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Millionenschaden im Buchholzer Freibad

"Mechanisierung ging rasend schnell voran"
"Interview der Woche" mit dem scheidenden Kreislandwirt Willy Isermann zu Veränderungen in der Branche

"Die unbeständigen internationalen Märkte machen uns schwer zu schaffen":  der scheidende Kreislandwirt Willy Isermann in einem Ölrettich-Feld | Foto: ce
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  • "Die unbeständigen internationalen Märkte machen uns schwer zu schaffen": der scheidende Kreislandwirt Willy Isermann in einem Ölrettich-Feld
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JOBS und KARRIERE

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ce. Toppenstedt. "Wir sitzen am Schreibtisch und füllen Formulare aus, während wir eigentlich die Kühe melken müssten." Die zunehmende Bürokratie hat in den vergangenen 18 Jahren oft die Arbeit von Kreislandwirt Willy Isermann (70) aus Toppenstedt (Landkreis Harburg) bestimmt. Anlässlich der Amtsübergabe an seinen Nachfolger (siehe Artikel auf dieser Seite) sprach Isermann im "Interview der Woche" mit WOCHENBLATT-Redakteur Christoph Ehlermann darüber, was er als "Sprachrohr" der Bauern in der Region erreicht hat und mit welchen Herausforderungen die Landwirte kämpfen müssen.
WOCHENBLATT: Herr Isermann, wurde Ihnen der Beruf des Landwirtes in die Wiege gelegt oder gab es auch andere berufliche Pläne?
Willy Isermann: Ich bin in einer Landwirtsfamilie in Südergellersen geboren. Landwirtschaft war immer meine Leidenschaft.
WOCHENBLATT: Was bleibt Ihnen aus Ihrer Amtszeit als Kreislandwirt besonders positiv in Erinnerung?
Isermann: Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Hauptamt in der Außenstelle der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen in Buchholz und das freundschaftliche, dienstliche Miteinander mit dem Leiter Ulrich Peper. Erfreulich waren auch der fachliche Austausch mit allen Beratungsorganisationen der Haus- und Landwirtschaft innerhalb des Kuratoriums, die Mitarbeit in der LWK sowie die Diskussionen mit den Kreislandwirten landesweit und insbesondere im Kammerbezirk Uelzen, wozu auch der Landkreis Harburg gehört.
WOCHENBLATT: Was haben Sie durch Ihr Engagement als Kreislandwirt für die Region erreicht? Was hätten Sie gerne noch umgesetzt?
Isermann: Es ist uns gelungen, einen kreisweiten Beregnungsverband zu gründen, um das dafür benötigte Grundwasser für die Zukunft zu sichern. Die Erlaubnis für einen längeren Zeitraum steht leider noch aus. Gemeinsam mit den Beratungsträgern wurde viel Engagement in die Öffentlichkeitsarbeit investiert.
WOCHENBLATT: Wenn Sie Ihre Anfänge als Landwirt mit der Gegenwart vergleichen: Wo gab es die gravierendsten Veränderungen in der Landwirtschaft?
Isermann: Die Mechanisierung in der Landwirtschaft ist in den Jahren meiner Berufszeit mit Riesenschritten vorangegangen. Wer hat vor 50 Jahren daran gedacht, dass man heute den Ackerschlepper über Satellit lenken oder die Kühe vom Roboter melken lassen kann?
WOCHENBLATT: Mit welchen Herausforderungen hat die Landwirtschaft derzeit besonders zu kämpfen?
Isermann: Die unbeständigen internationalen Märkte machen uns Bauern schwer zu schaffen. Die in Deutschland hohen Produktionskosten bei relativ schlechten Marktpreisen zwingen viele Betriebe zur Aufgabe. Die Hoffnung auf einen langsameren Strukturwandel bleibt unerfüllt. Der Verbraucher erhält die in Deutschland produzierten gesündesten Lebensmittel. Die Wertschätzung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse durch den Verbraucher sieht leider so aus, dass er nur zehn Prozent seines Einkommens für Lebensmittel ausgibt. Andere Dinge wie die Anschaffung des dritten Autos für die Familie oder der zweite Urlaub im Jahr sind ihm offenbar wichtiger.
WOCHENBLATT: Gibt es weitere Probleme?
Isermann: Das Abkommen der EU und mit den sogenannten Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay soll auch dazu dienen, für die Stahl- und Autoindustrie zusätzliche Absatzmärkte in Südamerika zu schaffen. Im Gegenzug werden landwirtschaftliche Produkte von dort unter anderem nach Deutschland importiert und verdrängen unsere heimischen Produkte.
WOCHENBLATT: Inwieweit behindert die zunehmende Bürokratisierung die Landwirte?
Isermann: Für die mit Einschränkungen unserer Befugnisse verbundenen EU-Ausgleichszahlungen ist ein riesiger Dokumentationsaufwand nötig. Die neue Düngeverordnung mit den "roten Gebieten", wo eine pflanzenbedarfsgerechte Düngung nicht mehr möglich ist, nimmt viel Zeit für die Dokumentation in Anspruch. Betriebsleiter werden hierdurch über alle Maßen mit Büroarbeit überhäuft.
WOCHENBLATT: Was wünschen Sie Martin Peters, Ihrem Nachfolger als Kreislandwirt?
Isermann: Martin Peters steht, wie ich ihn in der gemeinsamen Zeit kennengelernt habe, mit seiner ganzen Kraft vor und hinter den Landwirten und ihren Familien. Ich wünsche ihm allzeit eine glückliche Hand. Für die gemeinsamen 24 Jahre Landwirtschaftskammerarbeit möchte ich mich bei allen mit der Landwirtschaft verbundenen Institutionen und Verbänden bedanken. Mir hat es sehr viel Freude gemacht.
WOCHENBLATT: Herr Isermann, vielen Dank für das Gespräch.

