Diskussion um Bossard-Erweiterung
Kunststätte Bossard: Die Nazi-Vergangenheit wird unter den Teppich gekehrt

Die Kunststätte Bossard sollte Jesteburg zu neuem Glanz verhelfen. Doch aktuell ist Jesteburg dank des Kunsttempels die Lachnummer der Nation. Nachdem die Mega-Erweiterung zur "Kunsthalle der Lüneburger Heide" wegen Johann Bossards Nazi-Vergangenheit gestoppt wurde, verschwand jetzt das Hakenkreuz im Edda-Saal unter einem Schmutzabtritt.
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  • Die Kunststätte Bossard sollte Jesteburg zu neuem Glanz verhelfen. Doch aktuell ist Jesteburg dank des Kunsttempels die Lachnummer der Nation. Nachdem die Mega-Erweiterung zur "Kunsthalle der Lüneburger Heide" wegen Johann Bossards Nazi-Vergangenheit gestoppt wurde, verschwand jetzt das Hakenkreuz im Edda-Saal unter einem Schmutzabtritt.
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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Kunststätten-Leiterin Dr. Gudula Mayr lässt umstrittenes Hakenkreuz unter einem Schmutzabtritt verschwinden.
 
mum. Jesteburg. Die Mega-Erweiterung der Kunststätte Bossard zur "Kunsthalle der Lüneburger Heide" wird immer mehr zu einer Posse. Der Wunsch Jesteburgs, Anerkennung als Kunst- und Kulturmetropole zu finden, droht vollends zu scheitern. Stattdessen gibt es Hohn und Spott. Dieses Mal ist es Kunststätten-Leiterin Dr. Gudula Mayr, die über das Ziel hinausgeschossen ist. Wie berichtet, hatten insbesondere die zahlreichen kritischen Einwände in Bezug auf die Rolle Johann Bossards zur Zeit des Nationalsozialismus den Stiftungsrat bewogen, das Konzept auf Eis zu legen. Ein zusätzliches wissenschaftliches Forschungsprojekt soll nun Bossards Rolle im Nationalsozialismus aufklären.
Mayr hat offensichtlich eine ganz eigene Art gefunden, mit der Nazi-Kritik an Bossard umzugehen. Sie kehrt Bossards antisemitische Gesinnung einfach unter den Teppich. Und das im wahrsten Wortsinn. Das Nazi-Kreuz am Eingang des Edda-Saals wird seit gut zwei Wochen von einer Schmutzmatte verdeckt. Einen Hinweis darauf, warum das Nazi-Symbol plötzlich nicht mehr zu sehen ist, finden Besucher nur, wenn sie sich aufmerksam im dunklen Saal umsehen. Einige Schritte entfernt ließ Mayr zwei engbedruckte A4-Seiten unter Plexiglas auslegen. Dort ist unter anderem zu lesen: "Die politische Verwendung hakenkreuzförmiger Symbole ist seit 1945 in Deutschland, Österreich und weiteren Staaten verboten. Nur zur 'staatsbürgerlichen Aufklärung' und für ähnliche Zwecke dürfen sie heute noch gezeigt werden. Der Fußboden wurde daher an der entsprechenden Stelle abgedeckt."
Was Mayr verschweigt: Das Abdecken geschah nicht aus eigener Motivation heraus, sondern ist die Folge von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Stade. Bundesverdienstkreuzträger Ivar Buterfas-Frankenthal hatte Oberstaatsanwalt Johannes Kiers auf das Hakenkreuz aufmerksam gemacht. Daraufhin wurde die Polizei gebeten, sich vor Ort ein Bild zu machen. "Wir haben keinen Zweifel daran, dass es sich bei dem Kreuz um ein Nazi-Symbol handelt", so Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Bossards nationalsozialistische Gesinnung würde nicht in Frage gestellt werden. Aus diesem Grund sei der Straftatbestand des Paragrafen 86a Strafgesetzbuch erfüllt (das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen).
In einem Gespräch sei Mayr darauf hingewiesen worden, dass ein Verfahren drohe. Um eine juristische Auseinandersetzung zu vermeiden, entschied sich diese wohl dazu, das Hakenkreuz unter einem Schmutzschutz zu verstecken.
Damit niemand auf die Idee kommt, den Teppich anzuheben, um einen Blick auf das Hakenkreuz zu werfen, wurde dieser mit Klebeband fixiert. "Interessenten können sich aber an der Kasse am Eingang ein laminiertes Bild auf Nachfrage zeigen lassen", teilte eine Kunststätten-Mitarbeiterin mit.

Auf ein Wort
Aus Fehlern nichts gelernt
Bei allem Respekt vor den handelnden Personen rund um die Kunststätte Bossard: Ein Hakenkreuz mit einem Schmutzabtritt abzudecken, pendelt irgendwo zwischen Dummheit und Ignoranz. Wer bewusst mit Geschichte umgeht, tilgt Relikte nicht, sondern erläutert sie und stellt sie in einen historischen Kontext. Aber genau daran scheiterten die Kunststätten-Verantwortlichen schon beim ersten Versuch, die Nazi-Vergangenheit von Johann Bossard aufzuarbeiten. Nicht umsonst kam der Spiegel zu dem Fazit, dass die Veröffentlichung eher einer Weißwaschung denn einer Aufarbeitung glich. Jetzt gilt also das Motto: Ich sehe es nicht, also ist es auch nicht da - also war es auch nie da.
Ivar Buterfas-Frankenthal hatte deutlich gemacht, dass der Umgang mit der Kunststätte Bossard komplett neu aufgerollt werden muss. Dass dieses nun damit beginnt, das Hakenkreuz zu verstecken, ist schlimm. Ein Teppich ist mit Sicherheit nicht der richtige Anfang, um in Jesteburg das Dritte Reich aufzuarbeiten. Offensichtlich sind die handelnden Personen überfordert. Und dazu zählt nicht nur Kunststätten-Leiterin Dr. Gudula Mayr, sondern der gesamte Vorstand, zu dem so honorige Persönlichkeiten wie Landrat Rainer Rempe, Sparkassen-Vorstand Andreas Sommer, Waldklinik-Chef Dr. Hans-Heinrich Aldag und der ehemalige NDR-Redakteur Hans-Jürgen-Börner zählen.
Sascha Mummenhoff

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Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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