Chance für Quereinsteiger - In Teilzeitausbildung zum Sozialassistenten weiterbilden

Bilden sich zu Sozialassistentinnen weiter: Die Schülerinnen der Teilzeit-Klasse an der BBS Buchholz mit Leherin Marga Köhne (sitzend)
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  • hochgeladen von Mitja Schrader

mi. Buchholz. Sie sind Bankkauffrau, Steuerfachangestellte, Werbetexterin oder haben studiert, doch eines ist den Frauen, die das WOCHENBLATT in der Berufsbildenden Schule (BBS) in Buchholz traf, gemeinsam: Sie arbeiten alle nicht mehr in ihrem einst gelernten Beruf. Stattdessen sind sie als Quereinsteiger in Kindergärten oder Krippen tätig. Nun drücken sie zusätzlich an der BBS Buchholz die Schulbank, um sich neben der Arbeit zu staatlich geprüften Sozialassistenten weiterzubilden. Für viele ist die 2014 eingeführte Teilzeit-Ausbildung eine große Chance, einige sehen sie aber auch als starke Belastung.
Stetig steigender Qualifizierungsdruck lässt die Luft für Quereinsteiger, die in ihrem Beruf ohne den erforderlichen Abschluss tätig sind, dünner werden. Das gilt für fast alle Branchen und immer stärker auch für die Arbeit in Kitas oder Krippen.
„Mir wurde von meiner Arbeitsstelle nahegelegt, mich weiter zu qualifizieren, sonst hätte ich das wohl nicht gemacht“, sagt eine der BBS-Schülerinnen, die deswegen auch lieber nicht mit Namen genannt werden möchte.
Der Grund dafür, dass immer mehr Träger darauf bestehen, dass ihre Mitarbeiter auch über einen pädagogischen Abschluss verfügen, ist nicht nur der Trend zur immer stärkeren Professionalisierung in der Kinderbetreuung, sondern dürfte auch ein ganz handfester monetärer sein. Hintergrund: Seit Januar 2015 übernimmt das Land Niedersachsen die Personalkos-
ten für die sogenannte dritte Kraft in einer Krippe. Es wird eine Jahreswochen-Pauschale gezahlt. Die liegt für Personal mit pädagogischem Abschluss bei 998 Euro, für alle anderen nur bei 555 Euro, für letztgenannte wird sie dazu nur bis 2020 gewährt. Für die Träger besteht daher großes Interesse, dass ihre ungelernten Kräfte einen pädagogischen Abschluss nachholen.
Allerdings ist das nur eine Seite der Medaille, denn viele der Teilnehmerinnen begreifen die Möglichkeit zur Zusatzausbildung auch als Chance. „Ich mache das, weil ich es will. Ich arbeite seit 20 Jahren in dem Beruf, hatte auch schon öfter bei der Agentur für Arbeit angefragt, welche Möglichkeiten es gibt, eine Weiterqualifizierung zu unterstützen, dort sah man dafür aber keine Notwendigkeit.“ Mit dem Angebot der BBS könne sie den Wunsch nach Weiterbildung jetzt endlich in die Tat umsetzen, sagt Gabi. T.
Das Angebot der BBS ist in der Tat untypisch für eine Schule. Der Unterricht muss die Arbeitszeiten der Schüler berücksichtigen, daher findet er nachmittags und sogar am Wochenende statt. Klassenlehrerin Marga Köhne weiß, was ihren Schülerinnen die Doppelbelastung zwischen Beruf und Schule abverlangt. „Ich freue mich deswegen immer wieder darüber, wie hoch motiviert und leistungsstark die Klasse ist“, so die Pädagogin.
In ihrer eineinhalb Jahre dauernden Ausbildung lernen die Teilzeit-Schüler nicht nur berufsspezifisches Wissen, sondern auf dem Stundenplan stehen außerdem Deutsch, Englisch, Mathematik, Politik und Religion. Die Prüfung findet in zwei berufsbezogenen Fächern und dem Fach Deutsch statt. Ein Umstand, der nicht bei allen Schülerinnen auf Verständnis stößt. „Wir haben alle mindes-
tens einen Realschulabschluss und eine Berufsausbildung, warum müssen wir jetzt das, was wir in der Schule oder Berufsschule hatten, nochmal machen?“, so die Klasse beinahe unisono. „Dieses Curriculum sollte überarbeitet werden“, sagte Schülerin Bärbel D. Ihr Wunsch: Statt Mathe büffeln lieber noch mehr fachspezifischen Unterricht. Denn, und da ist sich die Klasse einig, die Ausbildung vermittelt hier sehr fundierte Kenntnisse. Wissen, das ihnen in ihrem Arbeitsalltag helfe, ihre oft jahrelange Erfahrung auch mit der notwendigen Theorie zu unterfüttern.

Das sind die Zugangsvoraussetzungen

Die Zugangsvoraussetzung zu der schulischen Ausbildung sind: Mindestens Realschulabschluss sowie eine abgeschlossene Berufsausbildung plus dreijähriger Tätigkeit in dem Beruf. Während der Ausbildung muss unabhängig vom Arbeitgeber ein sechswöchiges Praktikum in einer geeigneten Einrichtung absolviert werden. Bei anderen als den genannten Vorbildungen prüft die Schule den Einzelfall. Die Dauer der Ausbildung beträgt 1,5 Jahre. Die Bewerbungsfrist für die neuen Klassen beginnt im Herbst. Infos weitere unter: www.bbs-buchholz.de

Redakteur:

Mitja Schrader

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