Landkreis Harburg
Minister Althusmann besucht Unternehmen vor Ort

Dr.  Bernd Althusmann (li.), hier mit Ralf Moormann, Geschäftsführer des Elektrogroßhandels Adalbert Zajadacz GmbH, vor dem Firmengebäude in Neu Wulmstorf | Foto: bim
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  • Dr. Bernd Althusmann (li.), hier mit Ralf Moormann, Geschäftsführer des Elektrogroßhandels Adalbert Zajadacz GmbH, vor dem Firmengebäude in Neu Wulmstorf
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JOBS und KARRIERE

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Zweieinhalb Jahre Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine, eine steigende Inflation, hohe Energie- und Spritkosten: Dr. Bernd Althusmann, Niedersachsens Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung (55, CDU), wollte von Unternehmern in seinem Wahlkreis erfahren, welche Probleme die drängendsten sind. Er besuchte am Freitag den Elektrotechnik-Großhandel Adalbert Zajadacz GmbH in Neu Wulmstorf und die Spedition Schlichtmann Transport GmbH in Wenzendorf. Ergebnis: Größtes Kopfzerbrechen bereitet den Geschäftsführern Ralf Moormann und Carsten Schlichtmann der Arbeitskräftemangel.

Die Adalbert Zajadacz GmbH & Co. KG ist ein 1932 gegründetes Familienunternehmen mit mehr als 600 Mitarbeitern und rund 400 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Die 26 deutschen Niederlassungen betreuen, beraten und beliefern das Elektro-Handwerk, die Industrie und den Elektro-Facheinzelhandel mit Spitzenprodukten der Elektrotechnik.

Dem Unternehmen gehe es gut, aber: "Es fehlen Arbeitskräfte auf allen Ebenen. Das betrifft das Handwerk massiv", sagte Ralf Moormann. Manche Baustellen könnten nicht angegangen werden, weil es nicht ausreichend Elektriker gebe. Und durch den demografischen Wandel würden Arbeitskräfte wegfallen. Konsequenz wäre, dass 50 Prozent der Mitarbeiter das Gleiche und damit die doppelte Arbeit leisten müssten wie jetzt. Althusmann bestätigte: "Bis 2030 werden 900.000 Menschen dem niedersächsischen Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen." Das betreffe die IT- und Pflegekräfte sowie Erzieher, das produzierende Gewerbe und die Logistik.

Zwar sei am 1. März 2020 das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz in Kraft getreten. Dann kam Corona. Daher habe man noch keine Erfahrungen damit sammeln können, Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben oder hier auszubilden, erläuterte der Minister.

Weiterhin litten der Elektronik-Großhandel und alle Folgegewerke an den Auswirkungen der Corona-Pandemie, "weil wir nicht die Waren bekommen, die wir brauchen. Das führt zu Verknappung und Verteuerung. Chinas Null-Covid-Politik betrifft uns massiv", berichtete Ralf Moormann. Teilweise würden Lieferzeiten bis zu zwei Jahren angegeben. Zajadacz habe das Lager daher um 50 Prozent aufgestockt.

Auch das Lieferkettengesetz, das Anfang kommenden Jahres in Kraft tritt, bereite dem Unternehmen Sorgen. Mit dem Gesetz soll u.a. der Schutz der Menschenrechte in globalen Lieferketten verbessert werden - vom Rohstoff bis zum Verkaufsprodukt. Bei einer Verletzung der Sorgfaltspflicht können Unternehmen weltweit für Verstöße bei ihren unmittelbaren Zulieferern hinsichtlich der Missachtung von Menschenrechten und Schädigung der Umwelt vor deutschen Gerichten mit Bußgeldern belegt werden. Auch wenn das Ziel gut gemeint ist, bedeutet die Umsetzung natürlich einen hohen Mehraufwand für die Unternehmen.

"Wir brauchen ein Belastungsmoratorium, nicht dauernd neue Regelungen", sagte Althusmann. Die Folgen der Corona-Pandemie seien noch nicht ausgestanden, da kämen "54 neue europäische Richtlinien auf uns zu", so Althusmann.

