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Osterfeuer im Landkreis Stade

"Adel verplichtet": Freiherr ist Patron der Horneburger Kirche

Setzt sich schon mal auf den Rasenmäher-Traktor, um den Garten für seinen Besuch "schier" zu haben: Friedrich Karl Freiherr von Düring
  • Setzt sich schon mal auf den Rasenmäher-Traktor, um den Garten für seinen Besuch "schier" zu haben: Friedrich Karl Freiherr von Düring
  • hochgeladen von Jörg Dammann

jd. Horneburg. "Sch... auf Traditionen" - so lautet ein typisches Credo unserer Zeit. Es entspricht dem Zeitgeist, Althergebrachtes in Frage zu stellen. Wie kaum eine andere Institution ringt die Kirche um ihre Traditionen: Was soll bewahrt werden? Was sind "alte Zöpfe", die abgeschnitten werden können? Eine dieser kirchlichen Traditionen ist selbst unter den gläubigen Christen kaum bekannt: das sogenannte Patronatswesen. Auf diese alte Einrichtung, die ihre Wurzeln im frühen Mittelalter hat, macht jetzt die evangelische Kirchengemeinde Horneburg aufmerksam: Dort wird am kommenden Sonntag, 20. September, ein "Patronatstag" ausgerichtet.

An diesem Tag wollen die Horneburger Gemeindemitglieder ein wenig in die Kirchengeschichte eintauchen: Schließlich dürfte den Wenigsten im Ort bekannt sein, dass die örtliche Liebfrauenkirche noch unter dem Schutz eines echten Patrons steht. Ein Patron ist meist ein adeliger Grundherr, der in Bezug auf eine bestimmte Kirche besondere (Vor-)Rechte besitzt, aber auch Pflichten hat.

In Horneburg wird das Amt des Patrons seit rund 50 Jahren von Friedrich Karl Freiherr von Düring bekleidet. Er ist der einzige verbliebene Kirchenpatron im Kirchenkreis Buxtehude. Auch im Kirchenkreis Stade ist von einer Vielzahl von Patronen, die es einst im Mittelalter gab, nur ein einziger übrig: Christian v. der Decken ist Schutzherr der Krummendeicher Kirche, er übernahm diese Aufgabe im Juli von seinem Vater Carl Ulrich v. der Decken.

Im hohen Norden Deutschlands hat das Patronatstum seinen Ursprung in der Christianisierung: Die Errichtung von Kirchen war teuer. Außerdem musste Grund und Boden zur Verfügung gestellt und der Priester bezahlt werden. Über entsprechende Geldmittel verfügten damals nur die adligen Grundherren. Sie stifteten Gotteshäuser und statteten sie mit Pfründen aus. Später übernehmen freie Städte wie Lübeck, die durch Handel reich wurden, das Patronats-Prinzip. Die Patrone überdauerten zwar vielerorts die Reformation, doch sie verloren zunehmend an Bedeutung. Nur noch jede zehnte der 1.300 Gemeinden in der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers hat noch einen Patron.

In der Kirchengemeinde Horneburg wird das Patronat strenggenommen sogar von fünf Amtsinhabern bekleidet: Aufgrund der besonderen Geschichte des Ortes, die eng mit den Horneburger "Burgmannen" verbunden ist, besteht ein sogenanntes Con-Patronat, dem neben den Gutsinhabern auch der Flecken Horneburg und die Klosterkammer Hannover als Rechtsnachfolger zweier Güter angehören.

Gemeinsamer Vertreter und damit offizieller Patron ist der Freiherr von Düring. Zu den heutigen Aufgaben der Patrone gehört es, einen Obolus für den Erhalt des Kirchengebäudes zu entrichten. Dafür hat der Freiherr das Recht auf einen Sitz im Kirchenvorstand. Zudem darf er mitreden, wenn es um die Besetzung der Pfarrstelle geht.

Doch es bleibt die Frage: Ist diese Tradition noch zeitgemäß? "Durchaus", meint der oberste Kirchenmann des Kirchenkreis Buxtehude, Superintendent Dr. Martin Krarup. "Die heutige Kirche sollte nicht alles über Bord werfen. Es steht ihr gut an, Dinge zu bewahren, die bereits Jahrhunderte überdauert haben."

Kirchengemeinde richtet Infotag aus

Der Patronatstag am Sonntag, 20. September, beginnt um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kirche. Nach einem kleinen Mittags-Imbiss geht es auf Wandertour: Über das Gut Daudieck geht es zum Hof Horst, wo der Kirchen-Patron Freiherr von Düring lebt. Unterwegs informiert Pastor i.R. Christian Fuhst über die Geschichte des Horneburger Patronatswesens.

Auf dem Hof Horst lädt Freiherr von Düring zu Kaffee und Butterkuchen ein. Anschließend geht es auf Schusters Rappen zurück nach Horneburg. Um 15.30 Uhr will man wieder an der Kirche sein. Die Wandertour ist etwa neun Kilometer lang. Wer nicht so lange laufen will, kann mit dem Auto gefahren werden.

• Die Teilnahme ist kostenfrei. Keine Anmeldung.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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