Belebte Dorfmitte oder monströser Klotz?

So stellt sich Architekt Axel Brauer das neue Gesundheitszentrum in Jesteburg auf dem Clement-Areal vor. Bei der UWG stößt das Projekt auf wenig Gegenliebe | Foto: Axel Brauer
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  • So stellt sich Architekt Axel Brauer das neue Gesundheitszentrum in Jesteburg auf dem Clement-Areal vor. Bei der UWG stößt das Projekt auf wenig Gegenliebe
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Ärzte-Zentrum: UWG Jes! hilft, Einwendungen gegen den Bebauungsplan zu erheben

mum. Jesteburg. Gegen den Neubau für ein Gesundheitszentrum „inmitten des sonst eigentlich beschaulichen Jesteburgs“ will die Unabhängige Wählergemeinschaft Jesteburg (UWG Jes!) jetzt noch kurzfristig die Notbremse ziehen. „Von unseren Mitgliedern und aus der Bevölkerung erhalten wir nahezu ausschließlich skeptische bis negative Reaktionen auf einen geplanten Großbau, wie ihn sich die Investoren vorstellen“, warnt Hansjörg Siede. Als viel zu wuchtig, gar monströs werde der geplante, inklusive Dachgeschoss immerhin vierstöckige Bau bezeichnet. Die vorgesehene Nutzung - laut Siede eine weitere Seniorentagesstätte, Büroflächen, eine Apotheke und eine Arztpraxis - ließe nicht erkennen, welche Belebung davon für den Ort ausgehen solle.
„Auch ich fühle mich durch diesen monströs wirkenden Klotz überhaupt nicht angesprochen“, sagt UWG-Mitglied Sven Christiansen. „Ich hätte mir eine zurückhaltende Bauweise im hinteren Bereich mit einem einladend gestalteten Platz zur Straße als wirkliche Dorfmitte gewünscht. Der Gemeinderat scheint laut Christiansen indes festgelegt und will am 20. April den Bebauungsplan entsprechend der Investoren-Wünsche ändern, um das Bauvorhaben zu ermöglichen. „Bis zum 10. März können Bürger noch Einwendungen erheben“, sagt das UWG-Mitglied. Jeder Jesteburger könne sich bis dahin an die Gemeinde wenden. Siede sieht darin eine letzte Möglichkeit, endlich eine breite Diskussion über die Nutzung des Clement-Grundstücks in Gang zu setzen. „Dort soll eine Entscheidung getroffen werden, die das Erscheinungsbild unseres Dorfes für Generationen prägen wird“, so der UWG-Chef.
„Seit Monaten propagieren Gemeinderat und Investoren für ‚mehr Ärzte für Jesteburg‘, um den Bau zu rechtfertigen“, sagt Siede, der die Umsetzung dieser Pläne anzweifelt. Wenn der Nutzungszweck bereits jetzt von der Gemeinde und den Investoren zunehmend schwammiger formuliert würde - mittlerweile seien auch ein Sonnen-, Fitness- oder Manikürestudio denkbare Nutzungsalternativen - dann müsse es auch erlaubt sein, die Gebäudegröße zu hinterfragen, fordert die Wählergemeinschaft. „Bisher sei nur bekannt, dass das Ärzteteam Leschig & Pinninghoff neue Räumlichkeiten sucht und dort einziehen wolle. Weitere Ärzte, die dort einziehen, seien reinstes Wunschdenken, um dieses Gebäudemonster in der Ortsmitte durchzudrücken“, so Siede.
Siede verweist auf den „Masterplan 2020“. „Als Hauptziel für die weitere Entwicklung der Ortsmitte wurde damals ausdrücklich festgelegt, dass in der Dorfmitte der dörfliche Charakter erhalten bleiben und eine hohe Aufenthaltsqualität die Frequenz erhöhen soll“, so Siede. Daran müsse man den Gemeinderat offenbar erinnern.
• Da vielen Bürgern nicht bekannt sei, wie und welche Einwendungen erhoben werden können, hat die UWG-Jes! auf ihrer Internetseite beispielhaft Musterschreiben bereitgestellt (www.uwg-jesteburg.de). Die Entwürfe sollten um eigene Gedanken ergänzt werden und entweder wie angeben adressiert oder bei der Verwaltung direkt abgegeben werden.

„Herr Siede hat noch nie mit mir persönlich über das Zentrum gesprochen!“

(mum). „Ich hätte mir gewünscht, dass Hansjörg Siede mich einfach mal persönlich anspricht und ich mit ihm über seine Kritik sprechen kann“, sagt Axel Brauer (Foto). Der Jesteburger Architekt (Brauer Architekten, Itzenbüttel) zeichnet für die Pläne des neuen Gesundheitszentrums verantwortlich. Zudem ist er Gesellschafter der Gesundheitszentrum Jesteburg GmbH, die die Clement-Fläche von der Gemeinde im August vorigen Jahres erworben hat. „Ich finde es bedauerlich, dass ich von der Kritik über das Zentrum seitens der UWG Jes! nur über Umwege erfahre.“
Brauer nimmt die Vorwürfe gelassen. „Das Architekturbüro, das damals für den Masterplan Ortsmitte verantwortlich war, hat festgestellt, dass meine Pläne zu 100 Prozent mit der Vision der Ortsgestaltung übereinstimmen“, so Brauer.
Die Pläne des Gesundheitszentrums liegen derzeit im Rathaus öffentlich aus. „Ich gehe davon aus, dass wir noch im Juli mit den Arbeiten beginnen können“, sagt Brauer. Laut eigener Aussage liegen ihm schriftliche Absichtserklärungen von so vielen Interessenten vor, dass das Gebäude schon jetzt nahezu zu 100 Prozent vergeben sei. Außer der Ärztegemeinschaft Leschig & Pinninghoff würde noch eine Apotheke einziehen. „Zudem wird Ole Bernatzki seine Geschäftsräume in das Zentrum verlegen“, so Brauer.
Am meisten irritiert Brauer, dass Siede offensichtlich nicht akzeptieren kann, dass der Gemeinderat in einer öffentlichen Sitzung für seine Pläne gestimmt hat. „So funktioniert Demokratie“, sagt Brauer in Richtung Wählergemeinschaft.

Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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