"Die Politik hat sich so weit entfernt von der Bevölkerung, dass man sich fragt: Was machen die da eigentlich?", sagte Moormann. Was an einem Tag gelte, sei am nächsten schon wieder überholt. Das verunsichere die Menschen.

Andererseits müsse man sich auch auf das Positive in Deutschland besinnen. "Wir dürfen in Freiheit leben und unsere Meinung äußern", betonte Moormann unter anderem. "Es lohnt sich, in Deutschland zu leben, zu arbeiten und es wertzuschätzen", bestätigte Althusmann.

Kraftfahrer-Lage
ist katastrophal

Carsten Schlichtmann beschäftigt in seinem Unternehmen 110 Mitarbeiter und unterhält einen Fuhrpark mit 75 Fahrzeugen. "Personal zu finden, ist das größte Problem. Die Kraftfahrer-Lage ist katastrophal. Fracht ist genug da, aber wir bekommen die Fahrzeuge nicht mehr besetzt", sagte er. Es fehlten aber nicht nur Berufskraftfahrer, sondern u.a. auch Staplerfahrer oder Ungelernte an der Waschbürste oder fürs Lager. Hinzu kommt: Ein Lkw-Führerschein koste 12.000 bis 13.000 Euro. Geld, das entweder der künftige Fahrer oder das Unternehmen in die Hand nehmen müssen. "Lkw-Fahrer sind systemrelevant", erklärte Althusmann. Er werde sich des Themas annehmen. Es könne nicht sein, dass Leute noch Geld mitbringen müssten, um ausgebildet zu werden, wie es u.a. auch bei Alten- oder Krankenpflegern der Fall ist.

"Die Transport- und Logistikbranche ist existenziell. Wir haben Häfen, Flughäfen, Transportwege, industrielle Zentren und ländlichen Raum als Hersteller und Abnehmer. Wir brauchen gut ausgebaute Verkehrswege", sagte Althusmann u.a. zur A26 und A39. Der Ausbau der Infrastruktur müsse vorangetrieben werden. Das sieht Carsten Schlichtmann skeptisch. "Die Umsetzung des A26-Ausbaus dauert schon 20 Jahre", und: "Wir stehen nur noch im Stau."

Althusmann sieht hier sowie im Bereich des Güterverkehrs auf der Schiene Bedarf der länderübergreifenden Zusammenarbeit. "Die A1-Anschlussstelle Rade habe ich auf dem Schirm", meinte er zu den von ihm geforderten baulichen Veränderungen. Denn die Verknüpfung der B3 mit der A1 an der Autobahnanschlussstelle Rade ist seit Längerem nicht mehr ausreichend leistungsfähig, was in Spitzenstunden für Verkehrsteilnehmer aus Richtung Hamburg zu längeren Rückstaus, teilweise bis auf den Verzögerungsstreifen der A1, führt.

Schlichtmann ist ebenfalls genervt vom Hin und Her in der Politik: "Welche Antriebstechnologie ist die richtige?", fragte er und machte deutlich: " Wir haben keine Planungssicherheit. Elektro ist im Nutzfahrzeugbereich nicht umsetzbar." Für einen 40-Tonnen-Lkw sei eine Vier-Tonnen-Batterie nötig. Außerdem sei das Netz der Energieversorger vielerorts gar nicht ausreichend für den benötigten Strom. Schlichtmanns Überzeugung nach liegt die Zukunft in der Wasserstoffverbrennung.

Ein weiteres Ärgernis für den Unternehmer ist auch die schleppende Digitalisierung, denn die Lkw-Fahrer sind für die Kommunikation auf ein großes Datenvolumen angewiesen. Erklärtes Ziel sei es, alle Gewerbegebiete Gigabite-fähig zu machen, kündigte Althusmann an.

Natürlich wies er bei der Gelegenheit auf die Landtagswahl am 9. Oktober hin. Bernd Althusmann führt die Landesliste der CDU an.

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Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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