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Urteil gegen Pony-Vergewaltiger aus Stelle

Naturschutz wird zur Last: Landwirte in Angst

Jürgen Tietjen und seine Tochter Nicole Höper bewirtschaften einen Milchviehbetrieb in dritter bzw. vierter Generationen. Vater und Tochter machen sich ernsthaft Sorgen um die Zukunft ihres Hofes. Die Wiese, auf der sie stehen, soll einem Naturschutzgebiet zugeschlagen werden. Sie würden auf einen Schlag neun Hektar wertvolles Weideland verlieren, weil die Bewirtschaftung rigoros eingeschränkt wäre. "Der Naturschutz darf die landwirtschaftlichen Betriebe nicht kaputt machen", meinen die beiden
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  • Jürgen Tietjen und seine Tochter Nicole Höper bewirtschaften einen Milchviehbetrieb in dritter bzw. vierter Generationen. Vater und Tochter machen sich ernsthaft Sorgen um die Zukunft ihres Hofes. Die Wiese, auf der sie stehen, soll einem Naturschutzgebiet zugeschlagen werden. Sie würden auf einen Schlag neun Hektar wertvolles Weideland verlieren, weil die Bewirtschaftung rigoros eingeschränkt wäre. "Der Naturschutz darf die landwirtschaftlichen Betriebe nicht kaputt machen", meinen die beiden
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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Keine sinnvolle Bewirtschaftung möglich: Landwirte haben immer häufiger mit behördlichen Auflagen zu kämpfen

(jd). Nutzungseinschränkungen für den eigenen Grund und Boden: Damit werden Landwirte immer häufiger konfrontiert. Oft geht es um wertvolles Weideland, das nur noch zu bestimmten Zeiten gemäht oder gedüngt werden darf, weil in der näheren Umgebung seltene Tierarten vorkommen sollen. Werden diese Flächen unter Naturschutz gestellt, ist eine Bewirtschaftung nur noch unter strengen Auflagen möglich. Was für dem Naturschutz gut sein mag, kann für die betroffenen Landwirte manchmal existenzbedrohend sein.
Ein Beispiel aus dem Landkreis Stade ist das Waldgebiet Braken bei Harsefeld. Dort sollen nach dem Willen des Landkreises angrenzende Weiden in ein seit Jahren bestehendes Naturschutzgebiet (NSG) einbezogen werden - wegen eines seltenen Kriechtiers: Im Braken soll laut Naturschutzbehörde der Kammmolch beheimatet sein.

Wo genau, lässt sich nur vermuten. Die letzte Bestandsaufnahme des streng geschützten Molches liegt fünf Jahre zurück. Damals wurden 17 Tümpel kartiert, die dem lurchartigen Lebewesen als Laichgewässer dienen sollen. Der Landkreis betrachtet einen 500 Meter-Radius um die einzelnen Laichtümpel als besonders schützenswerte Zone für den Molch.
Diese Schutzzonen sind das Problem: Einige liegen jetzt noch außerhalb des Naturschutzgebietes Braken und werden landwirtschaftlich genutzt. Auch die Weide von Landwirt Jürgen Tietjen und seiner Tochter Nicole Höper gehört dazu. Diese rund neun Hektar sollen dem Naturschutzgebiet zugeschlagen werden, weil sich in der Nähe ein mutmaßlicher Molch-Tümpel befindet.

Neun Hektar: Das scheint auf den ersten Blick nicht viel zu sein. Doch für die Familie Tietjen ist diese Wiese fast von existenzieller Bedeutung. "Wir benötigen die Fläche als Weide für unsere Kühe. Außerdem mähen wir fünfmal im Jahr, um dort hochwertiges Grünfutter zu gewinnen", sagt Nicole Höper. Durch den Naturschutz würden erhebliche Einschränkungen drohen: Mähen wäre frühestens ab Mitte Mai erlaubt - und das auch nur noch zweimal in der Saison. Die Wiese selbst sei dann für die Futtergewinnung quasi wertlos.

Diese Einschätzung wird auch von einem Experten bestätigt: Laut Ulrich Peper, Leiter der Buchholzer Außenstelle von der Landwirtschaftskammer, ist der erste Schnitt auf den Wiesen gleich Anfang Mai extrem wichtig für alle Milchviehbetriebe: "Die Pflanzen strotzen dann vor Nährstoffen und sind ein besonders hochwertiges Futtermittel für die Kühe." Lasse man jedoch die Gräser bis zur zweiten Maihälfte auf den Wiesen wachsen, würden diese verholzen und seien nur noch von minderwertiger Qualität.

Was durch einen verspäteten ersten Schnitt an Inhaltsstoffen verloren gehe, könne nur durch den Zukauf von teurem Kraftfutter ausgeglichen werden.

Peper ist die Problematik auch aus dem Landkreis Harburg hinlänglich bekannt: "Betroffen sind vor allem Milchviehhalter, weil es überwiegend um Grünland geht, dessen Bewirtschaftung per NSG-Verordnungen eingeschränkt wird." Derzeit hätten Landwirte von den Höfen rund um das Naturschutzgebiet Ottermoor (Samtgemeinde Tostedt) mit den gleichen Problemen wie ihre Stader Berufskollegen zu kämpfen: Dort geht es ebenfalls um die Ausweitung von Schutzzonen zum Nachteil der Landwirtschaft.

Das wiederum könnte sogar - wie im Fall der Familie Tietjen - auf Kosten des vielgepriesenen Tierwohls geschehen: Die betroffene Wiese wird bislang auch als Weideland genutzt. Künftig wären nur noch zwei Kühe pro Hektar zulässig. "Das ist nicht praktikabel", sagt Jürgen Tietjen. Die Kühe müssten dann alle im Stall bleiben. Der Landwirt wundert sich nur: "Da lassen wir unsere Kühe im Sinne des Tierwohls auf die Weide und dann durchkreuzt der Naturschutz alles."

Auf der anderen Seite des Brakens hat Cord Brockmann seinen Hof. Er ist wie die Familie Tietjen darüber verärgert, dass der Landkreis die betroffenen Landwirte nicht von Anfang an mit ins Boot geholt hat: "Eine intakte Natur liegt auch uns Landwirten am Herzen. Doch neue Flächen für Naturschutzgebiete dürfen nicht am grünen Tisch festgelegt werden, wenn sie unsere wirtschaftliche Existenz bedrohen." Er bezweifelt, dass der Kammmolch tatsächlich auf den Braken-Wiesen unterwegs ist. "Ich noch kein einziges Exemplar gesichtet."

Brockmann fordert, dass der Landkreis im Braken keine zusätzliche Flächen für den Naturschutz ausweist, bevor die Ergebnisse eines für 2019 in Auftrag gegebenen Molch-Monitorings vorliegen. "Außerdem sollte der Landkreis selbst einen Beitrag zum Artenschutz leisten", meint der Landwirt. Im Braken gebe es zahlreiche kreiseigene Flächen: "Ließe man diese Freiflächen nicht einfach nur planlos verwildern und würde dort vernünftige Biotope anlegen, wären sie ein idealer Lebensraum für den Kammmolch."

In der kommenden Woche wird sich der zuständige Fachausschuss des Stader Kreistages bereits zum dritten Mal mit dem Thema Kammmolch beschäftigen. Der Sitzung am Mittwoch, 17. Oktober, um 10 Uhr im Harsefelder Rathaus soll diesmal ein Ortstermin vorausgehen. "Darum haben wir immer gebeten", sagt Brockmann: "Die Politiker sollen sich vor Ort alles anschauen, mit uns reden und bitte erst dann entscheiden."

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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