ce. Luhmühlen. Der Heideort Luhmühlen ist weltbekannt als "Pferdemekka", auch weil dort seit vielen Jahrzehnten das internationale Vielseitigkeitsturnier mit der Elite der Reitsport-Champions stattfindet. Fans von Open-Air-Events wie dem Musik- und Kulturfestival "A Summer's Tale" oder Mittelalterspektakeln pilgern ebenfalls regelmäßig in das Dorf. In diesem Jahr sind aber alle diese Publikumsmagneten Corona-bedingt gestrichen - und somit auch alle damit verbundenen Einnahmen für die Ausbildungszentrum Luhmühlen (AZL) Lüneburger Heide GmbH als Grundeigentümer. Die Gesellschaft setzt nun verstärkt auf eine andere Einnahmequelle - nämlich auf Camper, die vor der berühmten Turnierkulisse ausspannen wollen.
"Wir nehmen weiterhin unter anderem Geld ein durch die Vermietung von Pferdeboxen und durch die Ausrichtung eigener kleinerer Turniere. Aber durch das Ausbleiben der Großveranstaltungen und ihrer Besucher haben wir in diesem Jahr immer noch ein Defizit von gut 100.000 Euro", erklärt AZL-Geschäftsführer Dr. Roland Wörner gegenüber dem WOCHENBLATT. "Wir hatten auch Kurzarbeit und mussten Mitarbeiter entlassen", unterstreicht Wörner den Ernst der Lage. Nun hofft er auf den Ferienbeginn in Niedersachsen und anderen Bundesländern ab diesem Wochenende und auf die Lust möglichst vieler Touristen, Luhmühlen und Umgebung als Urlaubsregion für sich lieb zu gewinnen. Dafür vermietet die AZL GmbH am Rande des Turniergeländes ein rundes Dutzend Campingplätze für 10 Euro pro Tag.
Zum ersten Mal machen dort die passionierten Wohnmobilisten Jacob (69) und Anita Roemer (67) aus dem holländischen, rund 400 Kilometer entfernten Alkmaar Station. "Die Lüneburger Heide bereisen wir bereits zum fünften Mal. Campen bedeutet für uns Freiheit, und dieser Platz hier ist sehr schön. Am besten gefällt uns die wohltuende Ruhe, denn zu Hause leben wir in der Nähe eines Flughafens", erzählt Anita Roemer. Von Luhmühlen aus unternehmen sie auch fleißig Radtouren zu regionalen Sehenswürdigkeiten. Als eine weitere Campingstation steuern sie noch Overhaverbeck bei Bispingen an, bevor es in gut einer Woche wieder zurück nach Holland geht. "Auch Alkmaar ist eine Reise wert, sind wir doch berühmt für unseren Käse", wirbt Jacob Roemer schließlich auch für seine Heimat.
Bei ihrer Werbung um Touristen setzt die AZL-Gesellschaft seit Kurzem auch auf das deutschlandweit aktive Hamburger Start-up-Unternehmen "popupcamps.de", das auch in Luhmühlen Corona-konforme Pop-up-Camps anbietet. Gebucht werden können dort Parzellen am Wald, wo sonst die Stallzelte für internationale Turnierreiter aufgebaut sind. Der Kontakt zu AZL-Chef Roland Wörner kam zustande über Jobst von Paepcke, der mit seiner Agentur bsp media die Idee zu "popupcamps.de" hatte und dessen Familie im Vielseitigkeitssport einen guten Namen hat. Ganz nach dem Motto "Wir retten den Sommerurlaub" stellen neben dem AZL unter anderem übrigens auch die von Paepckes Teile ihres Geländes für die Pop-up-Camps zur Verfügung - natürlich streng nach dem Corona-Schutzkodex.
"Wir haben bislang gute Erfahrungen mit nahezu allen Campern", freut sich Roland Wörner. "Die meisten Gäste halten sich an die Verhaltensregeln, und wir sind zuversichtlich, dass das auch so bleibt."
• Mehr Infos unter www.azl.luhmuehlen.de und unter www.popupcamps.de.