Im Gegensatz zu den klassischen Kirchen sei es typisch für die FeG, dass es mehr Kirchenbesucher als Mitglieder gebe. Bereits 2007 hat die Gemeinde das Grundstück an der Harburger Straße erworben, um dort den Neubau zu errichten. Geplant sei laut Meyer ein Gebäude mit viel Glas, bestehend aus einem 200 Quadratmeter großen Saal für 170 bis 180 Personen. Außerdem entstehen Räume für ein Bistro, eine Bibliothek und ein Foyer. Der Gemeinde gehört auch das benachbarte Gebäude (ehemals „Mein Cafe“). Es soll erhalten bleiben und in das Konzept eingebunden werden.
Die FeG sei laut Pastor Meyer keine Gemeinde, die sich nur zum Gottesdienst treffe und dann wieder schnell nach Hause gehe. „Die Menschen bleiben meistens noch über Mittag bei uns, obwohl der Gottedienst am Sonntag bereits um 10 Uhr beginnt.“

Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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