Interview
Zwei Hausärztinnen über die Unmöglichkeit, Corona und Erkältung zu unterscheiden

Die Allgemeinmedizinerinnen Nicole Weide (li.) und Rima Aden in einem Behandlungsraum ihrer Praxis | Foto: ts
  • Die Allgemeinmedizinerinnen Nicole Weide (li.) und Rima Aden in einem Behandlungsraum ihrer Praxis
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(ts). Der Herbst naht und mit dieser Jahreszeit beginnt die Erkältungs- und Grippesaison. Wie können Menschen wissen, ob sie an Corona erkrankt sind oder nur eine Erkältung haben? Und wie soll man sich bei Halsschmerzen, Schnupfen und Fieber verhalten? WOCHENBLATT-Redakteur Thomas Sulzyc sprach mit den Allgemeinmedizinerinnen Rima Aden und Nicole Weide aus Seevetal-Hittfeld.
WOCHENBLATT: Fragen Menschen in ihrer Hausarztpraxis bereits nach Grippeimpfungen?
Nicole Weide: Wir haben laufend Anfragen am Telefon. Wir werden aber nicht vor Oktober mit dem Impfen gegen Grippe beginnen. Damit erreichen wir, dass der Impfschutz am effektivsten ist, wenn die Influenza ihren Höhepunkt erreicht, nämlich wahrscheinlich im Januar.
WOCHENBLATT: Möglicherweise möchten sich wegen der Corona-Pandemie mehr Menschen als sonst gegen Influenza impfen lassen. Impfstoff könnte knapp werden. Wer sollte am dringendsten geimpft werden?
Rima Aden: Wir möchten die Gruppen impfen, bei denen es am sinnvollsten ist und nicht die, die am panischsten reagieren. Gegen Influenza geimpft werden sollten vor allem alle Menschen, die älter als 60 Jahre alt sind, alle mit chronischen Erkrankungen und Personen, die viele Kontakte zu anderen haben, zum Beispiel Busfahrer, Krankenschwestern, Pfleger oder Lehrer.
Nicole Weide: Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Herbst und Winter weniger Grippekranke haben werden als in den Vorjahren, weil die Hygienemaßnahmen gegen COVID-19 wie das Tragen einer Mund- und Nasenbedeckung auch ihren Schutz gegen Influenza entfalten. Mein subjektiver Eindruck ist, dass in diesem Jahr weniger Arbeitnehmer krank gewesen sind. Das könnte bedeuten: Wenn wir auch nach dem Ende der Corona-Pandemie zumindest im Herbst und Winter, wenn wir krank sind, weiterhin einen Mund- und Nasenschutz tragen, ließe sich die Zahl der Grippe-Toten erheblich reduzieren. Bewiesen ist das aber nicht.
WOCHENBLATT: Was ist gefährlicher: COVID-19 oder Grippe?
Nicole Weide: Die Grippe ist weniger gefährlich. COVID-19 ist durchaus gefährlich, die Sterblichkeitsrate ist deutlich höher als bei Grippe. Und COVID-19 kann irreparable Organschäden zur Folge haben. Es gibt Hinweise auf Herz- und Nierenschäden sowie auch Hirnschäden.
WOCHENBLATT: Bei Halsschmerzen, Schnupfen und Fieber: Wie kann ich die Anzeichen von Corona und Erkältung unterscheiden?
Nicole Weide: Gar nicht. Das wird die Problematik in diesem Herbst. Ich würde auch gar nicht erst versuchen, zwischen den Symptomen von Corona und Erkältung zu differenzieren. Wer Husten hat, soll zu Hause bleiben und symptomatische Therapien anwenden. Also ausreichend trinken, sich im Bett ausruhen und jeden Kontakt meiden, um niemanden anzustecken.
WOCHENBLATT: Wie gehen Sie als Ärztinnen damit um, nicht zu wissen, ob jemand mit COVID-19 oder nur mit einer Erkältung vor ihnen steht?
Rima Aden: Wir schreiben eher krank. Und wir testen mehr Menschen auf COVID-19, bei denen es wichtig ist, also zum Beispiel bei Mitarbeitern von Kindergärten oder Altenheimen. Wir werden aber nicht jeden durchgehend testen können, dem der Hals kratzt. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts treten diese Symptome bei COVID-19 besonders häufig auf:
Husten: 46 Prozent
Fieber: 39 Prozent
Schnupfen: 21 Prozent
Störung des Geruchs- und Geschmacksinns: 15 Prozent Symptome bei COVID-19

Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

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