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Osterfeuer im Landkreis Stade

"Wir sind das Amazon der Bundeswehr" - In einem Wald an der Stader Kreisgrenze liegt das "Materialwirtschaftszentrum Einsatz"

In der Instandsetzungshalle: Lars Iburg geht mit seinen Kollegen Lars Iburg (li.) und Kai Niedetzky die Checkliste für einen "Yak Duo" durch, der aus dem KFOR-Einsatz im Kosovo zurückgekommen ist | Foto: jd
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jd. Hesedorf. Deko-Schnee, Christbaumanhänger und dazu mehrere Dosen Glitzerspray: Lagerist Axel Grüthusen bereitet Weihnachtsartikel für den Versand vor. Normalerweise nichts Besonderes, schließlich liegen in den Supermarktregalen bereits Lebkuchen und Spekulatius. Etwas Besonderes sind aber die Adressaten von Grüthusens Paketen: Es sind die Bundeswehr-Soldaten, die sich - überwiegend im Rahmen von UN-Missionen - im Auslandseinsatz befinden. Grüthusen arbeitet nicht bei einem Versandhändler, sondern im "Materialwirtschaftszentrum Einsatz" der Bundeswehr in Hesedorf. Diese Dienststelle liegt versteckt in einem großen Waldgebiet beiderseits der Kreisgrenze zwischen Stade und Rotenburg. Sie versorgt sämtliche BW-Truppenteile, die rund um den Globus aktiv sind.

Rund zehn Tonnen der unterschiedlichsten Versorgungsgüter verlassen im Schnitt pro Woche das Materialwirtschaftszentrum - meist verpackt in sogenannten "Faltainern", durch Holzlatten verstärkte Pappkartons, die perfekt auf Europaletten passen. Verschickt wird so ziemlich alles, was die Truppe "draußen" benötigt: vom Stift bis zum Stromgenerator. Auch exotisch anmutende "Sonderwünsche" werden erfüllt: So wurden für den Einsatz in Mali spezielle Schlangen-Fallen geordert, bei denen die Kriechtiere am Leben bleiben. "Wir sind für die Einheiten im Auslandseinsatz der Online-Shop - so etwas wie das Amazon der Bundeswehr", sagt Hendrik Hilgendorff. Der Oberstleutnant ist offiziell "Leiter" der Einrichtung. Das klingt wenig militärisch, entspricht aber in etwa dem Posten eines Bataillons-Kommandeurs.

Früher galt Hesedorf als das größte "Warenlager" der Bundeswehr. Doch die Zeiten aufwendiger Lagerhaltung sind vorbei: Wie in der Logistikbranche üblich heißt die Zauberfomel "just-in-time". Das gilt auch für den zweiten großen Aufgabenbereich: die Instandsetzung sämtlicher Militärfahrzeuge, die die Bundeswehr bei ihren Auslandseinsätzen verwendet. "Ersatzteile ordern wir direkt beim Hersteller", erklärt Hauptmann Oliver Hein, dem als Kasernenkommandant die Verwaltung der Anlage obliegt.

Der Schützenpanzer, der Streife in Afghanistan fährt, war ebenso wie der Mannschaftswagen, der im Irak unterwegs ist, zuvor garantiert in Hesedorf. "Alle Wagen, die bei uns rausgehen, sind in einem einwandfreien Zustand", sagt Hein: "Zweite Wahl gibt es bei uns nicht. Schließlich könnte jeder Fehler Leib und Leben unserer Kameraden gefährden."

Daher wird jedes Fahrzeug, das aus einem Einsatz zurückkommt, akribisch auf Mängel untersucht. Vielen Wagen sieht man an, dass sie nicht für "Spazierfahrten" genutzt wurden: Einige weisen Einschusslöcher auf, andere Schäden durch explodierte Minen. "Das stimmt mich schon nachdenklich, wenn ich solche Autos sehe", sagt Hein.

Doch viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht: Die Fahrzeuge müssen so schnell wie möglich wieder einsatzfähig sein, denn der Bundeswehr-Fuhrpark für Auslandsmissionen ist nicht gerade groß. Von manchen Modellen gibt es nur eine Handvoll Exemplare. So hält Hauptfeldwebel Christoph Janik, dem die Instandsetzungsgruppe untersteht, sein Team auf Trab: "Das ist hier die Boxengasse." Gerade wird ein Wagen repariert, der aus dem Kosovo kommt. In Kürze soll er nach Mali geschickt werden.

Wohin die Fahrzeuge gehen, ist schon an ihrem Tarnanstrich erkennbar: Grüntöne beispielsweise für den Kosovo, sandfarbene Töne für Afghanistan. Die Tarnfarbe ist kein Lack, sondern simple Schlemmkreide: Die kann ohne großen Aufwand wieder entfernt werden, wenn ein Wagen für den nächsten Einsatz vorbereitet wird. Einige Autos sind auch ganz in Weiß gehalten: Die neutrale UN-Farbe wird für die Einheiten im Irak verwendet.

Bei einer Bestellung, die die Auslands-Missionen geordert haben, ist die Farbe allerdings für alle gleich: Die Tannenbäume für die Weihnachtspakete sind alle - passend zum Bundeswehr-Look - einheitlich grün. In Hesedorf sind rund 500 Mitarbeiter tätig - rund ein Drittel davon sind Soldaten, die übrigen sind ziviles Personal. Das Materialwirtschaftszentrum liegt mitten in einem mehr als 270 Hektar großen Waldgebiet, umgeben von zwölf Kilometer Zaun.

Früher wurde hier Munition hergestellt

Die einzelnen Hallen und Werkstätten sind quer über das Gelände verteilt. Diese Weitläufigkeit hat ihren Ursprung in der früheren Nutzung des Areals: Hier befand sich während des II. Weltkriegs eine Munitionsanstalt der Reichs-Luftwaffe. Die Gebäude waren im so gut im Wald verborgen, dass die Aufklärungsflugzeuge der Alliierten sie nicht entdeckten.

Dank dieser Tarnung blieb das Gelände von Bomben verschont. Nachdem die Engländer zeitweise Hausherren waren, zog vor 60 Jahren die noch junge Bundeswehr ein. Hesedorf diente als riesiges Gerätedepot. Eine "Erblast" sind die rund 120 Munitionsbunker. Viele sind einsturzgefährdet: Ihre Beseitigung würde mehrere Millionen Euro kosten.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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