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Immer mehr Bedürftige: Tafeln verzeichnen Zulauf

Tafeln: Ehrenamtliche verteilen wie hier in Buchholz was die Wirtschaft wegwirft
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Töster Tafel lehnt gemeindefremde Klientel ab

mi. Tostedt/Stade. In Deutschland gibt es rund 900 Tafeln, die regelmäßig bis zu einer Million Bedürftige mit Lebensmitteln versorgen. Folgt man der sozialpolitischen Theorie, so sind alle diese Ausgabestellen überflüssig, denn die staatliche Sozialleistung nach dem SGB II, bekannt als Hartz IV von derzeit monatlich 416 Euro, enthält auch rund 145 Euro im Monat, also 5 Euro pro Tag, für Lebensmittel. Nach Expertenmeinung ausreichend, um über die Runden zu kommen. Die Realität jedoch sieht offenbar anders aus. So werden auch die Tafeln in der Region stark frequentiert. Teilweise so stark, dass sie Bedürftige ablehnen müssen.
Betrachtet man die "Tafellandschaft" im Landkreis Harburg, so ist die Samtgemeinde Hollenstedt so etwas wie ein weißer Fleck. Tafeln bzw. Ausgabestellen der Tafeln gibt es in den Nachbargemeinden Buchholz, Tostedt, Neu Wulmstorf und Buxtehude. Für die benachbarte Tafel in Tostedt stellt die Hollenstedter Tafel-Abstinenz immer wieder ein Problem dar. Denn für Tostedt gilt, was sich auch deutschlandweit als Trend abbildet, die Anzahl der Tafel-Klienten steigt. Die Töster Tafel wird vom Herbergsverein und der Diakoniestation zu Tostedt sowie der Johannesgemeinde Tostedt und der Vorwerk-Stiftung betrieben. Zweimal die Woche geben ehrenamtliche Helfer auf dem Gelände des Altenheims Lebensmittel aus. In der 24.000 Einwohner starken Gemeinde, ist die Anzahl der Bedürftigen dabei groß. In der Tafel hat man deswegen entschieden, dass nur wer in der Samtgemeinde Tostedt lebt, Lebensmittel erhält.
"Ich verstehe, was es für einen Bedürftigen bedeutet, wenn wir ihn ablehnen. Der Bedarf nicht nur in Tostedt ist eben eindeutig da, aber wir können nicht mehr helfen, als wir es schon machen", erklärt Antje Müller, die bei der Tafel zuständig ist für die Organisation der Lebensmittelausgabe. "Überlastete Tafel" - das Problem war jüngst erst mit dem Negativ-Beispiel der Stadt Essen deutschlandweit präsent. Zur Erinnerung: Dort hatte man entschieden, nur noch "deutsche" Bedürftige zu unterstützen. In der Brennpunkt-Stadt mit einem hohen Flüchtlingsanteil stieß die Tafel dort, dem Vernehmen nach, an ihre Grenzen. Ein paar Wochen und unzählige Schlagzeilen später ruderte man allerdings zurück. Mittlerweile werden dort wieder alle Bedürftigen versorgt. Die ins mediale Horn geblasene Botschaft hallt aber offenbar noch weiter nach und wurde auch in Hollenstedt wahrgenommen: "Das ist doch nur wegen der Flüchtlinge!", meldete sich jüngste eine Frau aus der Samtgemeinde Hollenstedt, die in Tostedt abgewiesen wurde beim WOCHENBLATT. Stimmt das? Antje Müller widerspricht einer solch verkürzten Lesart eines komplexen Problems: "Zu uns kommen viele Bedürftige, Rentner, Familien und auch Flüchtlinge, natürlich macht es sich auch bemerkbar, dass in der Samtgemeinde Tostedt im Landkreisvergleich viele Flüchtlinge untergebracht sind." Doch das sei nicht der Punkt, betont Müller. Es gehe darum, dass die Töster Tafel für die Bedürftigen der Samtgemeinde sorgen wolle, dazu gehörten auch die Flüchtlinge. Hilfe auch noch für Bedürftige aus anderen Samtgemeinden - Flüchtling oder Bürger - könne man schlicht nicht leisten. Antje Müller: "Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich in der Samtgemeinde Hollenstedt eine ähnliche Hilfsstruktur für die Bedürftigen entwickeln würde, wie wir sie in Tostedt aufgebaut haben."
Dass allein die Flüchtlinge dafür verantwortlich sein sollen, dass es bei einer Tafel eng wird, kann sich Timm von Borstel, der die Tafel in der Hansestadt Stade leitet, auch nicht vorstellen. "Auch in Stade gab es auf dem Zenit des Zuzugs einen sprunghaften Anstieg, der auch unsere Tafel mehr oder weniger unvorbereitet getroffen hat, aber diese Situation hat sich mittlerweile sehr entspannt", so von Borstel.
Der Tafel-Leiter gibt aber auch zu bedenken, dass die zum Diakonieverband gehörende Stader Tafel mit ihren rund 80 ehrenamtlichen Helfern eine vergleichsweise große Einrichtung sei, die solche Extreme eventuell besser auffangen könne als eine der kleineren Tafeln.

Redakteur:

Mitja Schrader

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