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Perspektiven schaffen für psychisch kranke Menschen
"HiPsy"-Chef Holger Maack geht nach 39 Jahren in den Ruhestand

An seinem Schreibtisch im Winsener Büro: "HiPsy"-Co-Geschäftsführer Holger Maack | Foto: ce
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  • An seinem Schreibtisch im Winsener Büro: "HiPsy"-Co-Geschäftsführer Holger Maack
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ce. Winsen. "Der Anteil der Menschen, die an einer Persönlichkeitsstörung leiden, steigt. Hier darf man vermuten, dass die veränderte Gesellschaft mit ihren steigenden Anforderungen und vielen kaum noch intakten Familienstrukturen sowie das heute von Internet und sozialen Medien geprägte Freizeitverhalten eine große Rolle spielen." Das sagt Holger Maack (64), Geschäftsführer der gemeinnützigen "HiPsy" (Hilfe für psychisch kranke Menschen) GmbH mit Hauptgeschäftsstelle in Winsen. Seit knapp 40 Jahren engagiert sich Maack bei "HiPsy" - zunächst als Sozialarbeiter in Putensen, wo die Initiative 1974 als Verein gegründet wurde, seit 1990 als dortiger Heimleiter der Wohngemeinschaft (WG) I und seit 1996 als Geschäftsführer.
Heute betreuen Holger Maack und seine etwa 150 Angestellten rund 450 Männer und Frauen im gesamten Landkreis Harburg. Deren Erkrankungen reichen von Psychosen über Persönlichkeitsstörungen (Waschzwang, Borderline-Syndrom) bis zu Depressionen. Als Hilfsangebote gibt es unter anderem Tages- und Werkstätten, Wohngemeinschaften, ein Begegnungscafé und ambulante Betreuung. "Wir haben in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Angeboten, auch sehr spezielle für bestimmte Diagnosegruppen, entwickeln und finanzieren können", freut sich Maack. In den Anfängen von "HiPsy" sei es hauptsächlich darum gegangen, für die erkrankten Menschen "eine Alternative zur Unterbringung in den Psychiatrien und einen Platz zum Leben und Wohnen ohne Zwänge zu schaffen". "Wenn es darum geht, Betroffene mit einer passenden Perspektive zu unterstützen, sind wir heute deutlich besser aufgestellt", betont Maack.
Im September geht Holger Maack in den Ruhestand. Dann übergibt er sein "Lebenswerk", wie er es selbst nicht ohne Stolz nennt, an seine Co-Geschäftsführerin Stefanie Oertzen (49).



"Anteil der Menschen mit Persönlichkeitsstörungen steigt"

