Zukunft des Zahlungsverkehrs
Brauchen wir noch die Ein- und Zwei-Cent-Münzen?

208 Ein- und Zwei-Cent-Münzen besitzt jeder Deutsche im Schnitt | Foto: mum
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(ts). Vielen Verbrauchern sind die Ein-und Zwei-Cent-Münzen lästig. Sie machen das Portemonnaie dick und schwer. Deshalb horten viele Menschen die Kupfermünzen in Gläsern oder anderen dekorativen Behältern. Im Schnitt 208 Ein- und Zwei-Cent-Münzen besitzt jeder Deutsche, hat die Bundesbank mal errechnet. Brachliegendes Kapital - warum gibt es die Kupferstücke überhaupt noch?
Das fragt sich auch die EU-Kommission. Ihr Arbeitsprogramm sieht die Prüfung der Nutzung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen vor mit der Möglichkeit, Rundungsregeln im Einzelhandel in allen Mitgliedstaaten einzuführen.
In manchen europäischen Ländern ist Auf- und Abrunden bereits üblich - in den Niederlanden oder in Belgien zum Beispiel. Dort gelten im Einzelhandel Fünf-Cent-Schritte. Das funktioniert so: Beläuft sich der Einkauf auf 4,93 Euro, zahlt der Kunde 4,95 Euro. Bei einem Rechnungsbetrag von 4,92 Euro reicht es, 4,90 Euro zu geben.
Das Auf- und Abrunden macht die Ein- und Zwei-Cent-Münzen am Ende überflüssig. Man könnte sie abschaffen. Genau das dürfte das Ziel der EU-Komission sein. Ursprünglich hatte sie in ihrem Entwurf des Arbeitsprogramms sogar von der Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen gesprochen, die Formulierung nach Protesten aber wieder entschärft.
Dennoch: Die EU-Kommission hat mit ihrem Arbeitsprogramm Rundungsregeln für den Handel und damit die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Stücke in die politische Diskussion gebracht. Der Vorschlag findet emsige Befürworter und resolute Gegner.
Hier drei Gründe, die für die Beibehaltung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen sprechen:
Kritiker sehen in dem Vorschlag den Einstieg in den Bargeldausstieg. Gerade in Deutschland ist Bargeld aber nach wie vor sehr beliebt. Laut einer Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) trugen die Deutschen im Jahr 2016 im Schnitt 103 Euro im Geldbeutel mit sich.
Händler müssten Kunden das Rundungsverfahren immer wieder erklären. Sie stünden im Verdacht, Kunden übervorteilen zu wollen.
Die Inflation könnte steigen: Wenn das Brötchen zum Beispiel 28 Cent und zukünftig 30 Cent kostet, liegt die Steigerungsrate schon bei sieben Prozent.
Drei Gründe, warum Europa die Ein- und Zwei-Cent-Stücke nicht mehr braucht:
Die Herstellung der kleinen Kupfermünzen kostet mehr, als sie wert sind. 1,65 Cent kostet die Prägung einer Ein-Cent-Münze. Diese besteht aus einem Eisenkern mit einer Kupferauflage.
Die kleinen Münzen nehmen im Portemonnaie Platz weg, machen den Geldbeutel schwer. Das Kupfergeld ist vielen lästig, deshalb verschwindet es in Gläsern und Sparschweinen.
Viele Automaten nehmen Ein- und Zwei-Cent-Stücke nicht an. Kassierer brauchen sich nicht mit den kleinen Münzen abzumühen. Der Bezahlvorgang an der Kasse würde sich beschleunigen.
Das sagen Wirtschaftsvertreter aus der Region:
Henning Schleemann, Geschäftsführer des Modehauses Stackmann: "Wir würden eine Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen begrüßen. Momentan werden wir fast täglich mit rollenweise Kleinstgeld für unsere Kassen beliefert und zahlen dafür im Grunde mehr an die Banken, als das Geld eigentlich wert ist. Hinzu kommt, dass bei Kassenabschluss immer eine elende Zählerei durchgeführt werden muss. Ich bin sicher, dass auch die Lieferanten nach einer Übergangszeit zu runden Preisen übergehen werden und dann letztendlich alles einfacher wird."
Sonja Hausmann, Vorstandsmitglied der Sparkasse Harburg-Buxtehude: "Derzeit stehen wir unseren Kunden flächendeckend in der Bargeldversorgung zur Verfügung. Und so lange es Bargeld gibt, werden wir das auch weiterhin tun. Allerdings nimmt das bargeldlose bzw. mobile Bezahlen eine rasante Entwicklung. Auch unsere Kunden schwenken zunehmend auf mobiles Bezahlen um, da hat die Einführung von Apple Pay auch nochmal einen Schub gegeben. Wir verfolgen also aufmerksam die Entwicklung der EU-Politik und werden den Weg aktiv begleiten."
Bäcker Hendrik Weiß: "Ich erwarte, dass sich die Bargeldzahlung mittel- oder langfristig erübrigen wird. Ich baue auf Kartenzahlung. Wenn uns die Banken auf diesem Weg unterstützen, könnten wir in fünf Jahren soweit sein. Den Vorschlag zur Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen begrüße ich. Denn die Kosten für uns als Betrieb, bei den Banken Wechselgeld zu beschaffen, sind extrem hoch."
Kioskinhaber Jens Waldvogel: "Meiner Meinung nach können die kleinen Münzen abgeschafft und die Preise auf fünf Cent am Ende auf- oder abgerundet werden. Derzeit enden sie, zum Beispiel bei Fernsehzeitschriften, oft auf neun Cent, das ist doch unnötig. Viele Kunden runden schon jetzt auf oder stecken den Cent in die Spendendose auf dem Tresen. Vor drei Jahren musste ich auch nie Kleingeld von der Bank holen, seitdem die Preise so krumm sind schon. Das kostet alles zusätzlich meine Zeit und mein Geld."

Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

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