Erklärtes Ziel Gemeinschaftspraxis
In Harsefeld soll das ehemalige Aldi-Gebäude für Allgemeinmediziner umgebaut werden
sb. Harsefeld. Wenn es um die medizinische Versorgung geht, ist Harsefeld aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung noch kein Notfall. "Wir erkennen jedoch, dass wir einer werden", sagt Samtgemeinde-Bürgermeister Rainer Schlichtmann. "In Harsefeld sind bereits zwei Allgemeinmediziner ohne Nachfolger in den Ruhestand gegangen, in den kommenden Jahren werden drei bis vier weitere folgen."
Das Problem: Harsefeld wächst stetig, und zu den Neubürgern kommen immer mehr Senioren, die schon aus Altersgründen regelmäßig zu ihrem Hausarzt gehen. "Deshalb soll die ärztliche Versorgung mindestens so bleiben, wie sie jetzt ist", ist Schlichtmanns angestrebtes Ziel. "Zwar ist die Gemeinde prinzipiell nicht für die Ärzteversorgung zuständig. Das ist Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung. Doch die Bürger wenden sich mit ihrer Angst, bald keinen Hausarzt mehr zu haben, an uns."
Allerdings: Wie viele andere ländliche Gemeinden hat auch Harsefeld Probleme, junge Mediziner anzulocken. Viele Ärzte bevorzugen die Arbeit in einer Klinik, in einer Praxis in der Großstadt oder gehen in die Forschung. Um eine Praxiseröffnung oder -übernahme in dem Geestflecken attraktiver zu machen, hat die Gemeinde jetzt kräftig investiert und das ehemalige Aldi-Gebäude am Hohenfelde gekauft. "Nach rund eineinhalb Jahren Verhandlung mit dem Aldi-Konzern haben wir im Dezember 2018 den Zuschlag für den Kauf erhalten", freut sich Schlichtmann. Die Gemeinde plant nun, das Gebäude in eine Gemeinschaftspraxis für bis zu vier Mediziner, eventuell mit angeschlossener Apotheke, umzubauen. "Eine Gemeinschafts-praxis, die Arbeit und Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt, kommt bei der neuen Generation an Medizinern besser an", sagt der Verwaltungs-Chef. "Insbesondere junge Ärztinnen, die sich auch um ihre Familie kümmern und in Teilzeit arbeiten möchten, streben solch eine Lösung an."
Als nächsten Schritt plant die Gemeinde, Kontakt zu Medizinern aufzunehmen und in Zeitungen und Fachzeitschriften für die geplante Praxis zu werben. "Harsefeld hat mit seiner lebhaften Infrastruktur viel zu bieten", so Schlichtmann. "Wir würden den Zuzug mit attraktivem Bauland für die junge Ärztefamilie und einer günstigen Praxispacht zusätzlich unterstützen."
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