Stromtrasse über dem Hanfberg in Agathenburg: Die Stimmung bleibt "angespannt"
lt. Agathenburg. Die Stimmung in einem kleinen Wohngebiet in Agathenburg bleibt im wahrsten Wortsinn angespannt. Einige Anwohner des Hanfberges erwägen eine Klage gegen die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Hannover. Grund: Die Netzbetreiberfirma "TenneT TSO GmbH" ist gerade dabei, die 220-kV-Hochspannungsleitung über den Häusern der Anwohner mit Hochtemperaturleitungen neu zu beseilen, um künftig auch größere Strommengen transportieren zu können.
Dass die Behörde dafür die Genehmigung erteilt hat, ärgert die Betroffenen. Sie fühlen sich in ihrer Kritik an dem Vorhaben und in ihren Sorgen nicht ernst genommen.
"Unsere Einwände wurden einfach abgeschmettert", sagt Peter Martens. Er lebt seit mehr als 50 Jahren direkt neben einem Strommast und fürchtet - wie viele andere Anwohner - gesundheitliche Folgen durch die elektromagnetsiche Strahlung.
"Im Ergebnis haben wir keine Gefährdung der Anwohner durch dieses Vorhaben feststellen können", sagt dazu Behördensprecher Jens-Thilo Schulze. Nach den Berechnungen steige das elektromagnetische Feld zwar an, jedoch werde die magnetische Flussdichte noch weit unter dem gültigen Grenzwert liegen.
"TenneT" habe überdies schriftlich zugesagt, die Leitung spätestens sechs Jahre nach der Neubeseilung komplett abzubauen. Vorausgesetzt, die neue 380-kV-Höchstspannungsfreileitung in Richtung Hamburg könne 2017 in Betrieb gehen.
Wie berichtet, hatten Peter Martens und viele seiner Nachbarn bereits vor mehr als einem Jahr die Pläne des Netzbetreibers "TenneT" kritisiert, über ihren Köpfen neue Leiterseile zu installieren, um Erfahrungswerte über deren Betriebsführung zu sammeln.
Doch die Niedersächsische Behörde für Straßenbau und Verkehr in Hannover sieht keinen Anlass, das Vorhaben von "TenneT" abzulehnen. Alle 26 Einwendungen seien sorgfältig geprüft und inhaltlich abgewogen worden, so Behördensprecher Jens-Thilo Schulze. Man habe keine Gefährdung der Anwohner durch das Vorhaben feststellen können.
Auch "TenneT"-Sprecher Markus Lieberknecht beruhigt die Agathenburger. Die Anwohner müssten sich keine Sorgen machen, denn die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte für elektrische und magnetische Felder (EMF) würden auch beim Betrieb der Leitung mit Hochtemperaturseilen weit unterschritten.
Durch die Neubeseilung werde der bestehende Durchhang der Seile außerdem reduziert, wodurch ein größerer Mindestabstand zum Boden gewährleistet werden könne, so Lieberknecht.
Dass die bestehende 220-kV-Leitung mit neuen leistungsfähigeren Seilen versehen werden müsse, hänge mit der Umrüstung der Elbquerung nördlich von Stade auf 380-kV und der Fortführung einer neuen 380-kV-Leitung in Richtung Hamburg/Nord zusammen, so der "TenneT"-Sprecher weiter. Im Zuge der Baumaßnahme müsste die Leitung nördlich von Stade Ende 2013 abgeschaltet werden. Die Transportkapazität der bestehenden 220-kV-Leitung Stade - Dollern reiche dann nicht mehr aus.
Wenn die neue Leitung bis 2017 in Betrieb gehe, könne die vorhandene 220-kV-Leitung über dem Hanfberg ganz abgebaut werden, so Lieberknecht.
Peter Martens und seine Nachbarn können daran noch nicht glauben und müssen sich vorerst wohl damit abfinden, dass über ihren Köpfen bald noch mehr Strom fließt als bisher.
Redakteur:Lena Stehr |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.