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Osterfeuer 2024 im Landkreis Harburg

"Der größte Gewinn ist Vertrauen" - Deutschkursus ist mehr als nur Sprache lernen

Mohamed, Mursal und Mahmoud üben mit Claudia Leis-Bendorff -  Auf dem Lehrplan stehen Adjektive und Verben
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JOBS und KARRIERE

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mi. Rosengarten. Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Wer sich verständigen kann, der beginnt auch sein Gegenüber zu verstehen. Wer sein Gegenüber versteht, der kann eine Beziehung aufbauen. Einfach ausgedrückt - er kann mit(anderen)reden. Schon das Lernen einer Sprache ist aber oft mehr, als nur Grammatik und Phonetik zu pauken. Das erfuhr jetzt WOCHENBLATT-Redakteur Mitja Schrader beim Besuch des „Deutschtreffs“, einem ehrenamtlich organisierten, freiwilligen Sprachkursus für Asylbewerber.

„Plötzlich stand ich im Supermarkt einem Flüchtling gegenüber. Ich dachte mir, sag‘ am besten gar nichts. Der versteht dich eh nicht. Diese Begegnung war ausschlaggebend für mein Engagement“, sagt Schorle Razani. Ähnlich ging es den anderen drei Frauen, Inge Nikolaus, Claudia Leis-Bendorff und Anja Heine. Sie alle stammen aus Eckel, einer kleinen Ortschaft in der Gemeinde Rosengarten. Hier hat der Landkreis Harburg seit 2013 rund 80 Asylbewerber untergebracht. Inge Nikolaus erklärt: „Im Dorf kennt man fast jeden. Fremde sorgen für Irritation. Für uns war klar, wenn Flüchtlinge und Bürger einfach nebeneinander herleben, ist das nicht gut.“ So war die Idee des „Deutschtreffs“ geboren. Mit im Boot von Beginn an die Kirchengemeinde, namentlich Pastorin Dorothea Blaffert. Unterstützung kam dazu von Gemeinde und Ortspolitik.
Seit Herbst 2013 trifft sich jetzt einmal wöchentlich eine lose Gruppe aus Deutschen und Flüchtlingen zum Unterricht. Diesmal ist das
WOCHENBLATT zu Besuch. Was sofort auffällt, ist die beinahe familiäre Atmosphäre. Wer den Kursraum im örtlichen „Bürgertreff“ betritt, macht einmal die Runde, alle Anwesenden werden per Handschlag begrüßt. Es werden viele Hände geschüttelt. Rund 15 Flüchtlinge sind gekommen. Die Nationalitäten sind vielfältig: Vertreten sind Somalia, Sudan, Elfenbeinküste, Mosambik, Nigeria und Algerien. Die Teilnahme am Deutschtreff ist unverbindlich. Wer dreimal hintereinander dabei ist und drei Euro zahlt, der bekommt sein eigenes Lehrbuch - für viele ein Anreiz.
Heute sind zwei neue Gesichter unter den Anwesenden. Reihum fragen die Teilnehmer ihr Gegenüber auf Deutsch nach Vor-, Nachnamen und Wohnort. Dabei sorgen die zwei Neuankömmlinge für Erheiterung. Kann es sein, dass sie beide denselben Vornamen tragen? Des Rätsels Lösung: Die beiden Algerier sind Brüder und hatten sich aus Höflichkeit nur mit Nachnamen vorgestellt. Ein typisches Kommunikationsproblem eben.
„Unser Unterricht soll auf praktische Situationen vorbereiten“, sagt Inge Nikolaus. Diesmal übt Anja Heine mit einem Teilnehmer die lateinische Schrift. In einer anderen Gruppe lernt Mussal aus Somalia Grammatik. Genauso wichtig wie das gemeinsame Lernen ist für sie das Vertrauen, das mit der Zeit entsteht. „Mittlerweile kennen wir die persönliche Geschichte vieler Flüchtlinge, wissen von ihren Schicksalen, das war zu Anfang undenkbar“, so Inge Nikolaus.
Der Kursus funktioniert dabei nicht isoliert, sondern ergänzt sich mit weiteren Aktionen wie dem „Welcome Café“ der Kirche und Angeboten der Flüchtlingssozialarbeit. Alles das hat dazu beigetragen, dass in Eckel aus einstmals Fremden wohl noch keine Freunde, aber doch Bekannte geworden sind. Trifft man sich jetzt zufällig beim Einkaufen, grüßt man sich - das ist normal auf dem Dorf.
• Der Deutschtreff freut sich über Sachspenden wie CD-Pla­yer um Lehr-CDs abzuspielen, Fernseher oder Fahrräder. Kontakt: Inge Nikolaus, Tel. 04105-640220.

Mohamed, Mursal und Mahmoud üben mit Claudia Leis-Bendorff -  Auf dem Lehrplan stehen Adjektive und Verben
Auch die deutsche Schriftsprache wird vermittelt: Anas zeigt Schorle Razani und Yosif, was er gelernt hat
Redakteur:

Mitja Schrader

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