Illegaler Trampelpfad ist beliebte Fußgängerstrecke / Zwei Sekunden bis zur tödlichen Begegnung
Abkürzung in den Tod an den Gleisen in Neu Wulmstorf

Der Trampelpfad ist direkt neben dem Bahnsteig und führt unmittelbar vom Fußweg zu den Gleisen | Foto: sla
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sla. Neu Wulmstorf. Zwei Menschen wurde die Abkürzung über die Bahngleise am Neu Wulmstorfer Bahnhof zum tödlichen Verhängnis: Wie berichtet, sind eine 29-jährige Frau und ein 33-jähriger Mann am vergangenen Freitagabend von einer Regionalbahn überrollt worden, als sie die Gleise am Neu Wulmstorfer Bahnhof überquerten, um eine wartende S-Bahn zu erreichen. Die beiden Personen kamen von der Neu Wulmstorfer Jack-Wolfskin-Filiale und wollten zur S-Bahn nach Hamburg, schilderten Zeugen des Unglücks. Offensichtlich benutzte das Paar einen Trampelpfad neben dem Bahnsteig, der vom Fußweg direkt zu den Gleisen führt. Die offizielle Fußgängerunterführung liegt in etwa 100 Meter Entfernung am anderen Ende des Bahnsteigs.
Doch wieso haben die beiden Personen den heranrasenden Regionalzug nicht gesehen oder gehört? Eine Erklärung hat Polizeisprecher Holger Jureczko von der Bundespolizeiinspektion Bremen. Für ihn ist das tragische Unglück in Neu Wulmstorf leider kein Einzelfall, wie er im WOCHENBLATT-Gespräch erläutert. "Überall gibt es 'wilde' Bahnübergänge und viele Leute sehen eine Abkürzung über Bahngleise als Kavaliersdelikt an, vergleichbar mit dem Überqueren einer Straße bei einer roten Ampel. Dabei werden die Betriebsgefahren im Schienenverkehr völlig verkannt, wenn ein Zug mit einer Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometern auch innerorts unterwegs ist", so Jureczko. Zudem würden Menschen Dinge, die weiter weg sind als 100 Meter, kaum wahrnehmen. Häufig sei der Blick auch nach unten auf die Gleise gerichtet, so dass der Zug nicht gesehen werde. Außerdem würden zwei Personen, die sich unterhalten, das Geräusch einer heranfahrenden Bahn dadurch nicht unbedingt wahrnehmen. Vor allem werde aber die Geschwindigkeit des heranfahrendes Zuges unterschätzt: Er brauche lediglich zwei Sekunden bis zu der Person auf dem Gleis.
Den Lokführer treffe keinerlei Schuld, betonte Jureczko. Er könne nur 200 bis 300 Meter aus dem Führerhaus überblicken - und niemals rechtzeitig bremsen. Denn ein Zug in voller Fahrt brauche etwa 600 bis 700 Meter, bis er zum Stehen komme. Für Lokführer sei gerade diese schwerwiegende Gewissheit, dass sie das Unglück selbst bei einer Vollbremsung nicht verhindern können, ein großes Stresspotential, schildert der Bundespolizeisprecher - und die Vorfälle seien immer traumatische Erlebnisse. Bei diesen Faktoren sei es erschreckend, wie viele Leute dennoch den Weg über die Gleise als Abkürzung nehmen, so Jureczko. Immer wieder gebe es dazu Berichte, wie viele Leute sterben mussten, weil sie eine verbotene Strecke über die Bahngleise nahmen.
Die Bundespolizei warnt daher immer wieder vor den Gefahren auf Bahngleisen und leistet dazu Präventionsarbeit an Schulen, um vor allem auch Kinder zu warnen. Aber auch Erwachsene innerhalb der Familie sollten unbedingt auf die Gefahr hinweisen. Die Aufklärung sei die einzige Möglichkeit, die tödlichen Folgen zu vermeiden. "Das Betreten der Bahngleise ist unter allen Umständen strengstens untersagt", betont Jureczko, und es werde auch mit Bußgeldern geahndet. Auf WOCHENBLATT-Nachfrage bei der Deutschen Bahn äußerte sich die Pressesprecherin zu dem Vorfall in Neu Wulms-torf relativ knapp: Sicherheit sei bei der Bahn oberstes Gebot und daher werde auch auf Präventionsarbeit gesetzt. Eltern sollten ihren Kindern aber auch unbedingt selber beibringen, dass man nicht über Bahngleise gehen darf. Ein Abzäunen der Gleisstrecke, selbst in der unmittelbaren Nähe von Bahnsteigen, könne von der zuständigen Bahn bei einem Gleisnetz mit insgesamt 33.000 Streckenkilometern nicht geleistet werden. Der Neu Wulmstorfer Bahnsteig und der knapp drei Meter lange Trampelpfad daneben, der direkt zu den Gleisen führt, befinden sich quasi unmittelbar vor der Haustür des Neubaukomplexes "Wulmstorfer Wiesen". Hier werden in Kürze etliche Familien einziehen - die hoffentlich nicht die gefährliche Abkürzung über die Gleise wählen, sondern sich die Zeit nehmen und die offizielle Fußgängerunterführung am anderen Ende des Bahnsteigs benutzen.

+++Update: Zwei Amerikaner von Zug erfasst - beide tot
Redakteur:

Susanne Laudien aus Buxtehude

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