Willkommen in "Maulwurfshausen"

Seit 1951 leben Heinz Ewert (78) und seine Familie in der Neu Wulmstorfer Heidesiedlung - anfangs wie die "Maulwürfe" in einem Kellerloch, jetzt in einem schmucken Einfamilienheim
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bc. Neu Wulmstorf. Sie heißen Königsberger Straße, Bromberger Straße und Pommernweg: Die Straßennamen in der Neu Wulmstorfer Heidesiedlung zeugen von der ursprünglichen Herkunft ihrer Bewohner. Anfang 1945 setzte die große Flüchtlingswelle aus den Ostgebieten ein. In Neu Wulmstorf fanden Hunderte Vertriebene eine neue Heimat. Noch heute ist die typisch uniforme Nachkriegssiedlung deutlich erkennbar.

Viele Gemeinden veränderten nach dem Zweiten Weltkrieg ihr Gesicht. Ehemals bäuerlich geprägte Orte weisen heute kleinstädtische Strukturen auf. Das Freilichtmuseum am Kiekeberg hat sich zum Ziel gesetzt, das Thema "Bauen und Wohnen nach 1945 im Landkreis Harburg" genauer zu erforschen. Schirmherr Landrat Joachim Bordt gab am Donnerstag den Startschuss für das Projekt in Neu Wulmstorf. "Die Gemeinde Neu Wulmstorf ist Keimzelle für die Nachkriegs-Entwicklung im Landkreis Harburg", sagte Bordt. Hauptgeldgeber des Projektes sind die Sparkasse Harburg-Buxtehude und die VGH-Stiftung.

Zeitzeugen erinnern sich an die Anfänge: Mit 17 Jahren kam Heinz Ewert (78) 1951 nach Neu Wulmstorf. Anfangs lebte die aus Ostpreußen vertriebene Familie in einem Kellerloch, wie so viele Flüchtlinge in der Heidesiedlung. Nur die Schornsteine ragten aus dem Boden. Der damalige Landrat Philipp Helbach hatte den Siedlern Mut gemacht, mit dem Hausbau zu beginnen: "Fangt an! Macht Eure Keller fertig und zieht ein. Wo ein Keller steht, kommt auch ein Haus drauf."
Weil den Siedlern jedoch das Geld fehlte, blieben sie lange Zeit in ihren notdürftigen Kellerbehausungen sitzen - wie die Maulwürfe. Der Spitzname "Maulwurfshausen" war geboren. "Das Kellerloch habe ich gemeinsam mit meiner Mutter ausgehoben. Tief stechen, weit schmeißen", lächelt Heinz Ewert.

Erst als mit der Nordwestdeutschen Siedlungsgesellschaft ein kapitalkräftiger Vorhabenträger gefunden wurde, konnten die Siedler mit dem Hausbau beginnen. Heinz Ewert schwelgt in Erinnerungen: "Wir haben zinsgünstige Darlehen erhalten. 4.000 Mark von der Kreissparkasse, 3.000 Mark von der Stadtschaft Hannover und 13.000 Mark vom Landkreis Harburg. Die Kreissparkasse war mit 4,5 Prozent am teuersten." Heinz Ewert konnte sein Haus hochziehen. Unter einer Bedingung: Im ersten Stock musste er eine Einliegerwohnung bereithalten.

Nach und nach entstanden immer mehr Häuser im gleichen Stil. In dem 1955 vom Landkreis Harburg ausgeschriebenen Wettbewerb um die beste Kleinsiedlung wurden die Heidesiedlung auf den ersten Platz gewählt. Manfred Karthoff, langjähriges Ratsmitglied in Neu Wulmstorf und Kreistagsabgeordneter, war ein Heidesiedler der ersten Stunde: "Damals ging Neu Wulmstorf nur bis zur B73", erinnert er sich.

Die Einwohnerzahl Neu Wulmstorfs nahm rasant zu. 1955 wurden Straßennamen eingeführt. Die Königsberger Straße sollte zunächst Bassenthal heißen. Doch damit waren die Aussiedler so gar nicht einverstanden. Sie starteten eine der ersten Unterschriftenaktionen der Gemeinde-Geschichte. Mit Erfolg - wie noch heute zu sehen ist.

www.kiekeberg-museum.de

Seit 1951 leben Heinz Ewert (78) und seine Familie in der Neu Wulmstorfer Heidesiedlung - anfangs wie die "Maulwürfe" in einem Kellerloch, jetzt in einem schmucken Einfamilienheim
Männer der ersten Stunde in der Heidesiedlung (v.li.): Günther Martin, Manfred Karthoff, Heinz Dudek und Heinz Ewert
Redakteur:

Björn Carstens aus Buxtehude

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