Stadtlandpraxis fördert Hausärzte
48.000 Euro für die Praxis am Peperhof

Die Hausärzte Dr. Kristina Brinkmann (v.li.) und Dr. Stephan Apel zeigen Landrat Rainer Rempe und Fachbereichsleiter Reiner Kaminski die neue Praxis und was die Stadtlandpraxis-Förderung ermöglicht hat | Foto: sv
  • Die Hausärzte Dr. Kristina Brinkmann (v.li.) und Dr. Stephan Apel zeigen Landrat Rainer Rempe und Fachbereichsleiter Reiner Kaminski die neue Praxis und was die Stadtlandpraxis-Förderung ermöglicht hat
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sv. Hanstedt. 74 Prozent der Mediziner im Landkreis Harburg sind älter als 50 und nach wie vor fehlen 17 Hausärzte, die im Schnitt jeweils für rund 1.600 Patienten zuständig sein sollten (das WOCHENBLATT berichtete). Die Gemeinde Hanstedt durfte im August immerhin gleich zwei neue Hausärzte begrüßen: Dr. Kristina Brinkmann und Dr. Stephan Apel bezogen kürzlich ihre Praxis im neugebauten Ärztehaus am Peperhof, Harburger Straße 86. Dafür wurden sie vom Landkreis Harburg im Rahmen des Programms "Stadtlandpraxis" mit insgesamt 48.000 Euro gefördert.

Stadtlandpraxis
Um dem zunehmenden medizinischen Fachkräftemangel entgegenzuwirken, unterstützt der Landkreis Harburg seit 2012 Ärzte bei der Niederlassung (Gründung) oder Anstellung und fördert inzwischen auch Studierende, die sich für eine zukünftige hausärztliche Tätigkeit entscheiden. Im Haushaltsjahr 2020/21 stellte der Landkreis Harburg dafür insgesamt 300.000 Euro an Mitteln zur Verfügung.

Eine Anschubfinanzierung, die hilft
Die Niederlassung in Hanstedt hat Brinkmann und Apel insgesamt rund 200.000 Euro gekostet. Gegründet hätten sie auch ohne Zuschuss, erklärt Apel. Doch die Förderung vereinfache den Start erheblich: "Die Förderung hilft uns, erstmal über die ersten Monate zu kommen", sagt Apel. "Und vor allem hat sie uns mutiger und schlagkräftiger gemacht, um Investitionen zu tätigen. Gerade im Bereich der medizinischen Diagnostik. Zum Beispiel haben wir jetzt mobile Geräte, die wir in die Heime oder zu den Patienten nach Hause mitnehmen können. Solche Betriebsmittel zu finanzieren, ist immer schwierig."

Das Ärzte Duo: Dr. Kristina Brinkmann und Dr. Stephan Apel
Ursprünglich war Stephan Apel Facharzt für Anästhesie am Lüneburger Krankenhaus, bevor er einen Quereinstieg in die Allgemeinmedizin machte. Kristina Brinkmann arbeitete als Fachärztin für Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Chirurgie und Gynäkologie in diversen niedersächsischen Praxen. Kennengelernt haben sich die beiden bei medizinischen Fortbildungen. Mit der Niederlassung in Hanstedt verwirklichen sie sich nun eine Praxis genau nach ihren Vorstellungen.
Dass der Bedarf nach Hausärzten im Landkreis groß ist, zeigt der Erfolg der neuen Praxis in Hanstedt bereits nach zwei Monaten: Trotz Neustarts ohne Werbung und ohne zuvor existierenden Patientenstamm arbeitet das Hausärzte-Duo schon jetzt bei einer Auslastung von 80 Prozent. Inzwischen würden sogar Krankenkassen anrufen, um ihre Patienten zu vermitteln, sagt Apel.
Der Mietvertrag der Praxis auf dem Peperhof besteht zunächst einmal für zehn Jahre. "Am liebsten möchten wir hier aber natürlich in Rente gehen", sind Brinkmann und Apel sich einig.

So funktioniert das Netzwerk
Neben der Förderung vom Landkreis profitieren Ärzte wie Brinkmann und Apel besonders von seinem großen Mediziner-Netzwerk. Aktuell steht der Landkreis mit 364 Interessierten in Kontakt. Stadtlandpraxis vermittelt das passende medizinische Fachpersonal an Praxen und umgekehrt. Der Kontakt läuft dabei nur über die Ansprechpartner beim Programm. So fand auch Kristina Brinkmann 2013 eine Stelle als Ärztin in einer Praxis. "Damals wurde ich direkt vermittelt, ohne selbst groß rumtelefonieren zu müssen", erzählt Brinkmann. "Für die Gründung unserer Praxis war es wieder so unkompliziert. Unser Ansprechpartner, Reiner Kaminski, war genau das - immer ansprechbar. Und was die Beantragung angeht, kann man wirklich von einer Hilfe sprechen."

Stadtlandpraxis in Zahlen
2020 verteilte der Landkreis Harburg Rahmen des Programms Stadtlandpraxis 180.000 Euro Fördergelder, 2021 waren es 240.000 Euro. 2020/21 wurden elf Niederlassungen, sieben Anstellungen und vier Stipendien gefördert. Insgesamt finanzierte Stadtlandpraxis schon 45 Ärzte und 32 Weiterbildungsassistenten. Alle weiteren Infos auf www.stadtlandpraxis.de.

Die Schattenseiten der Digitalisierung des Gesundheitssystems
Den Beantragungs-Prozess bei Stadtlandpraxis mit wenig Bürokratie zu gestalten, sei eine bewusste Entscheidung gewesen, um Ärzten den Weg in die Gründung oder Anstellung so einfach wie möglich zu machen, erklärt Reiner Kaminski. Denn einer der Gründe, warum viele Ärzte vor der Niederlassung zurückschrecken oder ihre Praxis gar aufgeben würden, sei die zunehmende Bürokratie und Digitalisierung des Gesundheitssystems. Das bestätigen Brinkmann und Apel: "Die ganze Zeit, die bei uns im Praxisalltag für Dinge wie das komplizierte Abrechnungssystem draufgeht, müssen wir am Ende von der Patientenversorgung abziehen. Da haben gerade ältere Ärzte im Rentenalter, die eigentlich noch weitermachen könnten, keine Lust mehr und schmeißen hin", erzählt Apel. "Natürlich brauchen wir die Digitalisierung unbedingt, aber sie muss auch praxistauglich sein."

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Redakteur:

Svenja Adamski aus Buchholz

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