++ A K T U E L L ++

Millionenschaden im Buchholzer Freibad

"Ich wünsche mir starke Parteien in den Räten"
Interview mit Jesteburgs Samtgemeinde-Bürgermeisterin Claudia von Ascheraden (parteilos)

In ihrem Garten: Jesteburgs Samtgemeinde-Bürgermeisterin Claudia von Ascheraden (parteilos) | Foto: as
  • In ihrem Garten: Jesteburgs Samtgemeinde-Bürgermeisterin Claudia von Ascheraden (parteilos)
  • Foto: as
  • hochgeladen von Anke Settekorn
Service
Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

JOBS und KARRIERE

Seid ihr Schülerinnen oder Schüler und steckt noch mitten in der Phase der beruflichen Orientierung? Oder seid ihr bereits mittendrin in eurer Ausbildung? Egal, in welcher Phase ihr euch befindet, eines ist sicher: In Deutschland gibt es über 300 anerkannte Ausbildungsberufe, die nur darauf warten, von euch entdeckt zu werden! Egal, welchen Schulabschluss ihr habt, es gibt garantiert einen passenden Beruf für euch. Eine Ausbildung bietet nicht nur die Möglichkeit, frühzeitig Geld zu verdienen,...

as. Jesteburg. Mit mehr als drei Viertel der Stimmen wurde die parteilose Claudia von Ascheraden im April an die Verwaltungsspitze des Jesteburger Rathauses gewählt. Die ersten Monate im Amt sind mittlerweile herum: Zeit für eine Zwischenbilanz von Jesteburgs Samtgemeinde-Bürgermeisterin. Im WOCHENBLATT-Interview mit Redakteurin Anke Settekorn zieht Claudia von Ascheraden ein erstes Zwischenfazit. 

WOCHENBLATT: Die ersten Monate als Samtgemeinde-Bürgermeisterin sind geschafft: Wie fällt ihr Fazit aus?
Claudia von Ascheraden: Bei mir ging es ja gleich los: Am 11. April habe ich die Wahl gewonnen und bin am 12. April gestartet. Die Arbeit als Samtgemeinde-Bürgermeisterin macht mir viel Spaß und ich bin voller Energie. Der Schwung, den ich aus dem Wahlkampf mitgenommen habe, ist immer noch da. Zu Beginn standen viele Antrittsbesuche an, zum Beispiel habe ich alle Feuerwehren in der Samtgemeinde besucht. Als nächstes sind die Grundschulen dran. Ich schaue mir die Dinge lieber selbst an, als vom Schreibtisch aus zu entscheiden. Als Samtgemeinde-Bürgermeisterin muss man vor Ort sein.

WOCHENBLATT: Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?
Claudia von Ascheraden: Meist bin ich von 7 bis 19 Uhr im Büro, hinzu kommen mitunter Abendtermine wie zum Beispiel Sitzungen des Samtgemeinderates. Zum Glück kann ich mich gut selbst organisieren, das hat mir auch geholfen, neben meiner Berufstätigkeit einen erfolgreichen Wahlkampf zu führen. Auf die Arbeit als Samtgemeinde-Bürgermeisterin bin ich gut vorbereitet: In den vergangenen zwei Jahren habe ich fast jede Fachausschusssitzung und Ratssitzung begleitet und bin daher bei den wichtigen Themen gut informiert, das kommt mir jetzt zu Gute.

WOCHENBLATT: Während des Wahlkampfs haben Sie unter anderem die Restrukturierung der Verwaltung eine bessere Kommunikation mit den Bürgern als Schwerpunkte genannt. Wie weit sind Sie in der Umsetzung?
Claudia von Ascheraden: Der Fachbereich "Bürger und Bauen" wurde bereits getrennt. Wir haben jetzt die Fachbereiche "Bürger und Ordnung", "Bauen" sowie "Finanzen und Organisation". Julia Reese leitet die Bauabteilung jetzt noch kommissarisch, soll die Leitung mittelfristig aber dauerhaft übernehmen. Sie wurde bei uns ausgebildet, wir müssen unsere Fachkräfte fördern.

WOCHENBLATT: Wie sieht es in den anderen Bereichen aus?
Claudia von Ascheraden: Von der Reorganisation der Verwaltung ist auch der Stellenplan betroffen. Noch offen sind zum Beispiel eine Stelle im Baubereich und die gerade vom Rat beschlossene Stelle des Klimamanagers. Schon die Organisationsuntersuchung hatte bereits Personalmangel festgestellt. Ein wichtiges Thema ist, dass wir Zuständigkeiten klären. Es soll nicht alles einfach hin und her geschoben, sondern auch gemacht werden. Bei der Umstrukturierung gilt: Genauigkeit vor Schnelligkeit. Der neue Organisationsplan, den ich aufstelle, soll schließlich ein paar Jahre halten.

