Wenn die Toten keine Ruhe finden / Sachbuch mit hohem Gruselfaktor: Kreisarchäologe ist Co-Autor eines Werkes über "Untote"
(jd). Das Thema lässt ihn nicht mehr los: Kreisarchäologe Daniel Nösler beschäftigt sich seit Jahren mit "Untoten" - jenen Verstorbenen, die im Grab keine Ruhe finden und zwischen dem Totenreich und der Welt der Lebenden ein rastloses Dasein führen. Nun hat er sogar ein Buch darüber geschrieben: Gemeinsam mit der Journalistin Angelika Franz, die sich ebenfalls seit Langem für diese morbide Materie interessiert, ist Nösler in die düstere Schattenwelt von Aberglauben, Spuk und Bannritualen eingetaucht.
"Geköpft und gepfählt - Archäologen auf der Jagd nach den Untoten" heißt der Titel des gerade erschienen Werkes. Den Anstoß, sich eingehender mit den "lebenden Toten" - der heutige Begriff Zombies würde auch passen - zu befassen, gab ein unscheinbares Foto: Nösler wollte alte Aufnahmen der Ausgrabungen in den Ruinen des Harsefelder Klosters archivieren, als er bei genauerem Hinsehen auf ein merkwürdiges Motiv stieß: Auf dem Bild war ein Skelett zu sehen, auf dessen Kopf ein schwerer Stein ruhte.
Nösler stieß bei der Durchsicht der Bilder auf weitere ungewöhnliche Bestattungen - darunter ein Toter, der verkehrt herum im Grab lag - mitsamt Sarg. Die Indizien sprachen für sich: Die Gräber waren später geöffnet und manipuliert worden, um Untote davon abzuhalten, ihre vermeintlich letzte Ruhestätte zu verlassen und den Lebenden Schaden zuzufügen. Das geschah ausgerechnet in einem Kloster, in geweihter Erde - inmitten des Kreuzgangs.
Obwohl die Kirche den Glauben an Untote und Wiedergänger, die nachts die Menschen heimsuchten, als heidnische Hirngespinste verdammte, gingen die Harsefelder Mönche offenbar auf Nummer sicher. Wenn Gebete und Weihwasser nicht mehr halfen, wurde zu anderen Methoden gegriffen.
Der Harsefelder Kloster ist nur einer von vielen Belegen, wie fest die Furcht vor Untoten bis in die Neuzeit hinein im Volksglauben verankert war. Nösler hat zahlreiche Beispiele vorwiegend aus Europa, aber auch aus anderen Regionen der Welt zusammengetragen. Ob bei Wikingern, Slawen oder den Auswanderern in Nordamerika: Überall gibt es Funde, bei denen Archäologen darauf schließen, es mit einem vermeintlichen Untoten zu tun zu haben.
Nösler und Franz zählen einige Merkmale auf: Dazu gehören das Beschweren des Leichnams mit großen Steinen, die Fesselung der Gliedmaßen, das Abschlagen des Kopfes, die Bestattung mit dem Gesicht nach unten, das Verbrennen des verwesten Körpers oder - wie bei den Vampiren, die im Buch auch ausgiebig gewürdigt werden - das Durchbohren des Toten mit einem Holzpflock. Die Methoden waren nicht zimperlich, doch in vielen Fällen offenbar erfolgreich - wenn man den alten Geschichten Glauben schenken mag.
Wer nach der Lektüre des Buches mit seinen teils sehr drastischen Schilderungen ein etwas beklemmendes Gefühl hat, dem sei Nöslers augenzwinkernde Empfehlung ans Herz gelegt: "Kann es schaden - in der hintersten Ecke des Kofferraumes - gleich hinter dem Warndreieck - immer einen Spaten, einen Holzpflock, einen Kanister Benzin und Feuerzeug dabei zu haben? Nur für Notfälle, versteht sich."
• Das Buch "Geköpft und gepfählt" kostet 19,90 Euro und ist überall im Buchhandel erhältlich.
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