- Martin Peters ist neuer Kreislandwirt

(ce). Martin Peters (47) aus der Elbmarsch-Gemeinde Drage ist neuer Kreislandwirt des Landkreises Harburg. Er tritt die Nachfolge von Willy Isermann (70) aus Toppenstedt an, der das Amt nach 18-jährigem Engagement in jüngere Hände abgibt. Peters wurde jetzt vom Bezirksstellen-Beirat der Landwirtschaftskammer Niedersachsen einstimmig gewählt.
Martin Peters bewirtschaftet als Haupterwerbslandwirt in seinem Heimatort Elbstorf bei Drage einen reinen Ackerbaubetrieb mit Getreide, Raps und Mais. "Bereits seit vielen Jahren ist er ehrenamtlich im Landvolk-Kreisverband und im Drager Gemeinderat tätig. Auch der Versammlung der Landwirtschaftskammer gehört er seit einigen Jahren an", umriss Ulrich Peper, Leiter der Buchholzer Kammer-Außenstelle, die Aktivitäten von Peters gegenüber dem WOCHENBLATT.
Der Kreislandwirt ist Ansprechpartner sowohl für die Landwirtschaft selbst als auch Impulsgeber für den ländlichen Raum und gilt als Mittelsmann bei fachlichen und organisatorischen Angelegenheiten, die die Gewinnung von Produkten aus der Natur durch die Landwirte betreffen. Er koordiniert die landwirtschaftliche Beratung vor Ort, ist Vorsitzender des Grundstücks- und Verkehrsausschusses der Landwirtschaftskammer und vertritt diese bei allen offiziellen Anlässen in der Region.
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen ist die Selbstverwaltungsorganisation der Landwirtschaft im gesamten Bundesland. In der Kammer kooperieren ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eng miteinander. Sie vertreten die fachlichen Interessen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Land- und Forstwirtschaft, in Gartenbau und Fischerei. Zu den Aufgaben der Kammer gehört die Beratung in verschiedenen Disziplinen, Aus- und Fortbildung sowie die Abwicklung der Agrarförderung, welche im Auftrag des Landes geschieht.

"Die unbeständigen internationalen Märkte machen uns schwer zu schaffen":  der scheidende Kreislandwirt Willy Isermann in einem Ölrettich-Feld | Foto: ce
Neuer Kreislandwirt: Martin Peters aus Drage | Foto: ce
Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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