WOCHENBLATT: Wieso ist die neue Organisation der Verwaltung wichtig?
Claudia von Ascheraden: Die Verwaltungsarbeit hat sich in den vergangenen Jahren verändert: Von einer reinen Ordnungsbehörde zum Dienstleister für die Bürger. Jetzt steht die Weiterentwicklung zu einer Bürgerkommune mit stärkerer Bürgerbeteiligung an. Wir müssen uns bewusst sein, dass Verwaltung, Politik und Bürger alle gemeinsam die Kommune bilden und an einem Strang ziehen müssen. Das soll nicht nur ein Wahlkampfversprechen sein, sondern das müssen wir alle gemeinsam auch leben.
Die Verwaltung war einige Zeit ohne Führung. Hinzu kommt: In den vergangenen Jahren hatten wir eine hohe Fluktuation, vor allem im Bereich Bürger/Organisation. Viele sind direkt nach Krankheit gegangen, es gab keine Übergabe - da ist uns viel Wissen verloren gegangen. Ich hoffe, dass wir, bis der neue Rat seine Arbeit aufnimmt, intern so weit sind, dass wir die Kapazitäten haben, die Ratsarbeit vernünftig zu begleiten und uns auch als Verwaltung aktiv einzubringen.

WOCHENBLATT: Welche drei Projekte haben Sie bisher umgesetzt?
Claudia von Ascheraden: Innerhalb der ersten 100 Tage lassen sich weitreichende Projekte nicht abschließen. An vielen Stellen braucht man 100 Tage und mehr, um überhaupt den Startschuss zu einem Projekt geben zu können. Für Projekte, die nicht zum laufenden Verwaltungshandeln gehören, braucht man zudem politische Mehrheiten. Darüber hinaus gehört dazu eine gute Planung (Eingrenzung des Themas, Benennung eines Verantwortlichen und setzen von Meilensteinen), um Projekte erfolgreich durchführen zu können und am Ende das gesteckte Ziel zu erreichen. Glücklicherweise gehört Projektmanagement zu meinem Handwerkszeug und wir stellen uns gerade so auf, dass wir viele Themen nicht mehr als reine Vorgänge auf dem Tisch eines einzelnen Mitarbeiters haben, sondern im Rahmen einer Projektgruppe angehen.
Dennoch gibt es einige Themen, die kurz vor dem Abschluss stehen:
1.) Organisation der Verwaltung / Projekt „Organisationsänderung“ ist in Arbeit und wird mit den neuen Räten auf den Weg gebracht,
2.) Rollenverständnis der neuen Samtgemeindebürgermeisterin und erste Anpassungen der Struktur und des Ablaufs,
3.) Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit / Die Einrichtung einer Bürgersprechstunde und regelmäßige Informationen aus dem Rathaus in Form einer Ratspost sind in Arbeit.
Mein Ziel ist es, bis zur Wahl gut aufgestellt zu sein, damit wir gemeinsam mit Bürgern/innen und Politik die Themen voranbringen.

WOCHENBLATT: Wie steht es um das Thema Bürgerbeteiligung?
Claudia von Ascheraden: Wenn die Verwaltung gut aufgestellt ist und die neue Ratsperiode begonnen hat, dann können wir mit der Einbeziehung der Bürger starten. Zum Beispiel mit der Fortsetzung des Masterplans 2030. Der wurde auf Gemeindeebene begonnen, aber nie vollendet. Im Gegensatz zum Masterplan 2020 wurden daraus noch keine konkreten Maßnahmen entwickelt. Das würde ich gern ändern und den Masterplan auf Samtgemeinde-Ebene diskutieren. Weiterhin möchte ich Initiativen engagierter Bürger, wie die Klimakommune oder den Gewerbeverein, stärker mit einbeziehen und die Verbindung zur Verwaltung stärken.

WOCHENBLATT: Was ist Ihnen bei Ihrer Arbeit wichtig?
Claudia von Ascheraden: Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg. Man muss untereinander sprechen, sich begegnen und dabei alle Beteiligten an einen Tisch holen. Dann aber auch wissen, dass der Punkt kommt, wo man entscheiden muss. Was ich noch akzeptieren muss: Man kann es nicht allen recht machen! Ich möchte immer, dass alle Beteiligten mit einer Lösung zufrieden sind. Aber manchmal muss man auch Entscheidungen treffen, hinter der nicht alle stehen.

