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Millionenschaden im Buchholzer Freibad

Die Kirche des Pferdeheiligen

So könnte die Pfarrkirche ausgesehen haben: In der Fotomontage wurde die Heeslinger St. Viti-Kirche dorthin platziert, wo einst St. Gangolf stand. Rechts die Mauern der evangelischen Kirche
  • So könnte die Pfarrkirche ausgesehen haben: In der Fotomontage wurde die Heeslinger St. Viti-Kirche dorthin platziert, wo einst St. Gangolf stand. Rechts die Mauern der evangelischen Kirche
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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jd. Harsefeld. Eine kleine Sensation: Archäologen entdecken in der Harsefelder Ortsmitte die Überreste der Pfarrkirche St. Gangolf. Mit modernen Forschungsmethoden entlockten Archäologen der Harsefelder Erde ein großes Geheimnis. Durch den Einsatz eines Geo-Radars fanden sie, wonach sie schon lange suchten: die Fundamente der ersten steinernen Pfarrkirche des Ortes. Mit Hilfe der Radarstrahlen, die bis drei Meter tief in den Boden gesendet werden, konnte der 12 mal 20 Meter lange Grundriss der wohl mehr als 1.000 Jahre alten Kirche genau lokalisiert werden - nur wenige Meter südlich der ehemaligen Stiftskirche St. Marien und Bartholomäi, der heutigen evangelischen Kirche.

"Wir wissen nun, dass die Angaben in den historischen Quellen stimmen", sagt der Stade Kreisarchäologe Daniel Nösler. In den mittelalterlichen Chroniken werde eine Pfarrkirche erwähnt, die St. Gangolf geweiht sei. Dieser Heilige war ein fränkischer Ritter aus der Merowingerzeit. Gangolf gilt als Schutzpatron der Pferde und wird als Beschützer von Quellen verehrt. Dass die Kirche nach diesem Gangolf benannt wurde, hat laut Nösler seinen guten Grund: Er vermutet, dass sich dort ein Heiligtum der heidnischen Sachsen befunden hat: "Bei den Alt-Sachsen gab es einen ausgeprägten Pferdekult."

Mit dem Bau der Kirche wurde den heidnischen Bräuchen eine christliche Bedeutung "übergestülpt": An die Stelle des Pferdekultes trat die Anbetung des St. Gangolf, der fortan seine schützenden Hände über die Rösser hielt. Der Ortsname lasse darauf schließen, dass Pferde in Harsefeld seit jeder eine besondere Bedeutung besaßen, so Nösler: Harsefeld leite sich wahrscheinlich vom altsächsischen Wort hros (englisch horse) für Pferd ab. Auf dieses "Feld der Pferde" setzten die christlichen Missionare dann ihre Kirche. Ganz in der Nähe sprudelt zudem eine Quelle: der Rosenborn, was wohl Ross-Quelle heißen dürfte.

Die Christianisierung der Region zwischen Elbe und Weser setzte im frühen 9. Jahrhundert nach der Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen ein. Nösler nimmt an, dass damals vielleicht schon ein hölzernes Kirchlein errichtet worden ist. Aufschluss über die Richtigkeit dieser These könnte eine Grabung bringen. Die Bedingungen wären für die Archäologen ideal: Auf dem Gelände befindet sich jetzt eine Wiese, sodass problemlos gebuddelt werden könnte. "Im Moment fehlt uns jedoch das Geld dafür", erklärt Nösler.

Der Archäologe geht davon aus, dass Harsefeld im Frühmittelalter ein "äußerst bedeutender Ort" gewesen ist: Im Jahr 969 erbaute Graf Heinrich aus dem Geschlecht der Udonen eine Burg, aus der später das Benediktiner-Kloster hervorging. Die Harsefelder Grafen waren verwandtschaftlich eng mit dem damaligen Hochadel verbandelt. So gab es familiäre Beziehungen zu den sächsischen Herzögen und zum ottonischen Kaiserhaus.

Auch als die Grafen um das Jahr 1010 ihren Wohnsitz nach Stade verlegten, blieb Harsefeld für sie ein wichtiger Ort. Im Vorgängerbau des heutigen evangelischen Gotteshauses, der Stiftskirche, befand sich die Grablege der Udonen. Dort beteten Geistliche für das Seelenheil der edlen Verstorbenen. "Es wäre damals undenkbar gewesen, dass hier gemeines Volk Zutritt erhält", meint Nösler. So wurde für die Bauern und Handwerker nebenan die Pfarrkirche St. Gangolf errichtet, ein schmuckloser Bau aus Feldsteinen.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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