Unfreiwillig Vorbild

Der Bau der neuen Feuerwehr-Fahrzeughalle schreitet schnell voran. Spätesten Ende Mai soll der Bau fertig sein | Foto: Florian Baden
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Marxener Kameraden tragen nicht nur die Kosten, sondern bauen ihre Fahrzeughalle gleich selbst.

mum. Marxen Das Telefon stand nicht mehr still! Nachdem das WOCHENBLATT Anfang Februar berichtet hatte, dass die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Marxen den Bau ihrer neuen Fahrzeughalle nahezu komplett allein stemmen -, erkundigten sich andere Wehren aus dem Landkreis und darüber hinaus nach dem "Marxener Modell". Die fast 160 Quadratmeter große Halle soll höchstens 80.000 Euro kosten (20.000 Euro übernimmt die Gemeinde). Zum Vergleich: Die Fahrzeughalle in Glüsingen (130 Quadratmeter) kostet den Steuerzahler 700.000 Euro.
"Unser Vorteil ist, dass wir nicht ausschreiben müssen. Zudem packen alle im Ort mit an", so Fördervereins-Vorsitzender Jürgen Tiedt. Doch nicht bei allen kommt das Marxener Engagement gut an. Es könne nicht Aufgabe der ehrenamtlichen Retter sein, jetzt auch noch selbst für die Ausstattung zu sorgen.
"Wir sind uns dieser Kritik bewusst und wollen auf gar keinen Fall, dass sich andere Wehren unter Druck gesetzt fühlen", so Tiedt. Marxen hätte das große Glück, dass alle Kameraden sich einbringen wollen. Zusätzlich bestehe ein großes Netzwerk und die Unterstützung seitens der Marxener Wirtschaft wäre auch beeindruckend.

Seit Anfang Januar vergeht kein Wochenende, an dem die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Marxen nicht samstags zu ihrer Wache kommen. Zu Einsätzen rücken sie dann allerdings nicht aus. Gemeinsam errichten sie ihre neue Fahrzeughalle. Sensationell ist der Weg, den die Kameraden beim Bau des etwa 160 Quadratmeter großen Gebäudes verfolgen. Die komplette Abwicklung wird vom Förderverein der Feuerwehr organisiert und nicht etwa von der Gemeinde beziehungsweise Samtgemeinde. Da eine öffentliche Ausschreibung dann nicht notwendig ist, rechnet Fördervereins-Vorsitzender Jürgen Tiedt auch nur mit Kosten in Höhe von 80.000 Euro. Von der Gemeinde gibt es einen Zuschuss in Höhe von etwa 20.000 Euro. Die Samtgemeinde übernimmt die Kosten für eine neue Abgassauganlage (etwa 10.000 Euro). Die gesamte Restsumme wird durch Spenden abgedeckt. Unter anderem sparen die Kameraden fast 100.000 Euro an Planungskosten. Beispielsweise habe der Statiker kein Honorar verlangt.
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Nachdem das WOCHENBLATT über das Projekt das erste Mal berichtet hatte, stand das Telefon bei den Kameraden in Marxen nicht mehr still. "Die überwiegenden Reaktionen waren sehr positiv", so Tiedt. Unter anderem hätten sich Kameraden darüber informiert, wie man einen Förderverein gründet. Andere wollten erfahren, wie die Marxener die Baumaßnahmen koordinieren. "Um ehrlich zu sein, gab es aber auch Kritik", so Tiedt. Vereinzelt sei den Marxenern vorgeworfen worden, mit ihrer Aktion den Druck auf andere Wehren zu erhöhen, nun auch mehr Eigeninitiative zu zeigen. "Uns allen hier in Marxen ist ganz wichtig, zu betonen, dass dies nicht das Ziel war", so Tiedt. "Uns ist bewusst, dass es nicht die Aufgabe der Kameraden ist, selbst ihre Wachen zu bauen. Jeder bringt sich auch so schon sehr für das Gemeinwohl ein." Tiedt verweist auf die besondere Situation in Marxen: "Bei uns ziehen alle einfach an einem Strang. Handwerker und Unternehmer aus dem Ort beteiligen sich entweder mit Spenden oder Einsätzen auf der Baustelle."
Verantwortlich für die Koordination der Arbeitsdienste ist Florian Baden. Selbst aus der Baubranche kommend, hat er einen Plan aufgestellt, damit niemand umsonst seine Freizeit opfert. Der Einsatz spart nicht nur viel Steuergeld, sondern fördert auch die Gemeinschaft unter den Kameraden und im gesamten Dorf. "Es hat hier Tage gegeben, an denen mehr Freiwillige im Einsatz waren, als vorgesehen waren", so Baden. Viele Kameraden würden sich bereits am Montag auf das gemeinsame Arbeiten am Samstag freuen.
Die Idee zum Bau der neuen Fahrzeughalle entstand bereits 2014. Damals hatte der Förderverein gerade die Anschaffung eine gebrauchten Mannschafttransportwagens ermöglicht (24.000 Euro). "Wir stellten uns die Frage, für welches größere Projekt wir nun Geld sammeln sollten", so Tiedt. Die Entscheidung für eine neue Fahrzeughalle lag schließlich auf der Hand, denn das alte Gebäude platzt sprichwörtlich aus allen Nähten. Um an ihr Fahrzeug zu kommen, müssen die Kameraden quasi über ihre Einsatzkleidung stolpern. Aber erst als sich alle Mitglieder dafür ausgesprochen hatten, sich an dem Neubau zu beteiligen, wurden 2016 erste Gespräche mit der Samtgemeinde geführt; Anfang 2017 wurde der Bauantrag gestellt. "An dieser Stelle möchten wir uns bedanken", so Tiedt. "Uns allen ist bewusst, dass der Bau ein Privileg ist. Die Samtgemeinde und Gemeinde beteiligen sich an den Kosten. Das hätten sie nicht gemusst." Läuft alles nach Plan - und danach sieht es aus -, dürfte die Fahrzeughalle im Mai fertig sein. Nur ein kleines Detail fehlt noch. "Uns fehlen noch die Fliesen. Vielleicht findet sich da noch ein Sponsor", so Tiedt.

Förderverein mit 230 Mitgliedern
(mum). Die Freiwillige Feuerwehr Marxen zählt 56 aktive Mitglieder. In der Ehrenabteilung engagieren sich 16 Kameraden. Pro Jahr rücken die Marxener zu etwa 30 bis 40 Einsätzen aus. In der Regel sind es überwiegend Hilfeleistungen.
Besonders stolz ist die Wehr auf ihren Nachwuchs. Die Jugendabteilung besteht aus 25 Jungen und Mädchen. Die erst am 11. Februar gegründete Kindergruppe hat 18 Mitglieder.
Im Förderverein der Feuerwehr engagieren sich fast 230 Mitglieder. Sie können ihren Beitrag selbst bestimmen - der Mindestbeitrag liegt bei 13 Euro im Jahr. Außer den großen Projekten (Mannschaftstransportfahrzeug und Fahrzeughalle) unterstützt der Förderverein die Kameraden mit bis zu 5.000 Euro im Jahr - etwa für Kleidung und Ausstattung. 

Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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