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Millionenschaden im Buchholzer Freibad

Schüler schlagen Alarm
Abstand im Schulbus? Trotz Corona Fehlanzeige

Anna-Maria und Johann neben dem zweiten Schulbus, der dank ihres Engagements auf der Strecke Tostedt-Hollenstedt nun eingesetzt wird | Foto: bim
  • Anna-Maria und Johann neben dem zweiten Schulbus, der dank ihres Engagements auf der Strecke Tostedt-Hollenstedt nun eingesetzt wird
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JOBS und KARRIERE

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bim. Landkreis. "In den Schulbussen gilt die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, die Abstandsgebote können im Bus nicht eingehalten werden." Darauf hatte der Landkreis Harburg vor Schulbeginn am 27. August hingewiesen. Was sich derzeit zu den ersten Stunden aber in den Schulbussen abspielt, hat mit Infektionsschutz schlichtweg gar nichts zu tun. Dichtes Gedränge, kein Abstand zum Vorder-, Neben- oder Hintermann - als gäbe es keine Pandemie. Anna-Maria aus Heidenau und Johann aus Tostedt, zwei Neuntklässler der Estetalschule, der Oberschule in Hollenstedt, haben interveniert und so dafür gesorgt, dass zumindest auf der Strecke Tostedt-Hollenstedt zur ersten Unterrichtsstunde nun zwei Busse eingesetzt werden.
"Die Busverbindungen zur Estetalschule Hollenstedt sind total überfüllt, sodass sich die Schüler teilweise zu fünft einen Zweiersitzplatz teilen. Das ist vor allem im Zuge der Corona-Pandemie nicht tragbar", schrieb Anna-Maria (14) in ihrer Online-Petition, die sie am Sonntag der Vorwoche ins Netz stellte und in der sie einen zusätzlichen Schulbus forderte.
Johann (14) fährt ab dem Tostedter Bahnhof mit dem Bus, in den Anna-Maria in Dohren zusteigt. "Bereits auf dem Weg in Richtung Dohren waren alle Sitzplätze belegt. Dort stiegen aber noch alle Schüler aus Dohren und Heidenau zu", beschrieb Johann die Situation. "Einmal hat es drei Minuten gedauert, bis alle Schüler in den Bus passten. Der Busfahrer war kurz davor, zu schieben", erklärte er.
"Der Bus aus Heidenau war schon proppevoll, wenn wir in Dohren ausstiegen. Und dort stiegen wir dann in den nächsten vollen Bus. An den weiteren Haltestellen quetschten sich weitere Kinder in den Bus", klagte Anna-Maria.
Johann machte Schulleiter Hauke Brinckmann auf die Bus-Misere aufmerksam, der die Beschwerde seinerseits an den Landkreis weitergeleitet habe, berichtet der Oberschüler.
Nachdem am Donnerstag im Radio über das Engagement der Schüler berichtet wurde, reagierte der Landkreis umgehend und setzte bereits am Freitag einen zweiten Bus ein, berichtet Johann, der auch ökonomisch denkt: "Deutlich schlauer wäre ein Gelenkbus", findet er, "dann wäre nur ein Busfahrer nötig."
Die beiden Neuntklässler sind zufrieden mit dem, was sie erreicht haben. "Wir freuen uns, es ist so auf jeden Fall besser. Das hat sich gelohnt", sagen sie zu ihrem Engagement. Ihre Mitschüler haben bereits angefragt, ob die beiden sich nicht noch für andere Busstrecken einsetzen könnten.
Einen weiteren Bus wünscht sich auch Gesamtschüler Ennis (11). Er fährt mit dem Bus von Handeloh zur Integrierten Gesamtschule nach Buchholz. "In Handeloh ist der Bus schon fast voll, ab Holm-Seppensen gibt es keinen Sitzplatz mehr, und da steigen noch 15 Kinder ein, die bis zum Schulzentrum Am Kattenberge stehen müssen", berichtet er. Auf der Rückfahrt sei es noch voller. Abstand sei auch hier ein Fremdwort.

Im Landkreis Harburg haben ca. 11.100 Schüler Anspruch auf kostenlose Schülerbeförderung. Für sie werden täglich 161 Busse, davon 32 Gelenkbusse, auf etwa 60 Linien eingesetzt, teilt Andres Wulfes, Pressesprecher des Landkreises Harburg, auf WOCHENBLATT-Anfrage mit. Eine flächendeckende Verstärkung der Anfahrten zur ersten Stunde sei wegen begrenzter Ressourcen nicht ohne Weiteres möglich. Um die Situation zu entzerren, habe der Kultusminister den Schulen per Erlass eine zeitliche Staffelung des Unterrichtsbeginns und -endes ermöglicht.
Was die Auslastung der Busse angeht, habe der Kreistag beim Nahverkehrsplan für den Zeitraum 2017 bis 2021 beschlossen, dass grundsätzlich in den Bussen nicht mehr als 70 Prozent der maximal zulässigen Personen befördert werden sollen. "Eine Übersetzung bei den Bussen liegt damit vor, wenn ein Solobus mit etwa 70 und ein Gelenkbus mit etwa 100 Fahrgästen besetzt ist", erklärt Wulfes.
Bisher hat der Landkreis auf berechtigte Beschwerden reagiert und setzt auf drei Strecken jeweils einen zusätzlichen Bus ein: Tostedt - Hollenstedt (zur ersten Stunde); Hollenstedt - Neu Wulmstorf und Elstorf - Neu Wulmstorf (jeweils zur zweiten Stunde).

Corona-konforme Schulbusverkehre

bim. Winsen. Mit der Corona-konformen Organisation der Schulbusverkehre befasst sich jetzt die Kreispolitik nach einem Dringlichkeitsantrag der Gruppe Grüne/Linke, u.a. in der Sitzung des Ausschusses für Schule, Sport und Kultur am heutigen Mittwoch, 9. September, um 16 Uhr in der Stadthalle Winsen. Wie berichtet, fordert die Gruppe die Einbindung privater Reiseunternehmen in die Schülerbeförderung und einen finanziellen Anreiz, wenn Schüler mit Anspruch auf Schulbusbeförderung für mindestens einen Monat auf den Bus verzichten und aufs Fahrrad umsteigen.

Auf ein Wort: So macht Infektionsschutz keinen Sinn

Überfüllte Schulbusse sind kein neues Phänomen. Allerdings erstaunt es doch sehr, dass binnen sechs Wochen Ferien und der Aussicht auf Regelunterricht nicht frühzeitig für ausreichend Schulbusse gesorgt wurde. Immerhin ist das Coronavirus seit Januar in Deutschland. Wenn die jeweiligen Landkreise es zulassen und verantworten können, dass Kinder und Jugendliche derart zusammengepfercht werden, frage ich mich, weshalb es noch Diskussionen um Abstandsregeln für Konzerte und Fußballspiele mit (regulärer) Zuschauerbeteiligung gibt.
Bevor genügend Alltagsmasken zur Verfügung standen, war die zu starke Ausbreitung der Corona-Infektionen mit den weit wichtigeren Abstands- und Hygieneregeln verhindert worden. Mit überfüllten Schulbussen werden die bisherigen Erfolge der Infektionsschutzmaßnahmen ad absurdum geführt.
Bianca Marquardt

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Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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