Der letzte Besenbinder auf der Geest

Mit Klopfbewegungen befestigt Johann Kröger das Reisig-Bündel am Besenstiel
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Feger aus junger Birke kehren gut / Johann Kröger (67) beherrscht ein aussterbendes Handwerk

tp. Oldendorf. Kalter Wind pfeift durch die offene Scheune, in der sich die knapp mannshohen Reisigbündel stapeln: Im faden Winterlicht, das durch das Tor fällt, übt Johann Kröger (67) aus Oldendorf sein altes Handwerk aus: Besenbinden.
Auf seinem Hof in der abgeschiedenen Gemarkung Timmerlade baut Johann Kröger "Hexenbesen" wie aus dem Bilderbuch. Die Handgriffe schaute sich der Landwirtssohn bei seinem Vater und Großvater ab, die mit Besenbinden die kalte Jahreszeit überbrückten, wenn die Feldarbeit ruhte.
"Als ich in Rente ging, habe ich mich auf diese einfache, aber interessante Tätigkeit besonnen und wieder mit dem Besenbinden angefangen", sagt der gelernte Schmied. Zum Einstieg in sein Hobby las er Bücher über das aussterbende Handwerk, das in der Region nur noch ganz wenige beherrschen.
Der erste Schritt zu einem Besen, der gut kehrt, ist die Ernte erlesener Birkenzweige. Die jungen, biegsamen Triebe für seine strapazierfähigen Feger schneidet Kröger zwischen November und Anfang März mit der Rosenschere in Umgebung seines Wohnhauses auf der Stader Geest. Dierund 30 Kilo schweren Bündel trägt er zu Fuß nach Hause. Ein Jahr lang müssen die Zweige in der Remise trocknen.
Um einen Besen herzustellen, braucht Kröger gut zehn Minuten. Dazu legt er zunächst eine Auswahl unterschiedlich langer Zweige auf zwei Holzböcke und bindet sie mit der Hand zu einem runden Reisig-Strauß. Mit einer Klammer, die an einem von Kröger selbst geschmiedeten Dreibein befestigt ist, presst er die Bündel per Hebel zusammen und bringt sie mit drei Schnüren in Form, die er fest um die dicken Enden der Zweige knotet. „Früher benutzte man feine Kiefernwurzeln zum Binden“, sagt Kröger, "heute verwendet man Sisal." Bewusst verzichtet er auf Draht oder Kunststoff. Diese Materialien könnten von Pferden verschluckt werden und sich im Verdauungstrakt der Tiere festsetzen, warnt Kröger.
Zum Schluss schiebt Kröger den angespitzten Besenstiel aus geschältem Haselnuss- oder Weidenholz mit sachten Klopfbewegungen in die Mitte des Reisigbündels.
Die Besen verkauft Kröger zum Stückpreis von rund 7 Euro auf Märkten und Ausstellungen, die er mit seiner Ehefrau Renate und Freunden aus dem Verein „Handwerk ut ole Tieden“ besucht. Zu den Kunden gehören Stallbesitzer ebenso wie Hausfrauen, die mit bunten Schleifen geschmückte Besen als Dekoration an die Haustür lehnen. Auch der Zoo Wingst nimmt ihm jährlich ein gutes Dutzend der zu 100 Prozent handgemachten Naturprodukte ab.

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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