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Im Sandwich wäre Neu Wulmstorf der Schinken...

Raumordnerisch ausgedrückt wäre Neu Wulmstorf in diesem Sandwich der Schinken | Foto: unsplash / eaters-collective
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Als Grundzentrum eingezwängt zwischen Hamburg und Buxtehude hat es Neu Wulmstorf schwer

mi. Neu Wulmstorf. Die Gemeinde Neu Wulmstorf (rund 21.000 Einwohner) hat wohl die schwerste Stellung einer Kommune im Landkreis Harburg. Im Grenzgebiet zwischen den Kreisen Harburg und Stade sowie dem riesigen Nachbarn Hamburg gelegen, befindet sich Neu Wulmstorf in einer Sonderposition, die es im Kreis wohl so nirgends sonst gibt. Besonders deutlich wird das immer, wenn es um größere Bauprojekte im Einzelhandel geht.
Die Krux: Neu Wulmstorf ist trotz seiner Größe und urbanen Ausprägung raumordnungstechnisch nur ein Grundzentrum. Es soll seine Bevölkerung vor Ort mit Gütern des täglichen Bedarfs versorgen, mehr nicht. In punkto Infrastruktur soll es Grundschulen, Kindergärten sowie Hausärzte vorhalten. Waren, die über den täglichen Bedarf hinausgehen, wie Schuhe, Kleidung, Möbel, sind eigentlich den Mittelzentren, der nächstgrößeren Einheit in der Raumordnung, vorbehalten. Gleiches gilt für Krankenhäuser, Schwimmbäder, Kinos, Fachärzte und weiterführende Schulen. Am Ende der "raumordnerischen Nahrungskette" steht das Oberzentrum. Das sind große Städte von überregionaler Bedeutung, wie zum Beispiel Hamburg. Raumordnerisch betrachtet ist Neu Wulmstorf in einer Sandwich-Situation: eingezwängt zwischen dem Mittelzentrum Buxtehude und dem Oberzentrum Hamburg. Das bringt für die Kommune immer wieder Probleme mit sich - besonders bei der Entwicklung des Einzelhandels. Denn die Gemeinde Neu Wulmstorf generiert zwar jede Menge Kaufkraft, darf diese aber nur im Bereich des täglichen Bedarfs vor Ort abschöpfen. So drohte selbst eine kleine Erweiterung des örtlichen Supermarkts um 400 Quadratmeter am Widerstand der großen Nachbarn zu scheitern. Zum Vergleich: Im Dörfchen Klecken (Rosengarten) war die Vergrößerung eines Supermarktes um das Doppelte kein Problem. Noch deutlicher wird diese Sonderstellung in der Debatte um die Ansiedlung eines Famila-Marktes, der erst nach jahrelangem Verfahren und erheblich kleiner als ursprünglich vorgesehen genehmigt wurde.
Doch ist Neu Wulmstorf nicht schon lange ein verkapptes Mittelzentrum - spätestens mit dem neuen Famila-Markt? Schließlich gibt es hier Fachgeschäfte, Fachärzte, weiterführende Schulen, ein Kino, sogar ein Hallen- und Freibad. Warum gesteht man der Kommune nicht einfach auch offiziell diesen Status zu?
Diese Frage stellt man sich auch in der Ortspolitik: "Für uns ist das ein ärgerlicher Zustand, aber es ist Teil der geltenden Raumordnung", so CDU-Fraktionsvorsitzender Malte Kanebley. Der Christdemokrat hält es dennoch langfristig für unerlässlich, dass Neu Wulmstorf als drittgrößten Kommune des Landkreises der Status eines Mittelzentrums zuerkannt wird. Er sei überzeugt, dass damit der Landkreis gestärkt werde. Außerdem sei Neu Wulmstorf schon heute mehr als ein klassisches Grundzentrum. Malte Kanebley meint: "Es ist sicher richtig zu sagen, Neu Wulmstorf ist schneller gewachsen als die Geschwindigkeit der raumordungspolitischer Prozesse."
Tobias Handtke (SPD) erklärt: "Es war und bleibt das Ziel, Neu Wulmstorf den Stellenwert zu geben, den es in der Realität schon lange abbildet." So habe die Kreis-SPD bei der Aufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms für Neu Wulmstorf beantragt, der Kommune wenigstens im Bereich Handel die Funktion eines Mittelzentrums einzuräumen - ohne Erfolg. Laut Handtke fehle es dafür auch an der Unterstützung des Landes. Handtke: "Leider hat sich keiner unserer Landtagsvertreter bisher dafür sonderlich stark gemacht." Jan Lüdemann von der UWG betont ebenfalls, wie wichtig eine Aufwertung zum Mittelzentrum für die Kommune wäre. "Wir sind im Landkreis Harburg trotz unserer 17.500 Einwohner im Kernort die Kommune mit dem meisten Kaufkraftabfluss. Wir reiben uns zwischen Buxtehude und Hamburg auf." Es müsse Ziel der Politik in Neu Wulmstorf und auch im Landkreis sein, die Position Neu Wulmstorfs gegenüber den großen Nachbarn zu stärken.
Dr. Alexander Stark, beim Landkreis Harburg zuständig für die Raumordnung, erläutert dazu: "Es ist nicht die Aufgabe der Raumordnung einer Gemeinde, nur weil sie floriert, weitere Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. Die Idee der Zentren orientiert sich nicht an den wirtschaftlichen Interessen einzelner Kommunen, sondern es geht darum, in einem überkommunalen Wirtschaftsraum gleiche Lebensbedingungen zu schaffen." Außerdem verfüge Neu Wulmstorf auch als Grundzentrum noch über Entwicklungspotenzial. Eine "Stärkung" nur wegen der Kreisgrenzlage sei ebenfalls keine Option. Dr. Stark: "Es wäre der Raumordnung nicht förderlich, wenn alle Kreise versuchten, an ihren Grenzen 'starke" Grenzstädte zu gründen, das wäre Kleinstaaterei wie im Feudalismus." Eine Mittelzentrum-Teilfunktion, wie sie die SPD wollte, sei aus dem aktuellen Raumordnungsprogramm gestrichen worden und deswegen nicht möglich.
Wie es aussieht, wird man in Neu Wulmstorf wohl bis auf Weiteres Grundzentrum bleiben. Eine Option bestünde allerdings: So schloss Stark nicht aus, dass, sollte Neu Wulmstorf eine Einwohnerzahl von 40.000 oder mehr erreichen, sich das auch in einer veränderten Raumordnung niederschlagen könnte...

Redakteur:

Mitja Schrader

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