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Ende einer langen Reise: Treckwagen aus Bessarabien im Freilichtmuseum

Der Treckwagen ist das erste Objekt für die Königsberger Straße | Foto: as
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as. Ehestorf. Januar 1945: Der junge Hans Bierwag, seine Schwester und seine Eltern machen sich mit Verwandten auf die Flucht vor der sowjetischen Armee. Zwei Monate werden sie bei Eiseskälte und Schnee unterwegs sein. Es ist nicht das erste Mal, dass der kleine Junge seine Heimat verlassen muss, 1940 waren er und seine Familie mit etwa 93.500 Menschen von Bessarabien (heute Ukraine) ins damalige Westpreußen umgesiedelt worden. Ihre Habseligkeiten transportierte die Familie bei der Umsiedlung und auf der Flucht auf sogenannten Treckwagen. Einer dieser Wagen ist bis heute erhalten geblieben und steht jetzt als erstes Objekt für die Königsberger Straße im Freilichtmuseum am Kiekeberg. Der Treckwagen weist als Ausstellungsbojekt auf das Schicksal vieler Millionen geflohener, vertriebener und umgesiedelter Menschen hin, die ab 1945 die ehemaligen deutschen Ostgebiete verlassen mussten.
Mit fünf Wagen machte sich Familie Bierwag 1945 auf den Weg in den Westen. Die Treckwagen transportierten Kleidung, Bettzeug, Lebensmittel, Pferdefutter, Haushaltsgegenstände und ein paar persönliche Gegenstände. Temperaturen von -25 Grad machten Mensch und Tier auf der Flucht schwer zu schaffen. Während der zweimonatigen Flucht versuchte die Familie zwar, auf Höfen unterzukommen, oft genug diente der Treckwagen jedoch auch als Schlafstätte. In dem schmalen Wagen schliefen Hans Bierwag, seine Schwester und seine Mutter dicht aneinander gedrängt. "Wir kamen vergleichsweise gut durch", erinnert sich Hans Bierwag. "Wir hatten keine Fliegerbombenangriffe oder Konfrontationen mit Kampfverbänden." Teilweise war die Familie eingeschlossen von sowjetischen Truppen, musste ihre Flucht für zwei Wochen unterbrechen. "Mitunter kamen wir durch kriegsbeschädigte, abgebrannte Dörfer und Städte, blieben selbst aber verschont", berichtet Hans Bierwag. Über eine Zwischenstation kam die Familie 1947 nach Oerbke.
Knapp 3.000 Kilometer von Tarutino in Bessarabien über Westpreußen bis nach Oerbke (Landkreis Heidekreis) und den späteren Einsatz in der Landwirtschaft haben Achsen und Räder des aus Holz gebauten Treckwagens unbeschadet überstanden. Die Aufbauten (Kasten und Überdachung) wurden nach den Erinnerungen Hans Bierwags rekonstruiert.
Etwa 93.500 Menschen wurden im September 1940 umgesiedelt. Familie Bierwag blieb fünf Monate in einem Lager in Bayern, ehe sie 1941 nach Malken (Kreis Strasburg in Westpreußen) geschickt wurde. Nur wenige Jahre später mussten die "Heimgeholten" vor der sojwetischen Armee in Richtung Westen fliehen.

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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