"Das ist für uns eine Zeit der Besinnung"

Mit dem "Pickhuhn", einer Aufziehfigur aus Blech, begann in den 1970er Jahren Giesela Wieses Sammelleidenschaft für historisches Spielzeug. Der Teddy ist schon seit ihrer Kindheit ein treuer Begleiter
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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Silvester bei Prof. Dr. Rolf und Giesela Wiese / Einblick in die eindrucksvolle Spielzeug-Sammlung mit "Pickhuhn", Technofix-Bahnen & Co.

as. Winsen. "Weihnachten und die Zeit zwischen den Jahren ist die schönste Zeit im Jahr", sind Prof. Dr. Rolf Wiese, ehemaliger Direktor des Freilichtmuseums am Kiekeberg, und seine Ehefrau Giesela überzeugt.
Auch wenn Giesela Wiese (66) seit drei Jahren in Rente ist und Rolf Wiese (66) die Leitung des Freilichtmuseums am Kiekeberg vor einem Jahr an den neuen Museumsdirektor Stefan Zimmermann übergeben hat - mit "Ruhe" hat ihr Ruhestand nicht viel zu tun. Giesela Wiese engagiert sich unter anderem ehrenamtlich im Freilichtmuseum, steht im Museumsladen hinter der Kasse, betreut das Mühlenmuseum Moisburg und ist für den Kreiskalender verantwortlich. Auch Rolf Wiese hat viel zu tun: unter anderem forscht und unterrichtet er als Ehrenprofessor an der Universität Hamburg und ist Vorsitzender des niedersächsischen Museumsverbandes. Beide setzen sich zudem für ihren Heimatort ein.
"Wir haben im Ruhestand fast mehr um die Ohren, als zu der Zeit als wir noch gearbeitet haben", lacht Rolf Wiese. "Das Jahresende ist für uns eine Zeit der Besinnung, es ist die einzige Zeit im Jahr, wo wir beide auch mal ein bisschen stillsitzen - das ist uns heilig", sagt seine Ehefrau Giesela. In den zweieinhalb Wochen um den Jahreswechsel haben die vielbeschäftigten Winsener Zeit durchzuatmen, Zeit für Besuche bei der Familie und Nachbarn, ausgiebige Spaziergänge, Ausstellungs- und Kinobesuche.

Silvester feiern Wieses beschaulich zuhause, ob allein oder mit Freunden. An Silvester nehmen sie sich Zeit für ein gemütliches Raclette-Essen. "Zu unserer Silvester-Tradition gehört auch, dass wir gemeinsam alles vorbereiten, ganz in Ruhe, vom Schnippeln bis zum Eindecken", sagt Giesela Wiese. Der Fernseher bleibt dabei aus, stattdessen läuft Radio. Um Mitternacht geht es dann auf die Straße, um mit den Nachbarn auf das neue Jahr anzustoßen, zu klönen und gemeinsam zu feiern. Am Neujahrsmorgen werden dann gemeinsam die Spuren des Jahreswechsels beseitigt. Anschließend machen Giesela und Rolf Wiese einen großen Neujahrsspaziergang.

Für das neue Jahr hat das Paar bescheidene Wünsche: "Dass wir gesund und fit bleiben, wir sind schließlich beide schon 66 Jahre alt", so Rolf Wiese. Giesela Wiese wünscht sich mehr Zeit: "Wir möchten im kommenden Jahr unser ehrenamtliches Engagement etwas reduzieren, damit wir mehr Zeit für unsere Stiftung haben." Seit 2002 setzen sich die beiden mit ihrer "Sozial- und Kulturstiftung Giesela und Rolf Wiese" für die Akzeptanz von Menschen mit Behinderung ein (siehe unten). Ein weiteres Projekt, dass beide im nächsten Jahr angehen wollen, ist die Katalogisierung ihrer Sammlungen. Bereits als junges Paar haben sie alte Fliesen, Holztüren und Möbel für ihr zukünftiges Haus gesammelt. Jetzt sammeln sie u.a. historischen Christbaumschmuck oder Impressionen aus der Heide von Hamburger Malern.

