Tourismus in der Lüneburger Heide
Tourismus-Experte Ulrich von dem Bruch fordert eine schnelle Aufhebung der Corona-Beschränkungen

Der Tourismus in der Lüneburger Heide - hier das Büsenbachtal in Handeloh-Wörme - steckt in einer schwierigen Situation. Die aktuellen Einschränkungen machen den Wettbewerb zusätzlich kompliziert
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(mum). Um den Tourismus in der Lüneburger Heide steht es nicht gut. Das liegt auf der einen Seite an den Folgen des Corona-bedingten Lockdowns, auf der anderen Seite machen aber auch die aktuellen Einschränkungen den Gastgebern das Leben schwer. WOCHENBLATT-Redakteur Sascha Mummenhoff sprach mit Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide Tourismus GmbH, über die aktuelle Situation. Der Tourismus-Experte ist für etwa 400 Hotels und 1.000 Ferienwohnungen in der Region zuständig. Mit etwa 400 Unternehmen sei er in einem engen Kontakt. "Die Gefühlslage bei den Vermietern und Hoteliers ist ernüchternd, denn sie verlieren jeden Tag Geld."

WOCHENBLATT: Wie steht es um den Tourismus in der Region ganz allgemein?
Ulrich von dem Bruch: Der Tourismus kommt nach dem Lockdown und der folgenden Öffnung mit den Beschränkungen langsam wieder in Gang. Von einem Boom ist aber nichts zu sehen. Die Reisebereitschaft in Deutschland liegt den Umfragen zufolge bei nur 25 bis 30 Prozent. Das spüren wir auch, die Menschen sind noch vorsichtig. Wandern und Radfahren in der Natur stehen im Fokus.

WOCHENBLATT:
Gibt es eine Schätzung, wie hoch der Verlust für den Tourismus in der Region aufgrund des Coronavirus sein wird?
von dem Bruch: Noch nicht, wir müssen ja immer noch mit Beschränkungen leben und werden erst danach Kassensturz machen. Es wird aber sicher ein dreistelligen Millionenbetrag sein. Es ist noch lange nicht vorbei.

WOCHENBLATT:
Wie stellt sich die aktuelle Situation für die Ferienwohnungsanbieter dar? Welche Auflagen müssen sie erfüllen?
von dem Bruch: Die Ferienwohnungen und -häuser sind seit dem 11. Mai mit Auflagen geöffnet. Sie zählen für mich zu den sichersten Corona-Unterkünften, die wir haben. Leider haben wir eine Sieben-Tages-Wiederbelegungsfrist, die den Betreibern das Leben schwer macht.

WOCHENBLATT:
Was bedeutet das konkret?
von dem Bruch: Es wird vom Anreisetag aus gezählt, ab dann darf erst nach sieben Tagen wieder belegt werden. Sinn macht das nicht, denn mit den Ferienwohnungen und -häusern haben wir die kontaktärmste Unterkunftsart. Wir sollten sie fördern statt beschränken. Unser Vorschlag war ein Leertag zwischen den Aufenthalten zur Desinfektion. Wirtschaftlich ist das übrigens momentan auch nicht, die Betriebe verlieren weiter Geld, obwohl sie geöffnet sind.

WOCHENBLATT:
Und wie stellt sich die Situation für die Pensionen da?
von dem Bruch: Sie haben seit dem 25. Mai geöffnet und dürfen 60 Prozent ihrer Kapazität belegen.

WOCHENBLATT:
Und worauf haben Hotels zu achten?
von dem Bruch: Sie dürfen ebenfalls nur 60 Prozent belegen. Wellnessbereiche und Schwimmbäder müssen aber geschlossen bleiben. Die Restaurantbedingungen sind ja bekannt. Schleswig-Holstein übrigens darf schon zu 100 Prozent belegen. Mit diesem Wettbewerbsnachteil müssen wir leben.

WOCHENBLATT: Gibt es schon Rückmeldungen von einzelnen Gastgebern?
von dem Bruch: Wir stehen im engen Kontakt mit den Gastgebern, auch um zu hören, wie die Gäste sich verhalten. Es läuft sehr gut ab, aber die Gäste sind vorsichtig. Alle Betriebe kämpfen mit der Wirtschaftlichkeit, die Lage ist besorgniserregend. Ich habe leider den Eindruck, dass die Politik glaubt, mit der Teilöffnung wäre alles erledigt. Aber unsere Betriebe sind noch lange nicht gerettet.

WOCHENBLATT:
Welche Vorgaben sind aus Ihrer Sicht nicht umsetzbar - oder nicht nachzuvollziehen?
von dem Bruch: Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass es kein zweites Zuschussprogramm für den Tourismus gibt. Unsere Branche durfte als Letzte öffnen, dann auch nur mit massiven Einschränkungen. Jeden Tag verlieren wir weiter Geld dadurch. Wir haben aber nur die gleichen Zuschüsse bekommen wie Branchen, die schon lange wieder voll geöffnet sind. Die Gesellschaft kann solche Entscheidungen fällen, muss aber dann auch für die Betriebe und Arbeitsplätze sorgen. Stattdessen reden wir über Autoprämien. Deutschland lebt vom Mittelstand. Auch im Tourismus.

WOCHENBLATT:
Für diese Region ist die Heideblüte besonders wichtig. Wie wird sich Corona auf den Tourismus in dieser Zeit auswirken?
von dem Bruch: Wir müssen jetzt dringend alle Beschränkungen loswerden. Es gibt bisher keinen einzigen Corona-Fall in einer Unterkunft der Heide. Die Fallzahlen allgemein sind rückläufig. Die Heideblütezeit war schon im Januar, also vor Corona, gut gebucht. Wir brauchen diese Umsätze, sonst werden viele Betriebe den Winter nicht überstehen. Die Gästezahlen kriegen wir gemanagt, da mache ich mir keine Sorgen.

WOCHENBLATT:
Gibt es eigentlich auch "Corona-Gewinner" in Ihrer Branche? Konkret in der Region?
von dem Bruch: Nein, in unserer Branche gibt es maximal "Überlebende".

WOCHENBLATT:
Danke für das Gespräch.

• Das nächste Problem kommt bereits auf die Heide-Touristiker zu: Ende des Monats wird sich der innerdeutsche Wettbewerb um Touristen noch verschärfen. Bayern öffnet laut von dem Bruch Hotels und Ferienwohnungen - zu 100 Prozent. "Da können wir hier in Niedersachsen nicht mithalten."

•  Am Freitag (nach Redaktionsschluss für die Print-Ausgabe) gab der Landkreis Harburg weitere Lockerungen bekannt, die ab Montag, 8. Juni, in Kraft treten. Darunter auch, dass Hotels und Campingplätze ihre Belegungsquote auf bis zu 80 Prozent ausweiten dürfen. Die Wiederbelegungsfrist für Ferienwohnungen und Ferienhäuser fällt weg. Diese dürfen jedoch nur von einem Gast und dessen Mitreisenden aus seinem eigenen und aus einem weiteren Hausstand genutzt werden.

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Ulrich von dem Bruch rechnet mit erheblichen Verlusten
Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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