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"Interview der Woche" über Handwerk als Lebenswerk
Tischler Heinrich Isermann erhielt "Goldenen Meisterbrief"

Mit dem "Goldenen Meisterbrief": Tischlermeister Heinrich Isermann | Foto: ce
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  • Mit dem "Goldenen Meisterbrief": Tischlermeister Heinrich Isermann
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ce. Vierhöfen. Ein Jubiläum, wie es in der Region nicht alle Tage vorkommt, erlebte jetzt Heinrich Isermann aus Vierhöfen (Landkreis Harburg). Von der Handwerkskammer erhielt er den "Goldenen Meisterbrief", da er bereits seit stolzen 50 Jahren den Tischlermeister-Titel trägt. Im "Interview der Woche" sprach der passionierte Handwerker mit WOCHENBLATT-Redakteur Christoph Ehlermann über den Grund seiner Berufswahl, die Veränderungen in der Branche im Laufe der Jahrzehnte und darüber, inwieweit Isermann seine Liebe zur Tischlerei an den eigenen Nachwuchs weitergeben konnte.
WOCHENBLATT: Herr Isermann, erstmal herzlichen Glückwunsch zu der Auszeichnung! Was hat Sie seinerzeit bewogen, den Tischlerberuf zu erlernen?
Heinrich Isermann: Mein Vater Heinrich führte in dritter Generation einen Tischlereibetrieb in meinem Geburtsort Südergellersen. Da war für mich automatisch klar, dass ich diesen Beruf auch erlerne. Ab 1958 habe ich in dem Betrieb eine Lehre als Bau- und Möbeltischler gemacht und nach der Gesellenprüfung dort weitergearbeitet.
WOCHENBLATT: Wie waren die Lehr- und Wanderjahre?
Isermann: Von 1966 bis 1967 habe ich in Berlin gearbeitet. Weil mein Vater krank wurde, kehrte ich dann nach Hause zurück und führte mit einem Gesellen den Betrieb weiter. Bei einem Autounfall 1969 brach ich mir die Wirbelsäule dreimal, fiel fast ein halbes Jahr aus und konnte nur noch teilweise mitarbeiten. 1971 machte ich in der Meisterschule in Bad Wildungen meine Meisterprüfung. Als Meisterstück baute ich einen Eichenschrank.
WOCHENBLATT: Wieso gerade Eiche?
Isermann: Ich bin seit jeher ein Eichen-Fan, das ist einfach eine schöne Holzart. Den Schrank habe ich heute noch, und an die Studienreisen während der Meisterschule erinnere ich mich immer wieder gerne.
WOCHENBLATT: Inwiefern?
Isermann: Die Reisen führten uns unter anderem nach New York und Kanada, wo wir große Möbelfabriken und holzverarbeitende Betriebe, aber auch die spektakulären Niagarafälle besichtigten.
WOCHENBLATT: Wie ging es dann weiter?
Isermann: 1973 übernahm ich den Betrieb von meinem Vater. Vorwiegend stellten wir Holzfenster her, die wir meistes gleich fertig - nämlich mit Isolierglas versehen - einbauten. Da diese Fenster sehr schwer waren, bereitete mir meine Wirbelsäulenerkrankung mit der Zeit große Probleme. Daher habe ich den Betrieb Ende 1980 aufgegeben. Mein Vater war bereits 1977 verstorben.
Von 1981 bis 2004 war ich dann als Bau- und Montageleiter für zwei verschiedene Firmen von Berlin bis Aurich und von Flensburg bis Kassel unterwegs.
WOCHENBLATT: Wenn Sie Ihre beruflichen Anfangsjahre mit dem heutigen Tischlerhandwerk und der Branche allgemein vergleichen - wo gibt es die gravierendsten Veränderungen?
Isermann: Es sind immer mehr bürokratische Verordnungen dazugekommen, beispielsweise bei der Wärmedämmung. Das hat nicht immer Spaß gemacht. Was Spaß gemacht hat, war die Arbeit an den verschiedensten Orten und unterschiedlichsten Projekten.
WOCHENBLATT: Wie ist es aus Ihrer Sicht derzeit um den Tischler-Nachwuchs bestellt?
Isermann: Es gibt kaum Tischler, obwohl es ein schöner Beruf ist. Manche junge Leute glauben offenbar, die Arbeit am Computer in einem Geschäft oder einer Bank ist interessanter.
WOCHENBLATT: Apropos Nachwuchs: Ihre kürzlich verstorbene Lebensgefährtin, mit der Sie fast 42 Jahre zusammen waren, brachte vier heute erwachsene Kinder mit in die Beziehung. Teilen diese Ihre Begeisterung fürs Handwerk?
Isermann: "Unser" Sohn Michael hat Schlosser gelernt und arbeitet bei einem Fenster-Service. Seine Geschwister gehen beruflich jedoch andere Wege.
WOCHENBLATT: Sind Sie mit inzwischen 77 Lebensjahren heute immer noch handwerklich aktiv?
Isermann: Ich kümmere mich um alles, was im Haus und drumherum so anfällt. Und wenn ein Nachbar beispielsweise mal seine Gartenbank repariert haben möchte, mache ich das als Freundschaftsdienst.
WOCHENBLATT: Herr Isermann, vielen Dank für das Gespräch.

Mit dem "Goldenen Meisterbrief": Tischlermeister Heinrich Isermann | Foto: ce
"Ich bin ein Eichen-Fan": Tischler Heinrich Isermann mit dem 1971 von ihm als Meisterstück gebauten Eichenschrank | Foto: ce
Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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