Das Steckenpferd von Giesela Wiese ist historisches Spielzeug. Mit einem "Pickhuhn", einem Vogel aus bunt bemaltem Blech, der umherläuft und pickt, wenn er aufgezogen wird, fing ihre Sammelleidenschaft an. Ursprünglich ein Geschenk für ihren Mann, bildet das Huhn den Grundstein ihrer Sammlung. "Ich fand das einfach zu niedlich", sagt Giesela Wiese. Seit mittlerweile 40 Jahren stöbert sie auf Flohmärkten, Auktionen, Antiquitäten- und Trödelgeschäften in ganz Deutschland nach neuen "alten" Stücken für ihre Sammlung. Kasperletheater, unzählige Technofix-Bahnen und -Figuren aus Blech, Puppenstuben und Kaufmannsläden befinden sich in ihrem Besitz. Auch der alte Teddybär von Giesela Wiese hat in der Sammlung einen Platz. Spielzeug-Roboter aus den 1980ern stehen dort neben historischen Gesellschaftsspielen, Puzzles und Quartetts. Viele ihrer Schätze, wie z.B. eine der ersten Barbie-Puppen, sind derzeit im Freilichtmuseum am Kiekeberg in der Dauerausstellung "Spielwelten" zu sehen. Unter anderem wurde der Spielzeugladen "Spielwiese" damit bestückt. "Diese Sammlung ist besonders, weil sie nicht nur das Spielzeug an sich umfasst, sondern auch Prospekte, Plakate und Werbemittel", sagt Rolf Wiese.

Wer soviel Spielzeug besitzt, spielt selbst auch gern: Am liebsten Karten, z.B. Skat oder Doppelkopf. In ihrer Kindheit hatte Giesela Wiese ein anderes Lieblingsspiel: "Ich bin in einem Tante-Emma-Laden groß geworden und habe leidenschaftlich gern im Geschäft am Tresen 'Verkaufen' gespielt."
Derzeit widmet Giesela Wiese sich einem ganz anderen Spielzeug: dem Baukasten. Ob ursprünglich mit Bausteinen aus Holz, Klötzen aus Stein oder modern mit Kunststoffteilen - am liebsten würde Giesela Wiese im kommenden Jahr eine Ausstellung zu Baukästen machen, z.B. zum Baukasten von Friedrich Fröbel von Beginn des 20. Jahrhunderts, den Giesela Wiese auf einem Spielzeugflohmarkt in Thüringen entdeckte. "Das ist ein Fund, wo das Sammlerherz höher schlägt!"

Am 6. Januar endet bei Giesela und Rolf Wiese die kleine Auszeit - der Weihnachtsbaum wird abgeschmückt, die historischen Figuren und Kugeln sorgsam verstaut und mit neuer Energie geht es an die Arbeit.

GIROWI-Stiftung

Giesela und Rolf Wiese haben 2002 die "Sozial- und Kulturstiftung Giesela und Rolf Wiese" (GIROWI) gegründet. Die Stiftung unterstützt die Behindertenarbeit des Freilichtmuseums am Kiekeberg und seiner Außenstellen sowie allgemeine Aufgaben des Museums. Kerngedanke der Stiftung ist die Akzeptanz und der Respekt vor Menschen mit Behinderung.
Zum Beispiel versorgt die GIROWI-Stiftung mit der Brotdosen-Aktion seit 14 Jahren Erstklässler im Landkreis Harburg mit einem gesunden Pausenbrot und macht sie gleichzeitig mit einem Leben mit Behinderung vertraut. Weiterhin hat GIROWI dem Museum u.a. die Bibliothek des ländlichen Wissens gestiftet, 2019 wird die Stiftung dem dem Museumsbauernhof Wennerstorf ein Gewächshaus schenken.
Die Stiftung ist eng mit dem Freilichtmuseum verbunden: Der Nutzen und der Ertrag aus dem künftigen Vermögen der GIROWI-Stiftung soll der Behinderten- und der Museumsarbeit zufließen, außerdem überlassen Rolf und Giesela Wiese dem Museum verschiedene Sammlungen, u.a. das Spielzeug von Giesela Wiese, als Dauerleihgabe.

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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