Kulturraum Studio Bendestorf
Bendestorfer "Heide-Hollywood" plant tolle Projekte und hofft auf finanzielle Förderung

Hoffen auf weitere Fördermittel: Fördervereinsvorsitzender Walfried Malleskat (li.) 
und Kassenwart Ralf Wyrwinski Fotos: as
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as. Bendestorf. Eine Campingszene im Wald flimmert über die große Leinwand. Satt klingt das Gespräch, das aus der 7.2-Dolby-Sourround-Anlage erschallt. Sound-Designer Anders Wasserfall sitzt an einem riesigen Mischpult vor der Leinwand im Produzentenkino des Filmmuseums Bendestorf. Er mischt hier den Ton für einen tschechisch-deutschen Kinderfilm, der in diesem Jahr in die Kinos kommen soll.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden zahlreiche Filme, Serien und Fernsehshows in den Studios in Bendestorf gedreht, darunter auch der damals skandalumwitterte Film "Die Sünderin" mit Hildegard Knef, bis 2005 die letzte Klappe für die Bendestorfer Filmstudios fiel.

In der neuen Ausstellung soll eine Videoinstallation Szenen aus Bendestorfer Filmen zeigen
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Dass im "Heide-Hollywood", wie die Bendestorfer Filmstudios liebevoll genannt wurden, heute wieder Filme bearbeitet werden, ist vor allem dem großen Einsatz des Fördervereins "Freundeskreis Filmmuseum Bendestorf" zu verdanken. Eine Win-win-Situation: Das Kino wird genutzt und mit Mischtonmeister Andreas Hellmanzik und seinem Soundbase-Studios-Team stellt dem Filmmuseum umfassendes Wissen zur Filmtechnik zur Verfügung.

"Es ist ein großer Erfolg, dass wir es geschafft haben, dass weiter professionell im Bereich Spiel- und Dokumentarfilm in Bendestorf gearbeitet wird", sagt Walfried Malleskat. Der Vorsitzende des Fördervereins und seine Mitstreiter haben das 1989 gegründete Filmmuseum 2017 von der Gemeinde Bendestorf übernommen und arbeiten seither daran, das ehemalige Filmstudio über die Vermittlung von TV-Geschichte hinaus zu beleben. "Das Museum als reiner Nostalgie-Standort, nur um zu zeigen, was mal war, ist zu wenig. Damit lockt man keine Besucher nach Bendestorf", sagt Malleskat.

In Bendestorf werden wieder Filme produziert: Anders
Wasserfall mischt im Kino den Ton für einen Kinderfilm
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    Wasserfall mischt im Kino den Ton für einen Kinderfilm
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Der Förderverein hat deshalb ein umfassendes Konzept erarbeitet: das Filmmuseum mit dem Projekt "Kulturraum Studio Bendestorf" als Kultur- und Bildungseinrichtung mit einem vielfältigen Programm, das alle Altersgruppen anspricht: Konzerte, Kinoabende und Film-Workshops. Das Filmmuseum vermittelt Wissen zur Kino- und TV-Produktion der vergangenen 50 Jahre und dem Bendestorfer Filmschaffen in seiner Dauerausstellung. Darüber hinaus werden im Produzentenkino Kinofilme aus Bendestorf sowie aktuelle Produktionen gezeigt.

Mit wechselnden Themenausstellungen möchte der Freundeskreis immer wieder neue Anreize für die Besucher schaffen, derzeit wird im Filmmuseum an einer Sonderausstellung mit Videoinstallation und Diashow zur Fernsehgeschichte gearbeitet - schließlich wurde in Bendestorf die erste deutsche Seifenoper, "Unsere Nachbarn heute Abend", auch bekannt als "Familie Schölermann", gedreht. Bislang werde die TV-Geschichte stark vernachlässigt - zu Unrecht, ist Malleskat überzeugt. "Es haben schließlich viel mehr Menschen ferngesehen, als Menschen ins Kino gegangen sind." Ein Ausstellungsforum als kommunale Galerie für örtliche Vereine, Schulen und Institutionen rundet das Konzept ab.

Das alles geht aber nur, wenn das Museum auch die dafür notwendigen Mittel erhält. Das Projekt ist nicht allein finanzierbar aus Einnahmen und den Mitgliedsbeiträgen der rund 130 Mitglieder. Zudem hat sich die finanzielle Situation des kleinen Museums Corona-bedingt verschärft. Zwar gibt es derzeit Corona-Fördergelder, die helfen, laufende Kosten für Versicherung, Heizung etc. zu bezahlen - für mehr reicht es aber nicht. Allein durch die Corona-bedingte Schließung im vergangenen Jahr fehlen dem Verein rund 15.000 Euro in der Kasse.

Hinzu kommt, dass der Verein ursprünglich auf deutlich mehr Fördermittel gesetzt hatte. Statt der erhofften 100.000 Euro stehen jetzt nur ca. 30.000 Euro für das Projekt zur Verfügung, darunter je 10.000 Euro von Nordmedia und dem Lüneburgischen Landschaftsverband (LLV). Die gibt es aber nur, wenn ausreichend Eigenmittel zur Verfügung stehen. Der Landkreis Harburg würde sich mit 10.000 Euro jährlich beteiligen - aber nur, wenn die Samtgemeinde Jesteburg die gleiche Summe beisteuert. Viele Variablen also, mit denen der Verein zurechtkommen muss.

"Wenn es nicht zu einer Mindestförderung von jährlich 25.000 Euro kommt, die dem 'Kulturraum Studio Bendestorf' zugeführt werden, ist es uns nicht möglich, das Projekt in dieser Form zu betreiben", stellt Malleskat klar. Dass der Freundeskreis trotz der angespannten finanziellen Lage den "Kulturraum" weiter voranbringt, ist nur mit viel Herzblut zu erklären. "Was wir hier machen, ist Selbstausbeutung, das ist keine vernünftige Basis, um eine Dekade Kulturarbeit zu machen", betont Malleskat. Mit den Filmstudios habe Bendestorf ein Kulturerbe übernommen. Von 1947 bis 2015 sei hier "Film, TV und Musik von nationaler und internationaler Bedeutung" produziert worden. "Die politisch Verantwortlichen vor Ort müssen eine finanzielle Basis schaffen, dass man ordentlich weiterarbeiten kann", fordert Malleskat.

Sofern die aktuellen Corona-Regeln es zulassen, soll die neue Ausstellung im April eröffnet werden - dann können sich alle Besucher vom "Kulturraum Studio Bendestorf" überzeugen.

• Ob die Samtgemeinde Jesteburg sich mit 10.000 Euro an der Förderung des Filmmuseums beteiligt, darüber berät u. a. der Kulturausschuss der Samtgemeinde am Donnerstag, 18. Februar, um 19 Uhr per Videokonferenz.

Das Filmmuseum
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entwickelten sich die Bendestorfer Filmstudios zu einem der größten in der Westzone. Bis 2005 wurden hier knapp 100 abendfüllende Filme und Serien produziert, u.a. "Die Sünderin" mit Hildegard Knef. 
Seit 1989 gibt es in Bendestorf ein Filmmuseum. Das Museum wurde zunächst von der Gemeinde Bendestorf unterhalten und war im gemeindeeigenen Makens Huus untergebracht.
2017 hat der Verein Freundeskreis Filmmuseum Bendestorf das Museum übernommen, das Filmmuseum ist seither in einem Gebäude des ehemaligen Filmstudios Bendestorf untergebracht.

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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