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Aufwendige Handarbeit für Wildblumensaatgut von Matthies Landwirtschaft
Ihr "Unkraut" ist heißbegehrt

Haben Stauden gezogen, damit die Kunden bei der Aussaat nicht lange auf einen Erfolg warten müssen: Ute Matthies (li.) und ihre Tochter Henrike Gehrdau-Schröder | Foto: bim
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  • Haben Stauden gezogen, damit die Kunden bei der Aussaat nicht lange auf einen Erfolg warten müssen: Ute Matthies (li.) und ihre Tochter Henrike Gehrdau-Schröder
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bim. Wenzendorf. Wo auch immer auf öffentlichen Flächen Wildblumen sprießen, steckt vielfach ein Stück Nordheide im Boden. Denn die Saat wird auf den Flächen von Matthies Landwirtschaft in Wenzendorf produziert, und das aufwendig in Handarbeit. "Wir kultivieren Unkraut", sagt Ute Matthies augenzwinkernd zu der Marktnische, die das Unternehmen vor neun Jahren mit der Saatgutvermehrung für sich entdeckt hat.
Zweitgrößter Anbieter
von Rollrasen

Bundesweit bekannt ist das Unternehmen als zweitgrößter Anbieter von Rollrasen. Als eine neue EU-Gesetzgebung die öffentliche Hand verpflichtete, auf Ausgleichsflächen statt Saatmischungen aus Fernost nur noch heimisch-regionales Saatgut zu verwenden, sofern vorhanden, stutzten Ute und Cord Matthies über die Formulierung "sofern vorhanden" - und probierten die Saatgutvermehrung selbst aus. "Damals wurden wir von anderen Landwirten belächelt", erinnert sich Ute Matthies. "Wir haben mit vier, fünf Sorten angefangen, versteckt hinter der Kartoffelscheune, falls es nichts wird", denkt Cord Matthies zurück. "Wie das funktioniert, mussten wir uns über die Jahre selbst aneignen. Das konnte einem niemand erzählen. Aber auch Bauchlandungen haben wr gelernt", ergänzt Tochter Henrike Gehrdau-Schröder.
Harte Schale muss
erst geknackt werden

Sie und ihre Mutter geben ein Beispiel: "Viele Saaten sind hartschalige Kalt-Keimer, die erst im zweiten Jahr keimen. Dafür brauchen sie aber einen Käfer oder eine Maus, die das Saatkorn anknabbert, um die Saat zu knacken, und einen Kältereiz." Nachdem sie das wussten, trickste Ute Matthies die Körner aus, knackte sie mit dem Mixer und legte sie ins Kühlfach - das funktionierte.
Aktuell sind die Matthies-Teams auf den Feldern unterwegs, um u.a. zwischen Malve, Heidenelke, Mohn, Braunwurz oder Leimkraut das Beikraut zu entfernen. Dadurch, dass der Acker zuvor drei bis vier Jahre für Rollrasen genutzt werde, sprieße zwar nicht so viel Beikraut. Dennoch bleibt es harte Arbeit: "Für die Produktion eines Hektars Getreide braucht man sieben, für Wildblumensaat 500 Stunden", erläutert Henrike Gehrdau-Schröder. Zwölf Vollzeitkräfte kümmern sich ausschließlich um die Wildblumen, pflanzen, hacken und drillen.
34 zertifizierte, heimischen
Arten wachsen auf 25 Hektar

Matthies Landwirtschaft gehört inzwischen mit 34 zertifizierten, heimischen Arten, die auf 25 Hektar wachsen, zu den größten Wildblumen-Saatgutvermehrern für Rieger-Hofmann.
"Wir selbst vermarkten eigentlich gar nicht. Und die Blumen sind auch nicht zum Pflücken, sondern dienen der Saatgewinnung", betont Familie Matthies. Aber wenn in wenigen Wochen die Wildblumenfelder wieder tief Blau oder Fliederfarben leuchten, stehen die Kunden garantiert in Corona-konformer Schlange im Büro und fragen, wie sie diese Farbenpracht in den eigenen Garten bringen können. Dem Wunsch kommen Matthies nun nach mit der "Nordheide-Mischung" mit der Saat 32 heimischer Wildblumenarten und der "Blühenden Landschaft", die zu 40 Prozent aus Wildblumen und zu 60 Prozent aus Kulturpflanzen besteht. Da viele Gartenbesitzer ungeduldig sind und beim Aufwuchs teilweise das Beikraut nicht von der Wildblume unterscheiden können, bieten die Matthies jetzt auch vorgezogene Stauden an.
Auf die blühende Pracht fliegen nicht nur viele Insekten, die sich jeweils auf ihre eigenen Blumen spezialisiert haben, auch zahlreiche Vögel und Wild laben sich an den sprießenden Pflänzchen. Daher sind manche Flächen eingezäunt.
Lebensraum für Insekten
und Nisthilfen für Vögel

"Wir haben auch eine konventionelle Landwirtschaft mit Ackerbau, Mineraldünger und Pflanzenschutzmitteln und brauchen Erträge. Aber wir versuchen schrittweise, die Landwirtschaft positiv zu verändern", erklärt Ute Matthies. So werden die Blühstreifen als Lebensraum möglichst vernetzt, Wasserstellen eingerichtet, "Hotels" für Insekten und Nisthilfen für Vögel geschaffen. "Der gemähte Rasen hat seinen Platz und auch eine Wildblumenfläche für Wildbienen", sagt Ute Matthies zu dem, was jeder in seinem eigenen Garten machen kann.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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