Hier lebten die Ur-Harsefelder

Archäologin Freia Tröger zeigt das Ausgrabungsgelände im Harsefelder Baugebiet. Im Hintergrund ist das Gymnasium zu sehen
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jd. Harsefeld. Wohnen am Südhang war schon vor Jahrtausenden beliebt: Ausgräber legten vorgeschichtliche Siedlung frei. Von einer Sensation zu sprechen, wäre wohl leicht übertrieben - doch was die Ausgräber in Harsefeld entdeckt haben, ist aus archäologischer Sicht höchst bedeutsam: Im Neubaugebiet "Am Redder III" legten die Forscher eine große Siedlung frei, die in die späte Bronzezeit und vorrömische Eisenzeit datiert wird. Die Ausmaße dieses rund 2.500 bis 3.000 Jahre alten Dorfes versetzten die Archäologen in Staunen: Mit einer Fläche von rund 200 mal 250 Metern zählt es zu den größten Siedlungsplätzen aus dieser Zeit im Elbe-Weser-Raum. Erstaunlich ist auch die Menge der Funde: Neben unzähligen Tonscherben wurden Fibeln (Gewandspangen) aus Bronze und Werkzeuge aus Stein zutage gefördert.

Bauplätze in südlicher Hanglage sind äußerst beliebt: Das ist heute so wie vor rund 5.000 Jahren. Ein ausgegrabenes Flintbeil ist ein Indiz dafür, dass sich damals - in der zu Ende gehenden Steinzeit - wahrscheinlich die ersten Siedler auf dem nach Süden geneigten Höhenrücken am Ortsrand Harsefelds niederließen - genau an der Stelle, wo sich heute wieder Menschen ein gemütliches Heim schaffen wollen. Allerdings waren die Behausungen der Ur-Harsefelder alles andere als bequem: Sie lebten in kleinen Erdhütten aus Holz und Flechtwerk.

Von den Bauten aus grauer Vorzeit sind allerdings kaum Überreste erhalten. Lediglich anhand dunkler Verfärbungen im Boden erkennt der geschulte Blick des Archäologen, dass Menschen dort einst Hütten errichtet, Feuerstellen angelegt und Brunnen ausgeschachtet haben. Besonders interessant sind laut Grabungsleiterin Freia Tröger aber die zahlreiche Abfallgruben auf dem Gelände: "Aus den Gegenständen, die die Menschen weggeworfen haben, gewinnen wir wertvolle Einblicke in das damalige Alltagsleben."

Besonderes Augenmerk richten die Forscher auf ein äußerst seltenes Fundstück: ein Tonstempel aus dem siebten oder achten Jahrhundert vor Christus. "Solche Stempel sind bislang nur aus dem südosteuropäischen Raum bekannt", erläutert Kreis-Archäologe Daniel Nösler. Deren Funktion habe die Forschung noch nicht eindeutig geklärt, aber vermutlich seien die Stempel von regionalen Anführern als Siegel verwendet worden. "Das lässt darauf schließen, dass sich in der Harsefelder Siedlung eine Oberschicht herausgebildet hat", so Nösler.

Bevor die ersten Häuslebauer im Herbst loslegen, werden die Archäologen das Feld geräumt haben. Tröger lobt die gute Zusammenarbeit mit der Baufirma, die derzeit die Erschließung des Baugebietes vornimmt: "Wir arbeiten Hand in Hand, sodass alles bestens im Zeitplan ist." Sobald auf einem Areal die Funde geborgen und alles per Foto und Skizze dokumentiert ist, dürfen die Bagger anrücken. Schließlich müssen jede Menge Rohre für die Kanalisation verlegt werden. Diesen Aufwand betrieben die Menschen vor 3.000 Jahren freilich nicht: Damals musste die natürliche Hanglage ausreichen, damit das Regenwasser abläuft.


Ur-Harsefelder zogen nach England

(jd). Bekanntlich zogen die Alt-Sachsen am Ende der Völkerwanderungszeit (um 500 n. Chr.) nach England, um dort nach dem Abzug der Römer die Macht zu übernehmen. Der Fund einer Fibel aus dieser Zeit auf dem Ausgrabungsgelände am Redder lässt darauf schließen, dass sich einige der Ur-Harsefelder ebenfalls auf die Reise über die Nordsee machten. Laut Kreisarchäologe Daniel Nösler findet sich genau dieser Fibeltyp auch im Osten Englands, wo die Alt-Sachsen als Angelsachsen mehrere Königreiche gründeten, aus denen später England hervorging. Dass auch sprachlich enge Verbindung bestehen, wird am Ortsnamen Harsefeld deutlich: Er geht auf das altsächsische Wort "hros" (Pferd) zurück, aus dem sich das englische "horse" ableitet.

Archäologin Freia Tröger zeigt das Ausgrabungsgelände im Harsefelder Baugebiet. Im Hintergrund ist das Gymnasium zu sehen
Freia Tröger und Kreis-Archäologe Daniel Nösler begutachten eine Abfallgrube, in der auch Findlinge "entsorgt" wurden
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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