Pflegeheime in Buchholz, Jesteburg und Klecken schließen
Stubbenhof Betriebs GmbH schließt drei Seniorenheime im Landkreis Harburg / 103 Bewohner und 80 Mitarbeiter sind betroffen

Die Altenheime Stubbenhof, Haus Klecken und Haus Steinbachtal werden zum 31. August geschlossen. Insgesamt 103 Senioren und 80 Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen  | Foto: sv
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  • Die Altenheime Stubbenhof, Haus Klecken und Haus Steinbachtal werden zum 31. August geschlossen. Insgesamt 103 Senioren und 80 Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen
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as. Landkreis Harburg. 103 Bewohner und 80 Mitarbeiter müssen sich nach einer neuen Pflegeeinrichtung umsehen: Die Stubbenhof Betriebs GmbH schließt ihre drei Altersheime im Landkreis Harburg. Betroffen sind das Stubbenhof Altenheim (39 Bewohner) in Jesteburg, das Haus Steinbachtal (33 Bewohner) in Buchholz und das Haus Klecken (31 Bewohner) in Rosengarten.

"Das ist eine Katastrophe für alle Beteiligten - für mich, für unsere Mitarbeiter, vor allem aber für unsere Bewohner", sagt Marco Wiencke, Geschäftsführer der Stubbenhof Betriebs GmbH. "Unsere Bewohner sind eingezogen in dem Glauben, dass dies der letzte Umzug sei. Jetzt müssen wir allen zumuten, noch mal umzuziehen", so Wiencke. Zudem sei es eine große Umstellung, von einer kleinen Einrichtung mit familiärer Atmosphäre mit etwa 30 Bewohnern in ein größeres Seniorenheim mit 80 oder mehr Bewohnern zu ziehen. "Aber wir lassen niemanden allein! Alle Bewohner werden bei der Suche nach einem neuen Platz unterstützt", betont Wiencke. Er ist zuversichtlich, dass alle Heimbewohner in anderen Einrichtungen im Landkreis untergebracht werden können. "In Klecken zum Beispiel werden vermutlich schon zum Ende des Monats alle 31 Bewohner in anderen Einrichtungen untergekommen sein."

Der Geschäftsführer ist überzeugt, dass kleine Einrichtungen wie der Stubbenhof über kurz oder lang aussterben werden. "In großen Einrichtungen können bei Personalknappheit Mitarbeiter aus anderen Abteilungen aushelfen, wir müssen personelle Engpässe aber immer über Zeitarbeit ausgleichen - das ist deutlich teurer, als eigenes Personal. Seit Jahren müssen wir deshalb auf Rücklagen zurückgreifen, die sind jetzt nicht mehr vorhanden." Die ohnehin angespannte finanzielle Lage sei durch die Corona-Pandemie verschärft worden: "Wir haben erhebliche Mehrausgaben. FFP2-Masken, die vor der Pandemie ca. 30 bis 40 Cent pro Stück gekostet haben, haben plötzlich 5 Euro gekostet. Wo wir vorher einige wenige Schutzausrüstungen vorhalten mussten, waren plötzlich Schutzanzüge für alle Mitarbeiter notwendig. Zudem ist durch das regelmäßige Testen etc. auch der Personalaufwand gestiegen", berichtet Wiencke. "Mit der Einführung der Pflegeversicherung hat man entschieden, dass der Markt solche Dinge regeln soll, und das ist hier geschehen." Es gehe hier nicht um Gewinnmaximierung, sondern darum, eine Insolvenz zu verhindern. "Unsere Mitarbeiter, viele von ihnen schon seit langen Jahren, betreuen unsere Bewohner engagiert und leidenschaftlich. Sie werden sie auch bis zum letzten Tag ordentlich pflegen", verspricht der Geschäftsführer.

Von der Schließung ebenfalls betroffen sind die rund 80 Mitarbeiter. "Wir haben uns seit vergangenem Jahr darum bemüht, eine gute Lösung für Bewohner und Mitarbeiter zu finden", sagt Verwalter Joachim Paulun. Unter anderem habe man Kontakt zu "Aroundtown" aufgenommen, ein in Luxemburg ansässiges Immobilienunternehmen, das Gewerbeimmobilien u.a. in Deutschland und den Niederlanden besitzt, darunter auch das "Haus am Marktplatz" in Neu Wulmstorf. Das Pflegeheim wurde im Mai geschlossen (das WOCHENBLATT berichtete).

Die Stubbenhof Betriebs GmbH ist nicht die erste Einrichtung in der Region, die schließen muss: Erst am 31. Mai wurde die Seniorenpflegeeinrichtung "Haus am Markplatz" in Neu Wulmstorf geschlossen. Von der Schließung betroffen waren 106 Bewohner und 80 Mitarbeiter. Der Betreiber, die ProVita Heimbetriebsgesellschaft mbH, Teil der Korian Deutschland AG, begründete die Schließung mit notwendigen umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen, die sich im laufenden Betrieb nur schwer realisieren ließen. Ein Nachfolger konnte nicht gefunden werden.

Paulun hoffte, das Heim übernehmen zu können. Vor zehn Tagen habe er die Verhandlungen abgebrochen, da ihm ein Einzug frühestens im Januar oder Februar 2022 in Aussicht gestellt worden sei. "Das hilft weder den Bewohnern, noch den Mitarbeitern."

Auch die Bemühungen, den Stubbenhof oder das Haus Klecken mit der Mitarbeiterschaft in Eigenregie weiter zu betreiben, sind gescheitert: Die Eigentümer, die Seeve Rundling GbR und die Haus Klecken GmbH & Co. KG, haben dem Übernahmeangebot nicht zugestimmt. "Trotz Mietsicherheit für ein Jahr. Da hat schon ein bisschen das Geld gesiegt", sagt Paulun. In Jesteburg soll zukünftig Servicewohnen angeboten werden. In Buchholz und Klecken soll Wohnraum entstehen, vermutet Paulun.

Pflegedienstleiter Benjamin Riebesel hat vergangene Woche begonnen, die Angehörigen des Stubbenhofes über die Schließung zu informieren. Er möchte die Idee der Stubbenhof-Mitarbeiter, gemeinsam eine neue Einrichtung zu eröffnen, noch nicht aufgeben. "Wir wünschen uns, einigen unserer Bewohner weiterhin ein Zuhause bieten zu können. Wir suchen ein Gebäude für eine Pflegeeinrichtung, Kurzzeitpflege, Tageseinrichtung oder eine Senioren-WG im Umkreis Buchholz, Jesteburg, Klecken, die wir selbst betreiben können", sagt Riebesel.

Die Altenheime Stubbenhof, Haus Klecken und Haus Steinbachtal werden zum 31. August geschlossen. Insgesamt 103 Senioren und 80 Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen  | Foto: sv
Das Haus Klecken wird ebenfalls zum 31. August geschlossen
Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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