"Wir konnten maßgeblich zur Verbesserung der Versorgung psychisch erkrankter Männer und Frauen im Landkreis Harburg beitragen. Es hat mich angetrieben und Spaß gemacht, gemeinsam mit den Angestellten immer wieder etwas Sinnvolles, was den kranken Menschen hilft, auf die Beine zu stellen." Diese Bilanz zieht Holger Maack, Geschäftsführer der gemeinnützigen "HiPsy" (Hilfe für psychisch kranke Menschen) GmbH mit Hauptgeschäftsstelle in Winsen, der im September nach fast 40 Jahren Engagement für "HiPsy" in den Ruhestand geht. "Wenn man ein solches Lebenswerk verlässt, ist man einerseits traurig, aber auch stolz auf das Erreichte und freut sich", bringt Maack gegenüber dem WOCHENBLATT seine Stimmungslage auf den Punkt.
Erste Kontakte zu "HiPsy" knüpfte Holger Maack, als er 1974, im Gründungsjahr des damaligen Vereins, einen "Tag der offenen Tür" in dessen "Therapeutischer Wohngemeinschaft" (WG I) in Putensen besuchte. Diese WG und die nur einen Steinwurf entfernte WG II sind Wohneinrichtungen von "HiPsy". "Damals wuchs in mir der Wunsch, Menschen so zu betreuen, dass sie sich trotz ihrer Erkrankung wohlfühlen", blickt Maack zurück. Nach seinem Studium der Sozialpädagogik war er ab 1982 in Putensen als Sozialarbeiter beschäftigt, bevor er 1996 die Geschäftsführung von "HiPsy" übernahm.
Eines der ersten für "HiPsy" wichtigen Ereignisse in seiner Dienstzeit sei - so Maack - der Start des ambulant betreuten Wohnens im Jahr 1995 gewesen. "Das war wegweisend für unsere künftigen Aktivitäten und für die Öffnung der 'kleinen geschützten Insel' Putensen nach außen zur Integration von Bewohnern in die Gesellschaft."
1997 wurde die erste "HiPsy"-Tagesstätte in Winsen eröffnet, drei Jahre später eine zweite in Buchholz. 2002 startete der Verein seine vielfältigen Arbeitsangebote für die Betreuten - vom Gartenbau über eine Textil- und eine Holzwerkstatt bis zur Druckerei. "Der Psychiater und 'HiPsy'-Gründer Dr. Emil Thiemann war noch der Ansicht, dass auch die Arbeit den Menschen krank mache. Wir waren aber inzwischen überzeugt, dass psychisch kranke Menschen eine ihrer Beeinträchtigung entsprechende Beschäftigung benötigen. Und die starke Nutzung unserer Angebote hat uns Recht gegeben", betont Holger Maack.
2006 wurde "HiPsy" zur gemeinnützigen Gesellschaft umgewandelt. Ein weiteres "denkwürdiges Datum" war für Maack das Fest zum 40-jährigen Bestehen 2014 in Putensen. "Da feierte das ganze Dorf begeistert und ohne Berührungsängste mit. Das war sehr schön zu erleben." 2017 wurde mit einem großen Fest das Apartmenthaus auf dem Gelände der WG I eingeweiht.
"Es liegt auch mir sehr am Herzen, psychisch kranken Menschen die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen", sagt Stefanie Oertzen (49). Sie ist seit 2011 Co-Geschäftsführerin von "HiPsy" und wird nach Maacks Weggang dessen Aufgaben übernehmen. Oertzen kam 1994 zu "HiPsy", wo sie bis 1997 im Betreuungsdienst arbeitete und seitdem in der Geschäftsstelle tätig ist. "Wenn man so lange dabei ist, fühlt man sich sowohl den Arbeitskollegen als auch den Klienten verbunden", so Oertzen.

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"HiPsy" betreut 450 Klienten im gesamten Landkreis Harburg

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Derzeit kümmert sich "HiPsy" um etwa 450 psychisch Erkrankte im Landkreis Harburg, deren Versorgung durch das Bundesteilhabegesetz (BTHG) finanziert wird. Geplant wird gerade der Bau eines zweiten Werkstattgebäudes inklusive Kantine in Putensen. "Wir sind glücklich, dass beispielsweise aus dem Werkstattbereich viele Beschäftigte wieder auf den Arbeitsmarkt vermittelt werden können", erklären Holger Maack und Stefanie Oertzen einhellig. "Und von den Menschen, die aus unseren stationären Einrichtungen in eine eigene Wohnung wechseln, kommen erfreulicherweise nur selten welche zurück."
Mit dem Teilhabegesetz habe die Bundesregierung ein Regelwerk geschaffen, von dem Menschen, die für ihre Belange eintreten können, durchaus profitierten. "Schwierig wird es für alle, die eben das nicht können. So hat das Land Niedersachsen einen sehr detaillierten Fragenkatalog zur Bedarfsermittlung entwickelt, der eine echte Hürde darstellt, wenn Menschen nicht in der Lage sind, ein mindestens vierstündiges Gespräch zu überstehen", geben Maack und Oertzen zu bedenken. "Weniger Bürokratie und stattdessen mehr Mensch würde uns allen mehr bringen."
Nach seinem Abschied von der "HiPsy"-Spitze will Holger Maack in seinem Wohnort Melbeck wieder in der Kommunalpolitik aktiv werden. Bis vor fünf Jahren saß er für die Grünen im Gemeinderat, nun kandidiert er für die unabhängige "Bürgerliste Ilmenau". Zudem kümmert er sich gemeinsam mit Ehefrau Birgitt um Haus, Garten und Hund und restauriert gerne alte Möbel. "Langeweile kommt bei mir auch im Ruhestand nicht auf", weiß Holger Maack schon jetzt.
• Mehr Informationen gibt es unter www.hipsy.de.

An seinem Schreibtisch im Winsener Büro: "HiPsy"-Co-Geschäftsführer Holger Maack | Foto: ce
Der Führungswechsel steht an: "HiPsy"-Geschäftsführer Holger Maack wird seine Aufgaben in Kürze an Co-Geschäftsführerin Stefanie Oertzen übergeben und in den Ruhestand gehen | Foto: ce
Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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