Behinderter Bulle erhält neue Chance bei Günter Garbers
"Für mich ist er einfach nur Heinzi"

Der rotbunte Bulle Heinzi wurde mit einer Gaumenspalte und Gleichgewichtsstörungen geboren, doch er hat einen unglaublichen Lebenswillen Foto: Rafael Heygster
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Bulle Heinzi wurde mit Behinderung geboren und wäre normalerweise getötet worden - dank Landwirt Hans-Hermann Behr und Günter Garbers darf er leben

as. Glüsingen. "Offiziell ist er ein Bulle mit Behinderung, aber für mich ist er einfach Heinzi", sagt Günter Garbers über den jüngsten Neuzugang auf seinem Lebenshof am Mühlenbach. Dunkelbraune Kulleraugen, weiches, braun-weißes Fell und ein neugieriger Blick - Heinzi ist einfach knuffig. Dass Heinzi seinen Lebensabend auf dem Glüsinger Gnadenhof für Nutziere verbringen darf, ist jedoch nicht selbstverständlich.
Heinzi wurde im Januar 2018 im Bioland Milchviehbetrieb von Landwirt Hans-Hermann Behr geboren. Als Hans-Hermann Behr in den Stall kam und Heinzi sah, merkte er gleich, dass mit dem Tier etwas nicht stimmte. Der Bulle hat eine Gaumenspalte, der Kopf ist leicht deformiert. Er konnte nicht allein aufstehen. "Dabei können das Kälber eigentlich sofort", so Behr. Aus betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten, erklärt der Bauer, hätte Heinzi getötet werden müssen, so ein Tier sei ein "Minusgeschäft". Zeit und Futter sind zu kostbar. Doch der erfahrene Landwirt brachte es nicht über sein Herz. Als er das Kälbchen nach der Geburt mit einem Nuckeleimer voller Milch besuchte, wurde ihm klar: "Dieses Kalb will leben!" Es habe einen unglaublichen Lebenshunger gehabt, erinnert Behr sich, wollte unbedingt trinken. Mehrmals täglich besuchte Behr den Bullen und fütterte ihn. Nach einiger Zeit konnte das Tier, das Familie Behr auf den Namen Heinzi getauft hat, zwar von allein stehen, doch eine Gleichgewichtsstörung macht ihm bis heute das Leben schwer. "Damit er sich nicht verletzt, mussten wir ihn getrennt von seinen Artgenossen unterbringen", sagt Behr. Zu groß war die Gefahr, dass er umkippt, in den Elektrozaun fällt und dort liegen bleibt. Heinzi wurde in einem separaten Außengehege auf dem Hof untergebracht. "Dort hatten wir ihn immer im Blick." Heinzi war ein Teil der Familie, wurde täglich mit Kartoffelschalen, Toast etc. gefüttert. "Nach dem Mittagessen hat Heinzi immer schon auf uns gewartet", sagt Behr. "Und wenn er mal nicht da war, musste man nur seinen Namen rufen, und er kam angetrabt."
Als die Jungtiere von der Weide in den Stall gebracht sollten, wurde der Platz auf dem Hof zu knapp für Heinzis Einzelunterkunft. "Normalerweise wäre das Rind spätestens jetzt getötet und für den Eigenbedarf geschlachtet worden", sagt Hans-Hermann Behr. "Aber man hängt an so einem Pflegefall, Heinzi war ja wie ein Haustier für uns. Wir haben es einfach nicht übers Herz gebracht, ihn zu töten." Kurzerhand rief er Tierschützer Günter Garbers zur Hilfe.
