An das Tierwohl denken: "Premium-Eier" aus Harsefeld / Feier zur Stalleinweihung

Oliver Holtermann in seinem neuen Legehennenstall. Am Samstag präsentiert er den Stall der Öffentlichkeit  Fotos: jd
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jd. Harsefeld. Für den Landwirt Oliver Holtermann könnte es das sprichwörtliche "Ei des Kolumbus" sein: Der Hofinhaber aus Harsefeld steigt von Milch auf Eier um. Seine Milchviehhaltung hat er bereits vor zwei Jahren aufgegeben. Statt der Kühe sollen jetzt 12.000 Legehennen neben der seit 2011 bestehenden Biogasanlage und dem Getreideanbau ein weiteres Standbein des Betriebes bilden. Die Eier werden von glücklichen Hühnern stammen: Holtermann erhält eine Premium-Zertifizierung des Deutschen Tierschutzbundes. Mit diesem Tierwohl-Siegel sind Kriterien an die Tierhaltung verknüpft, die weit über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. Wer mehr über die "Premium-Eier" vom Hof Holtermann erfahren will, ist dazu eingeladen, an der kleinen Feier anlässlich der Einweihung des neuen Legehennenstalls auf dem Hofgelände am Horster Weg 1a in Harsefeld am Samstag, 20. Oktober, teilzunehmen. Von 10 bis 16 Uhr findet ein buntes Rahmenprogramm statt.

Von schwergewichtigen Rindern, die locker 800 Kilo auf die Waage bringen, zu federleichtem Federvieh, das gerade mal drei Kilo wiegt: Eine Umstellung, die für einen Landwirt nicht drastischer sein könnte. Dennoch hat sich Oliver Holtermann ganz bewusst für diesen Schritt entschieden. Der Landwirtschaftsmeister, der den elterlichen Betrieb im Jahr 2002 übernommen hat, wollte nicht weiter auf Milchkühe setzen. Um zu überleben, hätte er expandieren und einen neuen Kuhstall bauen müssen. Eine höchst riskante Investition angesichts der schwankenden Milchpreise.

Er habe genug davon gehabt, sich von den Molkereien seinen Verdienst diktieren zu lassen, bekennt Holtermann ganz offen: "Ich möchte endlich wieder selbst eine Rechnung für meine Produkte schreiben." Darauf muss er nicht mehr lange warten: Anfang November werden die ersten Legehennen eingestallt. Die mit dem Tierschutzbund-Siegel versehenen Eier will der Landwirt in der Region vermarkten. "Ich habe einen festen Großabnehmer, bin aber zusätzlich mit verschiedenen Lebensmittel-Märkten hier in Harsefeld und im Umland im Gespräch."

Dass die Kunden beim Kauf von Fleisch, Milch und eben auch Eiern stärker das Tierwohl im Blick haben, findet Holtermann richtig: "Es kann doch nicht sein, dass wir Landwirte aus Kostengründen gezwungen werden, aus unseren Tieren sozusagen das Letzte herauszupressen, um überhaupt noch etwas zu verdienen." Das Bewusstsein beim Verbraucher sei da, für Produkte aus artgerechter Haltung etwas mehr Geld auszugeben. "Unsere Premium-Eier werden in einer etwas höheren Preiskategorie liegen als die Eier aus üblicher Freilandhaltung", so Holtermann. Mehr Tierwohl sei eben nicht kostenlos zu bekommen.

Einweihung des Legehennen-Stalls
Samstag, 20. Oktober, 10 bis 16 Uhr
Hof Holtermann
Horster Weg 1a
in Harsefeld

"Gläserner Legehennen-Stall"

"Die Konsumenten wollen wissen, woher ihre Nahrungsmittel kommen", sagt Oliver Holtermann. Gerade die Landwirtschaft habe durch vergangene Skandale einen Imageschaden erlitten. Daher sei ihm Transparenz besonders wichtig. "Ich richte einen 'gläsernen Stall' ein. So kann jeder kann selbst sehen, wo unsere Premium-Eier erzeugt werden."
Holtermann bietet Interessierten an, ohne Voranmeldung einen in den Stall extra eingebauten "Besucherraum" aufzusuchen. Durch zwei Fenster haben die Besucher einen freien Blick auf das Innere des Stalls. "Ich würde mich freuen, wenn auch mal Schulklassen oder Kindergartengruppen vorbeikommen, damit die Kinder sehen, wie ihr Frühstücksei erzeugt wird", sagt Holtermann. Aus hygienischen Gründen ist es allerdings nicht möglich, den Stall direkt zu betreten. 

Vorgaben nach dem Siegel des Deutschen Tierschutzbundes

Für Oliver Holtermann stand gleich fest: "Ich möchte meine Hühner so halten, dass es ihnen möglichst gut geht." Er knüpfte den Kontakt zum Deutschen Tierschutzbund, der in Ermangelung gesetzlicher Bestimmungen zum Tierwohl das Label "Für mehr Tierschutz" anbietet. Dieses Zertifikat erhalten Landwirte, die die vom Tierschutzbund festgelegten Richtlinien einhalten. Dabei geht es u.a. um die Größe von Stallungen und Freilaufflächen.

Dieses Tierwohl-Label gibt es in einer Standard- und einer Premiumstufe. Holtermann hat sich für die Premium-Variante entschieden: "Diese Kategorie übertrifft sogar die Mindestanforderungen des EU-Biosiegels", erläutert der Landwirtschaftsmeister. Als Beispiel nennt er den zur Verfügung stehenden Platz: Während bei der Bio-Haltung nach EU-Vorgaben bis zu sechs Hennen pro Quadratmeter erlaubt sind und bei der konventionellen Freilandhaltung sogar neun Hennen zulässig sind, müssen sich bei Holtermann lediglich vier Hennen einen Quadratmeter teilen. Er hat nämlich zusätzlich einen 600 Quadratmeter großen "Wintergarten" errichtet, in dem die Hühner nach Herzenslust scharren können.

Auch die Freilandfläche ist üppig bemessen: Rund sieben Hektar steht Holtermanns Federvieh zur Verfügung. Die Premium-Stufe des Tierwohl-Labels beinhaltet außerdem breitere Sitzstangen, mehr natürliches Tageslicht im Stall und das Vorhandensein von Beschäftigungsmaterial wie Picksteinen. Im Gegensatz zum EU-Biolabel ist das Stutzen der Schnäbel gänzlich untersagt.

Der Tierschutzbund überprüft die Einhaltung seiner Vorgaben durch unangekündigte Kontrollen. Außerdem muss Holtermann in Berichtsbögen einmal pro Woche stichprobenartig den Gesundheitszustand der Hennen erfassen. "Der Aufwand ist deutlich größer als bei der normalen Hühnerhaltung", sagt Holtermann: "Aber das ist mir die Sache wert."

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Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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