"Wir betreiben hier Küstenschutz!"
Günter Garbers fürchtet um seine Herde - und die Deichsicherheit an der Seeve

Günter Garbers hält mit seiner Schafherde ehrenamtlich den Seevedeich in Glüsingen in Schuss | Foto: Weißmann
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  • Günter Garbers hält mit seiner Schafherde ehrenamtlich den Seevedeich in Glüsingen in Schuss
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as. Glüsingen. Wird der Klimawandel nicht gebremst, werden die Risiken durch Hitze, Trockenheit und Starkregen in Deutschland stark ansteigen. Zu diesem Schluss kommt die Klimawirkungs- und Risikoanalyse (KWRA) des Bundes, die jetzt von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt vorgestellt wurde. Das hat auch Auswirkungen auf den Küstenschutz. Flüsse und Flusstäler könnten durch Niedrig- oder Hochwasser stärker betroffen sein.

Günter Garbers betreibt mit seinem Verein den Lebenshof am Mühlenbach in Seevetal-Glüsingen (Landkreis Harburg), ehrenamtlich hält der ehemalige Berufsschäfer seit 1980 dort mit seiner Herde den Seevedeich in Schuss. Das werde ihm jedoch zunehmend erschwert, sagt Garbers.

Aufgrund einer behördlichen Anordnung musste der Lebenshof am Mühlenbach jüngst den Großteil der auf dem Hof lebenden Tiere abgeben (das WOCHENBLATT berichtete). Für neue Tiere wurde dem Verein ein Aufnahmestopp erteilt. Garbers befürchtet nun, dass, sollten einige der "Deichschafe" sterben, seine Herde so dezimiert wird, dass eine vernünftige Deichpflege nicht mehr möglich ist.

Die Schafe haben eine wichtige Aufgabe: Sie verfestigen die Grasnarbe. Die Tiere fressen die aufwachsende Vegetation und treten mit ihren feinen Klauen den Boden fest. "Nur eine geschlossene Grasnarbe bietet optimalen Schutz", erklärt Garbers. 15 Jahre lang hat er zwischen 1980 und 1995 den Elbdeich in Over/Bullenhausen (Gemeinde Seevetal) mit einer Herde von 1.000 Schafen abgehütet: "Ich bilde mir ein, zu wissen, wie der 'Blanke Hans' funktioniert!"

Bei dem Seevedeich handele es sich zwar um einen Deich zweiter Ordnung, dennoch sei die Deichpflege hier wichtig: "Wenn dieser Deich nicht wäre, stünden hier bei Hochwasser alle Höfe unter Wasser!" mahnt Garbers. Er erklärt: "Die Seeve fließt über ein Sperrwerk in die Elbe. Wenn über einen längeren Zeitraum Hochwasser auf der Elbe ist, öffnet das Sperrwerk nicht - und die Seeve staut sich zurück. Der Deich schützt uns vor diesem Stauwasser!" Zuletzt sei das vor etwa sieben Jahren der Fall gewesen. Durch den Klimawandel werde es vermehrt zu Sturmfluten mit Hochwasser kommen, so Garbers. "Wenn wir noch was retten wollen, müssen wir den Küstenschutz ausbauen. Hamburg erhöht seine Deich bereits, Niedersachsen muss da nachziehen", ist Garbers überzeugt.

Der Lebenshof am Mühlenbach war nach einem Kadaverfund in die Kritik geraten, der Verein und sein Vorsitzender Günter Garbers müssen sich seither an zahlreiche Auflagen halten und werden vom Veterinäramt kontrolliert. Bei der Schafherde am Deich hat der Landkreis allerdings nichts zu beanstanden. "Der Zustand der am Seevedeich stehenden Schafe gibt aktuell keinen Anlass zur Beunruhigung", sagt Kreissprecher Andres Wulfes. Zwar hat der Lebenshof am Mühlenbach aktuell einen Aufnahmestopp für neue Tiere, das gilt aber nicht für die Herde am Seevedeich, so Wulfes. Dort darf Garbers verstorbene Tiere ersetzen.

Kritisch werde es allerdings, was die Unterbringung der Schafherde angeht. Wie berichtet, darf der alte Stall auf dem Hof nicht mehr genutzt werden, die Errichtung des neuen Gebäudes wurde jedoch aus baurechtlichen Gründen gestoppt. "Jetzt auf der Weide ist alles in Ordnung. Wir werden aber weiterhin zeitgerecht überprüfen, wie es den Tieren geht. Herr Garbers muss sich jetzt Gedanken machen, wie er seine Tiere bei einem Kälteeinbruch tierschutzgerecht unterbringen kann", teilt der Kreissprecher auf Nachfrage mit.

Günter Garbers hält mit seiner Schafherde ehrenamtlich den Seevedeich in Glüsingen in Schuss | Foto: Weißmann
Die Schafe fressen die aufwachsende Vegetation und treten mit ihren Klauen den Boden fest | Foto: Weißmann
Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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