Zweiter Weltkrieg
Archäologe erforscht Bomberwrack bei Meckelfeld

Archäologe Ole Uecker hält einen Sauerstoffbehälter aus dem bei Meckelfeld abgestürzten US-Bomberflugzeug in den Armen | Foto: ts
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Am 17. Januar 1945 wurde Hamburg schwer bombardiert. Bei Meckelfeld wurde ein Bombenflugzeug der US-Luftflotte abgeschossen. Der auf den Zweiten Weltkrieg spezialisierte Archäologe Ole Uecker vom Archäologischen Museum Hamburg entdeckte Trümmerteile des Fliegers und Ausrüstungsgegenstände der Besatzung.

In einem klug arrangierten Vortragsabend brachte der Verein Wassermühle Karoxbostel Fundstücke von der Absturzstelle, den Wissenschaftler und einen früheren Flakhelfer, den 94 Jahre alten Johann Heinrich Schütze aus Hittfeld, zusammen.

2.000 Fundstücke erinnern an den Abschuss des Bombenflugzeugs, bei dem die zwölf Besatzungsmitglieder zu Tode kamen. Das Archäologische Museum Hamburg hat sie unter dem Sammelbegriff "Fundplatz Meckelfeld 35" archiviert. Zwei Sauerstofftanks gehören dazu, dicht unter der Grasnarbe entdeckt. Für die Weste, die Besatzungsmitgliedern vor Flaksplittern schützen sollte, liegt eine Anfrage des Landschaftsverbands Westfallen-Lippe (LWL) Archäologie für Westfalen vor, der das Fundstück im nächsten Jahr in einer Ausstellung zeigen möchte.

Im Boden bei Meckelfeld lag auch eine Morphiumspritze. Sie sei in den Fallschirm integriert gewesen, damit sich das Fliegerpersonal möglichst umgehend gegen Schmerzen behandeln könne, erklärt Ole Uecker. Eine französische Fünf-Franc-Münze von 1832 deutet der Archäologe als Glückbringer, die ein Besatzungsmitglied bei sich getragen haben könnte. Genau wisse das aber niemand.

Der Fundplatz ist eine Wiese. So unscheinbar, dass niemand ahne, was geschehen ist. Die Archäologen spürten ihn mit digitalen Höhenmodellen und Metallsonden auf. Die Absturzstelle halten die Wissenschaftler geheim. Damit wollen sie eine Störung der Totenruhe verhindern. Munition könnte im Boden überdauert haben, die unbedarfte Sucher in Lebensgefahr bringen könnte.

Die Kreisarchäologie registriert Absturzstellen mittlerweile als Bodendenkmal. Militaria-Sammler sollen abgehalten werden, Fundstellen zu plündern. Sondengänger, die ohne Genehmigung illegal nach Fundstücken suchen, bereiten den Archäologen viel Ärger.

In einem Graben zur Abwehr von Panzern, zwei Meter tief und drei Meter breit, sollte Johann Heinrich Schütze aus Hittfeld im Mai 1945 bei Meckelfeld die Stellung gegen die britischen Truppen halten. "Völlig unsinnig", sagt der heute 94-Jährige. Im Alter von 16 und 15 Jahren mussten er und andere Jugendliche Dienst an Flakbatterien zur Verteidigung Hamburgs leisten. "Wir waren innerlich zerrissen", beschreibt er, was in ihnen vorging. Sie hätten Rachegefühle gehabt, weil die jugendlichen Soldaten wussten, was Bombenangriffe im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort angerichtet haben. Gleichzeitig hätten sie auch Angst gehabt.

Johann Heinrich Schütze, damals blass und dünn, überlebte. "Weil meinem jungen Gehirn eine Erleuchtung kam", erzählt er. Als der fanatische Kommandeur mit den restlichen Verteidigern kurz vor Kriegsende im Mai 1945 von Meckelfeld über die Autobahn nach Berlin ziehen wollte, setzte sich der Junge aus Hittfeld ab, rannte nachts über die Wiesen und Felder bei Glüsingen und Fleestedt zurück in sein Heimatdorf Hittfeld, versteckte sich eine Nacht bei Bekannten in der Scheune, dann im Elternhaus.

"Wir sind in Meckelfeld noch nicht fertig mit der Aufarbeitung", sagt Ole Uecker. Das Flugzeug werde nicht ergraben, wie der Archäologe es formuliert. Die Kosten wären enorm, auch wegen der Entsorgung der Kampfmittel. Eine halbe Million Euro habe die Ausgrabung in einem vergleichbaren Fall in Niedersachsen gekostet. Was die Archäologen aber wissen: Der US-Bomber ist nach dem Flakbeschuss flach auf dem Boden aufgekommen, mit den Motoren zuerst. "Es muss sich alles sehr schnell ereignet haben", sagt Ole Uecker. Kein Besatzungsmitglied habe überlebt. Die Gemeinde Seevetal plane eine Gedenktafel aufzustellen, gibt Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede am Ende des Abends bekannt.

Wurden in Kutenholz die Knochenteile von britischen Soldaten gefunden?
Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

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