WOCHENBLATT: Wie wollen Sie die Samtgemeinde stärken?
Claudia von Ascheraden: Als Samtgemeinde-Bürgermeisterin nehme ich auch an Gemeindegremien teil, weil die Themen alle ineinander übergreifen.
Zum Beispiel die Bereiche Wirtschaft/Gewerbegebiete oder Klimaschutz / Klimaneutralität. Auch das Thema Finanzen ist nicht getrennt voneinander zu betrachten. Die Übertragung von Aufgaben heißt nicht, dass Gemeinden damit nichts zu tun haben. Die Kosten der Erledigung der Samtgemeinde-Aufgaben für die Mitgliedsgemeinden werden schließlich auf die Mitgliedsgemeinden umgelegt.
Mein langfristiges Ziel ist es, das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Samtgemeinde zu wecken. Dass man nicht mehr in Konkurrenz aufeinander blickt. Ich möchte erreichen, dass die Samtgemeinde nicht nur eine Verwaltungsgemeinschaft ist, sondern wir ein Gefühl dafür entwickeln, dass wir alle eine Samtgemeinde sind. Wir haben viele gemeinsame Themen wie Bauhof oder Schulstandorte. Denen müssen Verwaltung, Politik und Bürger sich gemeinsam stellen.

WOCHENBLATT: Was erhoffen Sie sich von der Kommunalwahl?
Claudia von Ascheraden: Unabhängig davon, wie sich die Wahl entwickelt, unabhängig davon, welche Partei im Rat sitzt: Wichtig ist, dass die Leute engagiert sind, und etwas bewegen wollen. Dann sind wir nicht so weit entfernt voneinander. Ich wünsche mir starke Parteien im Rat. Ich will Themen voranbringen, dazu muss man Mehrheiten finden. Auch lebhafte und kontroverse Diskussionen sind wichtig. So kommt man auf neue Ideen. Ich hoffe, mit dem neuen Rat Themen so entwickeln zu können, dass wir sie gemeinsam auf Samtgemeinde-Ebene voranbringen können. Zum Beispiel was die Bereiche Digitalisierung, Mobilitätskonzept, Klimaneutralität oder Investitionen/Infrastruktur angeht.

WOCHENBLATT: Welche drei Projekte möchten Sie als nächstes konkret angehen?
Claudia von Ascheraden:
1.) Thema Rathausneubau: Die Politik meint, dass man mit Homeoffice unsere Platzproblem in der Verwaltung lösen kann - das ist nicht der Fall. Selbst unsere Auszubildenden haben momentan keinen festen Arbeitsplatz sondern müssen mit ihrem Laptop von Ort zu Ort ziehen. Ich kann kein Personal mehr einstellen, solange wir nicht mehr Platz haben. Die Erweiterung des Rathauses ist bereits in der vom Rat verabschiedeten Prioritätenliste verankert - die Planung müssen wir unbedingt fortführen.
2.) Thema Klima und Masterplan 2030: Sich für Klimaneutralität auszusprechen ist einfach, aber es müssen auch dementsprechende Umsetzungen erfolgen. Der Samtgemeinde-Rat hat dafür gestimmt, einen Klimamanager einzustellen, das ist ein erster Schritt. Sofern möglich, möchte ich zukünftig gern stärker Bürgerinitiativen in die Klimadiskussion mit einbeziehen. Mit der neuen "Klimakommune" hat sich in Jesteburg eine tolle Initiative gegründet. Klimaschutz betrifft aber nicht nur den Baubereich und Gebäude. Das fängt auch ganz konkret in der Verwaltung an, zum Beispiel beim Thema papierloses Büro. Dazu gehört auch das Mobilitätskonzept: Den Fahrradverkehr sicherer machen, dann benutzen auch mehr Leute das Fahrrad. Das Thema Klimaschutz steht nicht alleine. Damit verbunden sind wie bereits erwähnt: Mobilität, Gestaltung der Infrastruktur und Digitalisierung. All diese Themen müssen aus meiner Sicht in einen neuen „Masterplan 2030 auf Samtgemeindeebene“ einfließen.
3.) Thema Katastrophenschutz: Die Situation im Rheinland (Hochwasser) und weltweit (Überschwemmungen und Waldbrände) hat verdeutlicht, das wir gewappnet sein müssen, wenn es zum Katastrophenfall kommt. Hier gilt es, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, Pläne zu entwickeln und vorbeugend tätig zu werden. Ein Konzept zu entwickeln, dass uns handlungsfähig macht und uns allen Sicherheit gibt, steht dabei an erster Stelle.

WOCHENBLATT: Vielen Dank für das Gespräch.

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

4 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Service

Wichtige WOCHENBLATT-Mail-Adressen

Hier finden Sie die wichtigen Email-Adressen und Web-Adressen unseres Verlages. Wichtig: Wenn Sie an die Redaktion schreiben oder Hinweise zur Zustellung haben, benötigen wir unbedingt Ihre Adresse / Anschrift! Bei Hinweisen oder Beschwerden zur Zustellung unserer Ausgaben klicken Sie bitte https://services.kreiszeitung-wochenblatt.de/zustellung.htmlFür Hinweise oder Leserbriefe an unsere Redaktion finden Sie den direkten Zugang unter...

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.