"Ich weiß, dass Heinzi leben möchte - und das soll er bei uns haben", sagt Garbers. Er sieht in Heinzi den Beweis dafür, dass kein Tier sterben will. Denn jedesmal, wenn der Viehändler bei Familie Behr auf den Hof rollte, begann Heinzi zu schreien. "Heinzi hat gespürt, dass es ihm beim Viehhändler an den Kragen gehen soll - und sich mit seinen Mitteln dagegen gewehrt", ist der Veganer überzeugt. "Wir wollen ihm das Leben hier so schön wie möglich machen." Das ist nur dank seines großen Einsatzes möglich. Denn wie bei Hans-Hermann Behr muss Heinzi getrennt von den anderen Tieren untergebracht und im Auge behalten werden. Neben dem Bullen versorgt Garbers jedoch noch weitere Pflegefälle wie z.B. Kringel, ein Schaf, dass eine Prothese trägt (das WOCHENBLATT berichtete). Tierarzt- und Futterrechnungen, Zäune und Ställe - der über Spenden finanzierte Gnadenhof muss einiges an Kosten stemmen. Günter Garbers ist aber überzeugt, dass sich sein Einsatz lohnt. "Haustiere wie Hunde und Katzen werden betüdelt, doch Nutztiere haben keine Lobby und werden einfach getötet", kritisiert Garbers. "Einerseits kommt der Hund mit ins Bett, andererseits kaufen die Menschen ihr Fleisch im Discounter - von den am meisten gequälten Tieren. Da herrscht doch ein riesiger Widerspruch!" Auch ein behinderter Bulle wie Heinzi habe es verdient, zu leben. "Wir sind nicht berechtigt, ein Tier zu töten, bloß, weil es nicht in die Norm passt", sagt der Tierrechtler. Lebenshof am Mühlenbach "Kein Tier möchte sterben", sagt Günter Garbers. Gemeinsam mit seinem Verein "Lebenshof am Mühlenbach" setzt er sich ein für die Rechte von Nutztieren. Auf seinem Gnadenhof in Glüsingen dürfen 100 Schafe, drei Ziegen, vier Rinder und ein Schwein ihr Leben verbringen - bis zu ihrem natürlichen Tod.
Das WOCHENBLATT berichtete mehrfach über das Engagement des Tierrechtlers. Unter anderem rettete Garbers den Schafbock "Kringel" vor dem Tod. Kringel musste das Bein abgenommen werden. In Glüsingen hat er dank einer Prothese eine zweite Chance erhalten.
Futter, Tierarztrechnungen, Zäune - es gibt immer etwas zu tun auf dem Lebenshof, der komplett über Spenden finanziert wird.
Wer Günter Garbers' Arbeit unterstützen möchte, spendet an den Lebenshof unter IBAN: DE 10 240 603 00 4902020 000; BIC: GENO DE F1 NBU; Volksbank Lüneburger Heide. Auch bei der Pflege der Tiere kann der Gnadenhof tatkräftige Hilfe gebrauchen. Infos unter www.lebenshof-am-muehlenbach.de oder auf www.facebook.com/guentergarbers. Spenden an den Lebenshof "Kein Tier möchte sterben", sagt Günter Garbers. Gemeinsam mit seinem Verein "Lebenshof am Mühlenbach" setzt er sich ein für die Rechte von Nutztieren. Auf dem Gnadenhof in Glüsingen dürfen 100 Schafe, drei Ziegen, vier Rinder und ein Schwein ihr Leben verbringen - bis zu ihrem natürlichen Tod. Das WOCHENBLATT berichtete mehrfach über das Engagement des Tierrechtlers.
Der Lebenshof wird über Spenden finanziert. Wer Günter Garbers' Arbeit unterstützen möchte, spendet an den Lebenshof unter IBAN: DE 10 240 603 00 4902020 000; Volksbank Lüneburger Heide. Auch bei der Pflege der Tiere kann der Gnadenhof tatkräftige Hilfe gebrauchen. Infos unter www.facebook.com/guentergarbers sowie unter www.betterplace.org (Stichwort "Lebenshof am Mühlenbach").
Wer mehr von Heinzi sehen möchte, kann sich den knuffigen Bullen auf youtube anschauen (Neues von Günter Garbers: Heinzi kommt). Der aus Funk und Fernsehen (NDR Hofgeschichten) bekannte Tierschützer Günter Garbers hat dort einen eigenen Kanal.

Weitere Informationen über den Lebenshof am Mühlenbach gibt es bei Günter Garbers unter Tel. 0160-91355112.

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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