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Dribbeln mit Dunkelbrille - Blindenfußball in Neu Wulmstorf

Diese Vertrauensübung sollte die Spieler  auf das Spielen mit der Dunkelbrille vorbereiten
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  • Diese Vertrauensübung sollte die Spieler auf das Spielen mit der Dunkelbrille vorbereiten
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mi. Neu Wulmstorf. „Ist der blind“, ist im Fußballfan-Jargon ein nicht ganz politisch korrekter Ausruf für einen Spieler, der eine Großchance vergibt. Was die wenigsten wissen, es gibt tatsächlich sehbehinderte Kicker. Blindenfußball ist sogar eine anerkannte paralympische Disziplin. Der relativ junge Sport wird in 21 Ländern gespielt, es gibt Ligen und internationale Turniere. Dass es tatsächlich möglich ist, auch ohne sehen zu können, richtig Fußball zu spielen, lernten jetzt auch zehn Nachwuchskicker der U-15 des TVV Neu Wulmstorf im Rahmen des Projektes „Neue Sporterfahrung“.
Auf dem Sportplatz in Neu Wulmstorf stehen Banden im einprägsamen Magenta-Farbton, ein Hinweis auf den Sponsoren und Ideengeber des vom Deutschen Fußballbund und Deutschen Behindertensportverband unterstützten Projekts „Neue Sporterfahrung“. Dessen Ziel: Jugendliche für das Thema Sport und Behinderung zu sensibilisieren. Im Zuge des Projekts besuchen Blindenfußballer und/oder speziell geschulte Trainer Jugendmannschaften, um ihnen das Kicken mit der Dunkelbrille zu zeigen.
„Ihr dürft nicht glauben, dass Blindenfußball langsam ist, dass die Spieler planlos herum irren. Beim Blindenfußball geht es in den Zweikämpfen oft heftig zur Sache, es gibt koordinierte Angriffe und punktgenaue Pässe“, erklärt Sportwissenschaftler Joachim Plingen, der das ungewöhnliche Training in Neu Wulmstorf leitete, den erstaunten Jungfußballern.
Ohne zu sehen über den Platz laufen, Zweikämpfe ausfechten, Tore schießen - kann das funktionieren? Die Kicker des TVV sind erst einmal skeptisch. Ausgestattet mit Dunkelbrillen, die übrigens auch alle Blindenfußballer tragen, um bei unterschiedlichen Sehbehinderungen absolute Chancengleichheit herzustellen, geht es auf den Platz. Hier zeigt sich die erste Besonderheit: Der Ball gibt bei jeder Bewegung einen deutlich hörbares Rasseln von sich. „Das ist eine wichtige Orientierungshilfe“, erklärt Joachim Plingen. Dazu kommen zwei sehende Torwarte und - unerlässlich - hinter den Toren zwei Guides, die den jeweiligen Angriff koordinieren. Nach ein paar „Trockenübungen, bei denen sich die Kicker mit der Situation völliger Blindheit vertraut machten, geht es los: Geleitet durch die zwei Guides bewegen sich die Spieler über den Rasen, immer dem rasselnden Ball hinterher. Erstaunlich, schmerzhafte Zusammenstöße bleiben dabei fast gänzlich aus, das liegt an einer weiteren Besonderheit im Blindenfußball: Spieler, die nicht im Ballbesitz sind und sich bewegen, müssen durch den Ausruf „Voy,voy“ (spanisch Ich gehe) auf sich aufmerksam machen. „Kommunikation und zuhören sind immens wichtig“, erklärt Joachim Plingen. Bei den Jugendlichen klappt beides sehr gut. Schon bald werden erbitterte Zweikämpfe ausgefochten, es hagelt Torschüsse und sogar der ein oder andere Passversuch wird unternommen.
„Dass war eine tolle Erfahrung“, kommentierte Luzie Prüßmeier nach Ende des Spiels. Sie war nicht nur das einzige Mädchen unter den Kickern, sondern hatte auch die Idee, den TVV beim Projekt „Neue Sporterfahrung“ anzumelden. Auch Trainer Edgar Rebensdorf ist begeistert: „Endlich reden die mal miteinander und hören sich sogar zu, das ist eine Erfahrung, die die Mannschaft weiterbringt“, so der Fußballlehrer. Sein Fazit: Ein tolles Projekt, das den Jugendlichen einen Blick über den sportlichen Tellerrand ermöglichte.

Redakteur:

Mitja Schrader

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